Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
Vom Netzwerk:
bevor die Leute des DPI ihn überwältigen konnten. Um seine Chancen, den Kampf zu gewinnen, war es schlecht bestellt. Und doch betete ich inbrünstig, dass Gott ihn beschützen möge und meine Tochter. Denn ich liebte sie beide über alle Maßen.
    Sie hielten uns noch nicht lange hier fest. Amber und ich waren in einer Zelle in einem der untersten Stockwerke eingesperrt; draußen vor der undurchdringlichen Tür standen Wachen, warteten auf die Ankunft ihres Chefs und dessen Befehle. Ich fragte mich, wie diese Befehle lauten mochten. Wie würden sie diesmal versuchen, mich zu töten, und was sollte dann aus meinem kostbaren kleinen Mädchen werden?
    Sie hatten mich nicht angekettet. Wahrscheinlich nahmen sie an, dass ich von dem Medikament zu geschwächt war, um ihnen ernsthaft Schwierigkeiten zu machen. Ich saß in der Ecke, drückte Amber an mich und sang für sie wie in den einsamen Monaten vor ihrer Geburt. Sie strahlte mich an. Sie lächelte, während ich sang.
    Es war so, wie Jameson es sich vorgestellt hatte. Sie befanden sich im Krieg und mussten entsprechend handeln. Diese Leute hatten die Absicht, seinesgleichen zu ermorden. Kaum hatte man sie entdeckt, kamen bewaffnete Wachen heraus und feuerten hauptsächlich konventionelle Munition auf sie ab, doch einige hatten auch die verhassten Betäubungsmittelgewehre in der Hand. Aber gegen so eine Übermacht hatte der Gegner einfach keine Chance.
    Sie waren unsterblich. Sie bewegten sich schneller, als das menschliche Auge sehen konnte, und waren nur schemenhaft erkennbar. Sie konnten aus der Flugbahn der Kugeln springen, die auf sie abgefeuert wurden, und den Schützen mit einer Handbewegung bewusstlos schlagen. Und noch viel mehr.
    Und Damien …
    Jameson beobachtete voll ehrfürchtiger Bewunderung die unbändige Kraft des ältesten Unsterblichen von allen. Wie er den stechenden Blick seiner Augen auf etwas richtete, bis es Feuer fing. Wie er herumwirbeln konnte, bis er in der Nacht verschwand.
    Aber nur einen kurzen Augenblick wurde er abgelenkt. Sein Ziel verlor er jedoch nicht aus den Augen. Die erste Verteidigungslinie der Sterblichen war fast schon gefallen, und Jameson war der erste Vampir, der sie überquerte; in seinem Zorn trat er eine Tür ein und stürzte ins Innere.
    Alle, die sich ihm in den Weg stellten, wurden durch die Luft geschleudert, prallten gegen Wände und rutschten blutig und reglos zu Boden. Jemand schrie hinter Jameson; er wirbelte herum und sah die schlanke Pandora auf einen Wachmann springen, der ihm gerade in den Rücken schießen wollte.
    Die Schreie des Mannes waren grässlich.
    Überall um Jameson herum schrien Leute, wurden Waffen abgefeuert, erschütterten Explosionen den Boden. Er rannte nach hinten. Er kämpfte sich durch die Scharen bewaffneter Männer, die sich in die Schlacht stürzten. Auch Feiglinge waren unter ihnen, die wussten, was sie erwartete – die vielleicht die ganze Zeit gewusst hatten, dass dieser Tag der Abrechnung kommen würde, die nur noch an Flucht dachten. Sie rannten zu den hinteren Ausgängen wie Ratten, die das sinkende Schiff verlassen. Jameson passierte das Forschungslabor, als die Fensterscheiben zertrümmert wurden und Horden von Vampiren es stürmten, um sämtliche Informationen zu vernichten, die die Dreckskerle gesammelt hatten. Er hörte, wie Computer zu Boden geworfen wurden, roch den Rauch, als Aktenschränke in Flammen aufgingen. Aber er verweilte nicht. Er stieß immer weiter vor und suchte die Treppe, die Fahrstühle waren zu unsicher. Und seine Instinkte hatten ihn nicht fehlgeleitet, denn auf halbem Weg nach unten gingen die Lichter aus. Jemand benutzte seinen Kopf. Vampire konnten in der Dunkelheit perfekt sehen. Menschen dagegen …
    Er packte einen Idioten im weißen Kittel, der um Gnade winselte, am Kragen und stieß ihn gegen die Wand. „Wo sind sie?“ Und als der Mann nicht gleich antwortete, stieß er ihn noch einmal gegen die Wand, so fest, dass ihm die Brille von der Nase fiel.
    „U-u-unten … d-d-da lang … b-b-bitte …“
    Jameson ließ den Mann los und rannte davon. Im kalten, dunklen Flur der untersten Etage blieb er ruckartig stehen. Weil … er sie gehört hatte.
    Sie sang. Ihre Stimme klang voll und zugleich schwach … aber sie war da und sang, und es war das Schönste, das er je in seinem Leben gehört hatte.
    „Angel …“ Seine Knie gaben vor Erleichterung fast nach, aber er zwang sich, auf den Beinen zu bleiben, und rannte zu der Tür, die zwischen ihnen

Weitere Kostenlose Bücher