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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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EINS

    Sie waren zu zweit und blitzschnell, wussten genau, wo das Bett stand, und bauten sich rechts und links davon auf. Wyatt rollte sich auf die Seite und griff nach dem Rucksack auf dem staubigen Teppich. Den Finger am Abzug, zog er die .38er aus der linken Seitentasche, als der Totschläger seinen Handrücken traf. Blei in Rindsleder. Der Arm war sofort taub. Dann der Schlag über den Schädel, und nicht nur seine Hand, auch Überlegungen, wer die Kerle waren und wie sie ihn hatten finden können, wurden so bedeutungslos wie alles andere um ihn herum.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Fußboden und atmete Staub. Das schwache Leuchten des fluoreszierenden Streifens über dem verdreckten Waschbecken in der Ecke stahl sich durch den Raum. Wyatt hielt die Augen geschlossen. Nur eine kurze Muskelkontraktion, um die verletzte Hand zu testen, ansonsten verharrte er reglos. Die Männer hatten sich seinen Rucksack vorgenommen und schienen irritiert und amüsiert zugleich.
    »Mann, ein Funkabhörgerät«, sagte der eine, packte den Rucksack Stück für Stück aus und legte alles auf die schäbige Kommode. »Handy, Knarre, Wäsche zum Wechseln. Klassische Tramperausrüstung, was?«
    »Und die Kohle?«
    »Nichts.«
    »Whitney, der Typ hat Lohngelder abgegriffen.«
    »Dann schau doch selbst nach!«, entgegnete der Mann namens Whitney.
    Nun untersuchte der andere sämtliche Seitentaschen, die Nahtkanten und Träger des Rucksacks. Er ging methodisch vor und bald würde er die zwanzigtausend Dollar, die Wyatt auf seine persönlichen Sachen verteilt hatte, gefunden haben. Fünftausend Dollar hier, fünftausend Dollar da, eingerollt in Socken, verstaut in einer Aspirinschachtel, unter den Kragen eines Hemds geklemmt. Eigentlich hätten es dreihunderttausend Dollar sein sollen, doch irgendjemand war ihm zuvorgekommen, und die zwanzigtausend waren alles, was Wyatt geblieben war.
    Er bewegte sich jetzt, die Beine angewinkelt, drückte er sich vom Teppich ab, bereit zum Sprung. Whitney bemerkte ihn zuerst.
    »Vorsicht, Moss!«
    Wyatt stürzte nach vorn. Er hatte keinen Plan, hoffte nur, einen von ihnen außer Gefecht zu setzen und den anderen aufhalten zu können. Als er geduckt auf sie zuschoss, sah er, wie beide zur Seite traten. Er machte eine Drehung und rammte dem Typ, der nun mit dem Rücken zu ihm stand, die Schulter in die Kniekehlen, vollführte noch eine Drehung, um mit dem anderen in den Clinch zu gehen. Es gab weder Schreie noch Rufe, nur die Geräusche von Anstrengung und verzweifelter Gegenwehr: Ächzen und Stöhnen, den Widerhall harter Fäuste auf Fleisch, Stakkato-Atmen, schließlich ein Tasten an der Tür und das leichte Quietschen von Turnschuhen auf dem blanken Betonstreifen, der das Gebäude umgab.
    Den Totschläger in der Hand, saß Wyatt rittlings auf einem seiner Angreifer, der sich in Erwartung des Schlages krümmte und schützend den Arm vor das Gesicht hielt.
    »Ich ergeb mich. Ich geb auf«, sagte der Mann.
    Wyatt entspannte seinen Arm. Dann bemerkte er die offene Tür und das Fehlen seines Rucksacks. Hinter dem Motel wurde ein Anlasser betätigt, ein Motor sprang an und durchdrehende Reifen wirbelten knirschenden Schotter auf. Wyatt stand auf. »Dein Kumpel hat sich gerade abgeseilt.«
    »Schlag nicht zu.«
    Wyatt ging zur Tür und schaute nach draußen. Es war zwei Uhr morgens, und wäre das hier eine anständige Bleibe gewesen, gäbe es bereits Aufregung und Fragen unter den anderen Bewohnern. Aber das hier war keine anständige Bleibe; Wyatt war auf der Flucht und hielt sich nachts in abgewrackten Trailerparks oder heruntergekommenen Motels in der Nähe gottverlassener Städte auf. Soweit er es ausmachen konnte, befand er sich momentan am Mt. Gambier, unweit von Melbourne. Er hatte nicht den direkten Weg genommen, da er Straßensperren und Kontrollen in Bussen und Zügen vermutete. Vom Outback im Süden nach Melbourne über Mt. Gambier war mit Sicherheit ein Umweg, ersparte ihm aber den Kontakt mit den Bullen. Wer also waren diese beiden Schwachköpfe, und woher wussten sie von dem Überfall auf den Lohntransporter?
    Er schloss die Tür und drehte sich um. Der Mann lag winselnd am Boden.
    »Steh auf.«
    »Nicht schlagen!«
    »Ich tu dir nichts, steh auf.«
    Wyatt sah, wie schmerzvoll das Zusammenspiel der Muskulatur und Glieder war, als der Mann sich hochrappelte, um dann schwankend vor ihm auf dem Teppich zu stehen. »Setzen«, sagte er und stieß den Mann aufs Bett.
    Wyatt baute sich direkt

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