Erste Dressuruebungen
Kinderstube entwachsen sein. Das heißt: An der Longe hat es bereits gelernt, sich ruhig und taktmäßig in allen drei Grundgangarten zu bewegen und sich dem Kreisbogen des Zirkels anzupassen. Beim anfänglichen Longieren kann man gut beobachten, wie sich das junge Pferd bewegt: Hat es Mühe, das Gleichgewicht zu halten? Häufiges Umspringen in den Kreuzgalopp deutet zum Beispiel darauf hin. Oder hat es Mühe, im Trab mit den Hinterhufen die Trittsiegel der Vorderhufe zu erreichen? Fällt es ihm leicht, sich vorwärts-abwärts zu dehnen? Wie ist der Schritt nach einer anstrengenden Galopprunde? Das alles spielt eine Rolle bei der Überlegung, wie das junge Pferd gymnastisiert werden sollte.
Unter dem Sattel sollte das junge Pferd so weit geschult sein, dass es im Prinzip die Reiterhilfen ohne Probleme annimmt. Es sollte schwungvoll und taktmäßig in natürlicher Dehnungshaltung vorwärtsgehen und eine stetige Anlehnung an die Reiterhand suchen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat ein junges Pferd schon ganz nebenbei die ersten Dressurübungen in ihrer „Rohform“ kennengelernt.
Kurz: Die ersten Abschnitte der Ausbildungsskala − Takt, Losgelassenheit und Anlehnung (Weiteres auch → hier) − müssen ganz sicher erarbeitet worden sein. Erst dann kann man beginnen, die ersten Dressurübungen korrekt zu reiten.
Das junge Pferd muss sicher im Takt, losgelassen und in steter Anlehnung sein und somit die ersten Elemente der Ausbildungsskala beherrschen. Erst dann ist es möglich und sinnvoll, mit den ersten Dressurübungen zu beginnen.
Die Longe darf nicht durchhängen. Auch sollte das Pferd nicht aus dem Kreis herausstürmen oder zum Longenführer hereinlaufen, wenn die Hand gewechselt werden soll. Der Druck auf der Longe sollte gleichmäßig und eher gering sein.
Die Gangarten und ihre Tempounterschiede
Die Gangarten und ihre Tempounterschiede
Es gibt drei Grundgangarten: Schritt, Trab und Galopp. In jeder Gangart werden Tempounterschiede geritten.
Außer dem normalen Arbeitstempo gibt es das versammelte Tempo und zwei verstärkte Tempi, nämlich Mittel- und starkes Tempo. Das Arbeitstempo ist anfangs das normale Tempo, weil ein junges Pferd in diesem frischen Tempo am leichtesten sein Gleichgewicht findet und der junge Reiter sich am besten in das Pferd einfühlen kann. Es ist wie beim Fahrradfahren: Schnell Fahren geht leicht, aber langsam Fahren ist schwer. Lediglich im Schritt kennt man nur den versammelten Schritt, den Mittelschritt und den starken Schritt. In allen drei Grundgangarten und ganz besonders in den verschiedenen Tempi muss man von Anfang an auf das Gleichmaß der Bewegung, den Takt, achten.
Geht der Takt verloren, wird die Gangart fehlerhaft.
Der Schritt
Um im Schritt anzureiten, schiebt der Reiter mit angespanntem Kreuz und beiden Schenkeln (nicht mit den Sporen!) das Pferd in die Vorwärtsbewegung. Die Zügelfäuste geben dabei nach.
Der Schritt ist ein Viertakt, man spricht von Schritten. Das Pferd setzt die Beine nacheinander in diagonaler Reihenfolge auf: Wenn zum Beispiel das Pferd hinten links antritt, folgt der rechte Vorderfuß, darauf der rechte Hinterfuß und zum Schluss der linke Vorderfuß. Die Hufe werden in gleichmäßigen Zeitabständen aufgesetzt.
Es gibt keine Schwebephase − daher ist der Schritt eine schwunglose Gangart. Er soll fleißig und schreitend, aber nicht übereilt sein. Das Pferd soll ruhig und gelassen bei gleichmäßiger Anlehnung ganz geradeaus schreiten. Dabei könnte man den Viertakt deutlich mitzählen: 1 - 2 - 3 - 4, und so weiter. Geht der gleichmäßige Viertakt verloren (zum Beispiel 1 - 2 - - 3 - 4), wird der Schritt fehlerhaft. Kann man nur noch zwei Schläge unterscheiden, geht das Pferd im Pass, das bedeutet, dass es mit den gleichseitigen Beinpaaren beinahe oder sogar komplett gleichzeitig auf- und abfußt. Das ist ein grober Fehler!
Der Schritt ist eine schwunglose Gangart im Viertakt.
Im natürlichen, freien Schritt, dem Mittelschritt, tritt das Pferd mit den Hinterhufen ungefähr eine Huflänge über die Spur der Vorderhufe. Für das junge Pferd und den lernenden Reiter ist nur der Mittelschritt angebracht. Der versammelte Schritt, bei dem die Hinterhand vermehrt nach vorn tritt und das Pferd sich mehr aufrichtet, sowie der starke Schritt, bei dem das Pferd weiter ausgreift (die Schritte also länger werden), werden erst in den höheren Dressurklassen gefordert. Um den Mittelschritt taktrein zu halten, ist es
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