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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Anrufbeant worter anvertraut habe. Ich weiß nicht mal, in welchem der 19 Säle und Tagungsräume des Congressforums das Treffen stattfindet.«
    »Oh Mann, da binichIhnenjamalmit meinenRecherchen etwas voraus«, antwortete ich sichtlich erstaunt. »Dieses Mal kann ich Ihnen mit Informationen weiterhelfen, Herr Becker. Das Treffen findet im sogenannten Spiegelsaal statt.«
    Becker antwortete nicht, sondern drehte sich um und zog seinen Rucksack nach vorne. Nach längerem Fummeln zog er einen Hochglanzprospekt hervor.
    »Der Saalplan«, erklärte er und studierte eifrig das be sagte Papier.
    »Das ist ja weltbest«, frohlockte er kurze Zeit später, »der Spiegelsaal befindet sich genau gegenüber dem Parkhaus.«
    »Herr Becker, können Sie mir mal bitte erklären, von was Sie da gerade sprechen?«
    »Ja klar, Herr Kommissar. Der Spiegelsaal liegt im Sü den des Forums, direkt neben der Straße. Und dort ge genüber ist ein Parkhaus. Das ist der ideale Beobachtungs posten für uns.«
    »Sie wollen doch nicht etwa lauschen?«
    »Was dachten Sie denn, Herr Palzki? Aber lauschen dürfte wohl beim besten Willen nicht klappen, aber viel leicht kann ich zumindest mit meinem Fernglas etwas sehen. Sie sind doch sicher aus dem gleichen Grund hier, oder?«
    Eigentlich wollte ich zunächst empört leugnen, doch ich enthielt mich lieber einer verlogenen Antwort.
    »Der Saal bietet ideale Bedingungen. Er hat riesige bo genförmige Fenster, die zwar durch Sprossen geteilt sind, dafür wird der Lichtverlust durch die deckenhohen Spiegel an den Wänden wieder wettgemacht.«
    Ohne über meine Ziele gesprochen zu haben, bog ich nun links ab. Rechter Hand stand nun das Congressforum.
    »Hier links ins Parkhaus rein«, empfahl mir Becker in fast schon befehlendem Ton. Emotional wirkte er inzwi schen wieder stabil.
    »Am besten hoch ins dritte Obergeschoss«, sagte er mir mit einem prüfenden Blick auf das Forum.
    »Dann dürften wir in etwa auf gleicher Höhe wie der Saal sein.«
    Das Parkhaus war um diese Zeit ziemlich leer. Vermutlich waren heute im Congressforum keine größeren Ver anstaltungen geplant und so reichte augenscheinlich das forumseigene Parkhaus, das im Gebäude integriert war.
    Im dritten Stock standen nur vereinzelt ein paar Au tos herum. Die Straßenseite hatten wir komplett für uns alleine. Ich parkte meinen Wagen quer über zwei einge zeichnete Parkbuchten, sodass ich parallel zur etwa einen Meter hohen Außenmauer stand. Das Parkhaus war in offener Bauweise errichtet worden und trug sich statisch nur mithilfe zahlreicher Betonsäulen. Außer einer meter hohen Mauer war der Blick zum benachbarten Forum ungetrübt und unverbaut.
    Ich hatte den Wagen gerade abgestellt, da hatte Becker schon sein Fernglas in der Hand. Es handelte sich um das selbe Billigprodukt, das er bereits auf dem Bahndamm bei sich hatte. Breitbeinig wie John Wayne stellte er sich hinter die Mauer und spannte in Richtung des Spiegelsaals.
    »Ja, es klappt«, frohlockte er, »ich kann in den Saal rein schauen. Er wird gerade hergerichtet, das Meeting scheint noch nicht angefangen zu haben.«
    »Und wenn Sie so weitermachen, werden Sie in spätes tens fünf Minuten als Spanner verhaftet. Mensch, Becker, treten Sie von der Mauer zurück.«
    Jeder der zufällig unten auf der Straße vorbeilief, hätte ihn mit seinem Fernglas sehen können.
    »Oh, äh, ja, ich glaube, Sie haben recht.«
    »Lassen Sie mich mal durch Ihr Glas schauen?«, bat ich ihn.
    »Na klar, Herr Palzki. Hier, bitte schön.«
    Ich setzte mich bei geöffneter Tür auf den Beifahrer sitz und konnte nun in sitzender Position gerade so über die Mauer schauen. Recht schnell hatte ich die Fenster des Spiegelsaals anvisiert. Was ich dort zu Gesicht be kam, war allerdings ziemlich verwaschen und unscharf. Nur wenn eine Person ziemlich nahe am Fenster stehen würde, könnte man diese auch zuordnen. Für eine Über wachung war das absolut untauglich. Ich gab Becker das Glas zurück. Becker öffnete die Tür im Fond und über wachte nun vom Rücksitz aus das Gebäude. Ich ließ ihn wirken und nahm erst mal ein paar Kilokalorien zu mir. Ich bot dem Studenten einen Riegel an, doch er lehnte dankend ab.
    »Wie weit sind Sie eigentlich mit Ihrem Krimi?«, fragte ich ihn nach einer Weile aus purem Zeitvertreib.
    Er setzte sein Fernglas ab und schaute mich an.
    »Ich weiß nicht so recht, Herr Palzki. Ich habe inzwi schen zwar Stoff für rund 200 Seiten, aber die Sache wird immer verzwickter. Und

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