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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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lehnte sie sich wieder zurück. »Wenn du über gewisse Dinge redest, hast du so eine Art, Worte in Mauern zu verwandeln.«
    »Gewisse Dinge?«
    »Zum Beispiel über deinen Vater. Deine Mutter -«
    Ich fiel ihr ins Wort. »Entschuldige bitte, aber ich dachte, wir sprechen über meine Frau. Meine £x-Frau.«
    »Ja, sie auch. Wir reden über all die leeren Stellen deines Lebens, an denen Menschen Löcher in dir hinterlassen haben. Wenn ich mit einem Mann einen langen, langsamen Tanz tanze, dann will ich wissen, wo die Löcher sind.«
    »Warum - willst du nicht riskieren, in seine Sorgen und Probleme zu fallen?«
    Ruby lächelte geduldig, als sei sie eine liebenswürdige Nonne und ich der große, dumme, begriffsstutzige Junge ihrer Klasse. »Was andere Männer betrifft, die ich gekannt habe, ist das sicher richtig. Da du aber ein Cop bist und ich absolut nichts dagegen tun kann, wer weiß, vielleicht muß ich dich ja von Zeit zu Zeit retten. Du verstehst also, daß ich wissen muß, wo die Löcher sind.«
    Ich versuchte es mit einem Scherz, einer Mauer. »Ich dachte, du magst mich nur wegen dem Sex.«
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt, daß ich es ernst meine, Freundchen. Was bedeutet, daß es bei unserem Tänzchen nicht nur um Drüsen geht. Außerdem muß ich dir leider mitteilen, daß du mit deiner Überzeugung schrecklich allein auf der Welt wärst, falls du dich für einen Großen Irischen Lover halten solltest.«
    »Vergiß nicht - ich bin anders als die meisten irischen Männer, stimmt’s?« nuschelte ich.
    Meine Eitelkeit war angeschlagen, und das wußte Ruby genau. Und sie wußte auch, daß sie mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Also fragte sie wieder. »Wie war sie?«
    »Sie hatte ein tolles Grübchen.«
    »Du hast sie wegen einem Grübchen geheiratet?«
    »Wäre ich der erste Mann, der sich in ein Grübchen verliebt und dann den Fehler begangen hat, das ganze Mädchen zu heiraten?«
    »Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
    »Ich könnte noch sagen, daß es mich ziemlich beunruhigt, wie sehr ich das Grübchen in deinem Kinn liebe.«
    »Ist das ein Antrag?«
    »Im Moment ist’s erst mal ein Scherz.«
    »Was ist mit deinem Vater? Willst du dich über ihn auch lustig machen?«
    Sie hatte eine der leeren Stellen in mir erwischt. »Ich habe dir bereits alles erzählt, was ich weiß«, sagte ich. »Und das ist nicht besonders viel.«
    Mein unbekannter Soldatenvater, von dem meine Mutter ihr ganzes Leben lang nur sagen konnte: »Dein Papa ist im Nebel verschwunden, mehr gibt's da nicht zu sagen; es tut viel zu weh, so von ihm zu sprechen, als wäre er je aus Fleisch und Blut gewesen.« Und über den sein Bruder Liam bei seinen zahlreichen Besuchen nach dem Krieg nichts Aufschlußreicheres hinzuzufügen hatte.
    Natürlich hatte Ruby das Foto gesehen, vielleicht das einzige, das es von meinem geheimnisvollen Vater gibt - jenes Foto, das auf der Kommode in meinem Schlafzimmer steht. Private First Class Aidan Hockaday von der United States Army in seiner steifen Uniform, deren Anblick allein schon gewaltig Respekt einflößt; ein gutaussehender junger Ire, der irgendwo im Krieg gegen Hitler und Tojo als vermißt auf der Strecke geblieben ist; sein Klang und sein Geruch und wie er sich anfühlt, das alles fehlt mir irgendwo.
    Ich besitze das Foto und ein tiefes Gefühl für diesen Mann. Ich habe seine Stimme gehört, in Form seiner Briefe von den Schlachtfeldern Europas. Meine Mutter hat sie den Frauen aus der Nachbarschaft vorgelesen, wenn sie sich an Freitagabenden in unserem Wohnzimmer versammelten, um vor unserem Atwater-Kent-Radio Edward R. Murrow zuzuhören, der die Heimat zur Wachsamkeit anhielt. Ich war damals ein kleiner Junge in kurzen Hosen, der heimlich aus dem Nachbarzimmer lauschte, wenn meine Mutter die Worte meines Vaters vorlas, wobei ich irgendwie wußte, daß ich mir diese Briefe scharf einprägen sollte, selbst wenn ich nicht mal die Hälfte dessen verstand, was ich da hörte.
    Ich wagte jedoch nie die Worte niederzuschreiben, und so ist das meiste davon verlorengegangen. Die Briefe gibt es nicht mehr, sie sind mit meiner Mutter ins Grab gegangen. Ruby hält dies für einen Diebstahl, und ich sehe es genauso.
    Sonntag abend nach Irland. Um meinen einzigen noch lebenden Verwandten zu besuchen, meinen sterbenden Onkel Liam. Damit er Ruby kennenlernt, bevor auch er mich verläßt.
    Ruby. Dort saß sie, mir gegenüber, im Schein des Kerzenlichts. Aber ich war in Gedanken meilenweit fort. Und doch

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