Erwachen
Maecruth hätte ihn getötet. Wenn nicht zu dem Zeitpunkt, dann später. Aber das habe ich verhindert. Verdammter Mist. Verdammt, verdammt, verdammt!«
»Es ist nicht deine Schuld.«
Wieder lief ich auf und ab. »Vielleicht nicht, aber es fühlt sich durchaus so an. Diese ganze Geschichte ist völlig verworren. Und dann der Vampir! Kein Wunder, dass Clarence sauer war, weil ich ihn getötet hatte. Ich hatte einen von ihnen aus dem Weg geräumt.«
Ich raufte mir die Haare. »Und die Dämonen, die in der Gasse auf mich losgegangen sind? Wer waren die?« Ich kniff die Augen zusammen und starrte Deacon an. »Hast du dahintergesteckt?« Mit angehaltenem Atem wartete ich auf seine Antwort.
»Nein«, entgegnete er. »Ich weiß nicht, wer da hinter dir her war.«
Ich glaubte ihm. Und dann verstand ich plötzlich. »Clarence!«
»Wieso hätte er dich töten sollen? Er brauchte dich doch.«
»Er wollte sichergehen, dass ich alle Punkte auf seiner Liste erfülle.« Deacon legte den Kopf auf die Seite. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, wovon ich redete, also fuhr ich fort: »Die Prophezeiung besagte, dass das Mädchen dämonische Substanz in sich aufnehmen würde. Also hat Clarence mir diese Dämonenbande auf den Hals gehetzt, um mich zu testen. Um zu sehen, ob ich stark genug bin, sie zu besiegen.«
»Und noch wichtiger: Würdest du wiederauferstehen? Hattest du Zanes Essenz ebenfalls in dich aufgenommen?«
»Genau. Wenn ja, war ich wirklich sein Mädchen. Und falls nicht, war ich kein großer Verlust, weil ich sowieso nicht diejenige war, die er brauchte. Dieses gottverdammte Arschloch!« Mir stockte der Atem. »Ich habe so viele getötet. Und dann heute Nacht … auch noch den Priester.« Tränen traten mir in die Augen. »Mein Gott, Deacon! Was habe ich getan?«
»Ganz ruhig!« Er legte die Arme um mich.
»Sie haben mich benutzt. Sie haben mich ausgetrickst. Diese Schweine haben mir das Leben genommen und meine Daseinsberechtigung und haben darauf rumgetrampelt. Und ich war völlig ahnungslos.« Ich hätte vor Wut platzen können. »Verdammt, ich hatte nicht die geringste Ahnung!«
»Es ist nicht deine Schuld.«
Ich rang mir ein Lächeln ab. »Doch«, flüsterte ich. »Das ist es. Ich habe ihn getötet. Ich habe den einzigen Menschen getötet, der die Pforte auf alle Ewigkeit hätte verschließen können.«
»Lily …«
»Nein!« Ich starrte ihn an, und ich war mir sicher, dass meine Augen funkelten. »Ich werde das wieder in Ordnung bringen. Sie haben mir diese Kraft gegeben? Prima. Sie werden sie zu spüren bekommen.« Jede Zelle meines Körpers vibrierte vor Wut. »Ich werde herausfinden, wie ich das wiedergutmachen kann, was ich angerichtet habe. Ich werde diese Pforte verschließen. Und ich werde diese Kraft dafür nutzen, jeden Einzelnen von ihnen umzubringen.«
39
»Lily.« Als er meinen Namen flüsterte, klang das wie ein leiser Schwur.
»Ich meine es ernst«, raunte ich. »Ich schwöre es. Ich bringe diese Schweine um! Ich mache sie kalt! Die haben mich verarscht, und Rose ebenfalls. Sie sind schon so gut wie tot.«
Er sah mich an. »Ich helfe dir«, sagte er schließlich.
Unsere Blicke trafen sich. Ich nickte. »Ich weiß«, entgegnete ich und nahm seine Hand. Die Schockwelle der Berührung durchflutete meinen Körper von Kopf bis Fuß.
»Sind sie jetzt mit mir fertig?«, fragte ich, als ich mich einfach nicht länger beherrschen konnte. »Nachdem ich nun ganz allein die beste Chance zerstört habe, die Neunte Pforte zur Hölle zu schließen, werden sie da versuchen, mich umzubringen? Werden sie beschließen, sie können nicht riskieren, dass ich die Wahrheit rausfinde?«
»Das bezweifle ich.«
»Wieso?«
»Weil sie dich brauchen. Wieso sollen sie sich mit einer Pforte zufriedengeben? Sie werden versuchen, den Schlüssel zu den anderen acht zu finden.«
Ich hatte ihm von meinem Arm erzählt, und jetzt streckte ich ihn aus und betrachtete die zurzeit unbeschädigte Haut. »Glaubst du, dass Clarence dafür auch eine magische Formel hat?«
»Wenn nicht, arbeitet er sicher daran.«
»Und der Schlüssel? Die Legende, von der du gesprochen hast, über einen Schlüssel, der alle neun Pforten verschließen würde? Glaubst du, dass er dafür auch die Beschwörungsformel kennt?«
Deacon sah mich an und legte den Kopf auf die Seite. Sein Gesichtsausdruck war so verschlagen, wie ich mich fühlte. »Könnte durchaus sein.«
»Ich kann sie aus seinem Kopf holen.«
»Nein! Das ist viel zu
Weitere Kostenlose Bücher