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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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bestätigte ich ihn bewundernd.
    »Komm, steck das Objektiv, das Stativ und das Zube hör hier in diese Tasche. Und du weißt ja: Wiedersehen macht Freude!«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir dafür danken könnte, Jacques.«
    »Nichts zu danken, Reiner. Wenn du mal in Rente bist und ein Buch über deine Polizeikarriere schreibst, dann erwähne mich mal darin mitsamt meinen netten Sachen. Das ist dann genug der Ehre für mich.«
    Ich versprach ihm ein eigenes Kapitel in dem Buch, das ich bisher noch nicht zu schreiben gedachte.
    Mit der Tasche in der Hand verließen wir den Keller. Zu gerne hätte ich noch weitere Spielereien kennengelernt, doch dazu hatte ich im Moment weder die Zeit noch die Muße.
    Jacques verabschiedete mich direkt vor seiner Haustür, um sogleich wieder in sein Labor zurückzugehen.
    Seltsamer Kauz, dachte ich mir, als ich in meinen Wa gen stieg. Jacques könnte in Luxus leben und ein promi nentes Dasein führen. Stattdessen lebte er wie ein Eremit in seiner Hütte und machte Erfindungen, auf die die Welt wartete.
    Zufrieden fuhr ich heim. Keine labernde Ackermann, die störte, keine Stefanie stand vor der Tür. Der Sperrmüll war abgeholt, ohne eine Riesensauerei auf dem Gehweg zu hinterlassen, der Briefkasten war leer. Im Haus das gleiche Spiel, der Anrufbeantworter blinkte nicht. Ich hatte eine Glückssträhne.
    Noch von meinem ›Caravella‹-Besuch gesättigt, warf ich mich mal wieder auf die Couch. Jacques’ Spezialerfindung hatte ich zuvor in meinem Arbeitszimmer verstaut.
    Ich las die ›Rheinpfalz‹. Nichts passierte. Niemand klingelte, das Telefon blieb ruhig. Bereits nach dem ersten Artikel stand ich unruhig auf und schaute durchs Küchen fenster zur Straßenfront hinaus. Kein Besuch kündigte sich an, alles war friedlich. Ich überprüfte zur Sicherheit den Anrufbeantworter. Nun schnappte ich mir wieder die Zeitung und las weiter. Keine Ahnung, wie das passieren konnte: Ich schlief ein und niemand störte mich dabei.
    Es war schon nach 19 Uhr, als ich aufwachte und auf grund der fortgeschrittenen Zeit erschrak. Nachdem ich ein dringendes Bedürfnis erledigt hatte, schnappte ich mir den Stapel Telefonbücher, die im Wohnzimmerschrank schon seit einiger Zeit vor sich hingammelten, und fisch te mir die ›Frankenthaler Ausgabe‹ heraus. Nach kurzem Suchen fand ich das entsprechende Buch. Zwar war die Ausgabe nicht mehr druckfrisch, aber nicht so alt, dass die Schrift noch in Sütterlin gewesen wäre.
    Die Nummer des Congressforums rauszufinden, war eine leichte Übung und der Anruf war nicht mit Schwie rigkeiten verbunden. Ein gesprächiger Mitarbeiter hatte anscheinend gerade nichts zu tun. Siegfried hatte den Spie gelsaal tatsächlich unter seinem richtigen Namen gebucht und kein Geheimnis um seine Person gemacht. Ich erfuhr, dass die Versammlung für 21 Uhr einberufen war und mit etwa 80 Personen gerechnet wurde.
    Nachdem ich mich in einen bequemen Jogginganzug geworfen hatte, stellte ich Jacques’ Tasche und meinen Einsatzkoffer ins Auto.
    Bevor ich losfuhr versuchte ich noch einmal, Becker zu erreichen. Doch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Ich wählte die Nummer von Gerhard.
    »Steinbeißer!«, meldete er sich bereits nach dem ers ten Klingeln.
    »Servus Gerhard, hier ist der Reiner«, begrüßte ich ihn, »gibts was Neues?«
    »Vor fünf Minuten hat das Krankenhaus angerufen. Es sieht so aus, als würde Kowalski in nächster Zeit aus dem Koma erwachen.«
    »Aha, sehr gut. Weiß man schon, wann er vernehmungs fähig sein wird?«
    »Nein Junge, so schnell wird das wahrscheinlich nicht gehen. Der Arzt wird sich aber sofort bei uns melden.«
    »Okay, da kann man nichts machen. Vielleicht sollten wir Kowalski besser bewachen lassen?«
    »Schon gemacht, Reiner. Es wird kein Fremder zu ihm vordringen können. Das mit der Frau hat uns ge reicht.«
    »Mir welcher Frau?«, fragte ich unwissend nach.
    »Hast du das nicht mitgekriegt? Die Schablinski ist heute Morgen im Krankenhaus aufgetaucht und wollte zu Kowalski ins Zimmer.«
    »Die Schablinski? Ich dachte, die kennt den Kowalski gar nicht?«
    »Ja, das behauptet sie nach wie vor. Sie wollte angeblich nur mal so vorbeischauen, um zu sehen, wie es ihm gehe. Das Personal hat aber richtig reagiert und sie nicht zu dem Patienten vorgelassen. Zu dieser Zeit wusste man übrigens noch nichts über den Todesfall im Wildpark.«
    »Oh Mann, der Fall wird ja immer komplizierter«, stöhnte ich.
    »Warte erst mal ab, was die

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