Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
den gerillten Stützpfeilern und zerstörte einen nach dem anderen. Mit großem Getöse stürzten sie ein und brachen in Stücke.
Nachdem sie alle Strebepfeiler weggeschlagen hatte, begannen die nicht mehr ausreichend gestützten Mauern des Kirchenschiffs zu wanken und sich nach außen zu wölben. Dorns Bemühungen, sich auszugraben, machten alles noch schlimmer und nach ein paar Sekunden gaben die Mauern nach. Das ganze Gebäude brach mit einem lawinenartigen Rumpeln zusammen und eine gewaltige Staubwolke stieg gen Himmel auf.
Saphira brüllte ihren Triumph hinaus. Dann landete sie auf den Hinterbeinen neben dem Schuttberg und machte sich daran, die Steinblöcke mit dem heißesten Feuerstrom zu überziehen, den sie heraufbeschwören konnte. Flammen waren mit Magie leicht abzulenken, aber das Abwehren von tatsächlicher Hitze erforderte größere Mühe und mehr Energie. Indem sie Murtagh zwang, noch mehr seiner Kraft aufzuwenden, damit Dorn und er nicht bei lebendigem Leib gekocht wurden – er opferte ja bereits einen Teil seiner Energie, um nicht zerquetscht zu werden –, hoffte sie, seine Reserven so weit zu erschöpfen, dass Eragon und die Zwei-Beine-spitze-Ohren vielleicht eine Chance hatten, ihn zu besiegen.
Während sie Feuer atmete, sang der Wolf-Elf auf ihrem Rücken Zauber, obwohl sie keine Ahnung hatte, wofür sie gedacht waren – es interessierte sie auch nicht besonders. Sie vertraute dem Zweibeiner. Was immer er tat, sie war überzeugt, dass es helfen würde.
Saphira wich zurück, als die Steinblöcke in der Mitte des Haufens zu explodieren schienen und Dorn mit einem Brüllen aus dem Schutt getaumelt kam. Seine Flügel waren zerknittert wie die eines zertretenen Schmetterlings und er blutete aus mehreren Wunden an den Beinen und am Rücken.
Er funkelte sie an und knurrte, dabei waren seine rubinroten Augen dunkel von Kampfeswut. Zum ersten Mal hatte sie ihn wirklich erzürnt und es war ihm anzusehen, dass er darauf brannte, ihr das Fleisch von den Knochen zu reißen und ihr Blut zu schmecken.
Gut, dachte sie. Vielleicht war er doch nicht so ein Geprügelt-verängstigter-Hund, wie sie gedacht hatte.
Murtagh griff in einen Beutel an seinem Gürtel und zog einen kleinen runden Gegenstand hervor. Aus Erfahrung wusste Saphira, dass der Gegenstand verzaubert war und dass Murtagh ihn benutzen würde, um Dorns Verletzungen zu heilen.
Ohne abzuwarten, schwang sie sich in die Luft und versuchte, so viel Höhe wie möglich zu gewinnen, bevor Dorn in der Lage war, ihr zu folgen. Nach einigen Flügelschlägen blickte sie hinab und sah, dass er ihr in rasendem Tempo nachsetzte, ein Groß-rot-scharfe-Klauen-Habicht.
Sie drehte sich in der Luft und wollte gerade zum Sturzflug auf ihn ansetzen, als sie tief in ihrem Geist Eragon rufen hörte: Saphira!
Erschrocken drehte sie sich weiter, bis sie das südliche Bogen-Tor der Stadt im Blick hatte, wo sie Eragon spürte. Sie zog die Flügel so eng an den Körper wie möglich und stürzte in steilem Winkel auf den Bogen zu.
Dorn stürzte ihr nach, als sie an ihm vorbeischoss, und ohne sich umzuschauen, wusste sie, dass er dicht hinter ihr war.
Und so rasten sie beide auf die schmale Mauer der Ratten-Nest-Stadt zu und die kühle Morgen-Luft-vom-Wasser heulte in Saphiras Ohren wie ein verwundeter Wolf.
HAMMER UND HELM
E
ndlich!, dachte Roran, als die Hörner der Varden zum Angriff bliesen.
Er warf einen Blick hinüber nach Dras-Leona und sah, wie Saphira in steilem Sturzflug auf die dunkle Masse von Gebäuden hinabstieß. Ihre blauen Schuppen funkelten im Licht der aufgehenden Sonne. Unter ihr regte sich Dorn wie eine große Katze, die sich auf einem Zaun gesonnt hatte, und nahm Saphiras Verfolgung auf.
Energie durchflutete Roran. Die Zeit für die Schlacht war endlich gekommen und er war begierig, sie hinter sich zu bringen. Er dachte kurz voll Sorge an Eragon, dann stieß er sich von dem Baumstumpf ab, auf dem er gesessen hatte, und ging zu seinen Männern hinüber, die sich bereits in einer breiten, rechteckigen Formation aufstellten.
Roran ließ den Blick über die Reihen wandern und überzeugte sich davon, dass alle bereit waren. Sie hatten fast die ganze Nacht über gewartet und die Männer waren müde. Aber er wusste, dass Angst und Aufregung sie schon bald munter und ihre Köpfe klar machen würde. Roran war ebenfalls müde, aber er achtete nicht darauf. Schlafen konnte er nach der Schlacht. Bis dahin war seine Hauptsorge, seine Männer und
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