Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
musste ich es richtig anstellen.
    Und rächen würde ich mich. Die ganze Zeit hatte ich geglaubt, Rose sei in Sicherheit, nur weil sie mir eine Lüge aufgetischt hatten. Sie hatten behauptet, er sei tot. Sie hatten mich von vorn bis hinten belogen, aber diese Lüge war der größte Betrug. Dafür würden sie büßen. Und dieses Versprechen würde ich halten.
    Irgendwie würde es mir gelingen, mich zu rächen.
    Ich wandte mich um und begegnete Deacons Blick. »Dafür können sie gar nicht genug büßen. Nicht genug leiden. Nicht genug Schmerz empfinden. Ich werde alles dafür tun, dass es so schrecklich wie möglich für sie wird.«
    »Ich helfe dir. Das verspreche ich dir. Aber erst musst du mir den R est erzählen.«
    Ich holte tief Luft, schloss die Augen und erzählte ihm alles, bis ins kleinste Detail. Bose. Lucas Johnson. Der Engel. Der Grykon. Clarence und Zane und das Training. Sogar die Prophezeiung.
    »Eine Prophezeiung?« Erwirkte verwundert. »Und wie lautete sie?«
    »Ich weiß es nicht. Den genauen Wortlaut hat Clarence mir nie erzählt. Nur, dass ich die Auserwählte bin. Diejenige, die die Pforte verschließen würde. Was offensichtlich eine faustdicke Lüge war.«
    »Aber es ist doch interessant, dass du in meiner Vision ebenfalls diejenige warst, die die Pforte verschloss.«
    »In Anbetracht der Tatsache, dass ich das verdammte Ding eben nicht geschlossen habe, ist das nicht nur eine völlig nutzlose Information, sondern auch total deprimierend.« Ich seufzte. »Du hast gesehen, wie ihr die Pforte verschlossen habt, stimmt’s? Du und Alice. Was genau hast du gesehen? Und wieso hast du gesagt, dass ihr Blut an deinen Händen klebt?«
    Er stand auf. Sein Gesicht war ausdruckslos, sein Blick kalt. Er ging zu dem verdreckten Fenster hinüber und sah in die Nacht hinaus. Einen Moment lang fürchtete ich, er würde mir nicht antworten, doch dann fing er an zu sprechen, wobei er es vermied, mich anzusehen. »Für einen Tri-Jal gibt es zahlreiche Qualen. Und ich habe mich nach Kräften bemüht, nicht den Verstand zu verlieren. Ich habe mich daran geklammert wie an einen Rettungsring, und wenn er mir zu entgleiten drohte, habe ich nach einem Stück Menschlichkeit in mir gesucht. Nach irgendetwas, das vielleicht in mir gewachsen war, als ich die Gestalt eines Menschen angenommen hatte. Sobald ich ein Körnchen gefunden hatte, klammerte ich mich daran fest.« Er drehte sich um und sah mich an. »Dieses Körnchen hat mich gerettet. Wenn der Schmerz zu groß wurde, konnte ich mich in dieses Körnchen flüchten. Ich konnte etwas sein, das ich nicht war. Etwas - oder besser jemand der das Zeug hatte, Gutes zu tun. Diese Qualen kannst du dir überhaupt nicht vorstellen. Sie sind … endlos. Gemein und brutal und unerbittlich. Aber ich hatte einen Ort in mir gefunden, wo ich mich hinretten konnte, und dort verkroch sich mein Verstand. Und eines Tages sah ich es. Nicht in meiner Vorstellung, sondern irgendwie außerhalb meiner selbst. Eine Vision, klar und deutlich. Und in ihr verschloss ich die Neunte Pforte, und ich wusste, wenn mir das gelänge - wenn ich die Pforte vor der Konvergenz verschließen könnte -, dann hätte ich für das Böse, das ich getan hatte, Buße geleistet. Meine Sünden wären nicht vergeben, aber ich hätte genügend für sie gebüßt.«
    Ich beobachtete ihn, und mir fiel auf, wie gut er seinen Körper unter Kontrolle hatte. Ich wäre am liebsten zu ihm gegangen, hätte ihn berührt, ihn getröstet, aber ich fürchtete, wenn ich das täte, würde er in Millionen von Teilchen zerspringen.
    »Ich war nicht allein. Ich hatte ein Mädchen dabei. Wir haben gekämpft. Beinahe wären wir gestorben, aber wir haben es geschafft - wir haben die Pforte verschlossen. Das zu sehen, hat mir Hoffnung gemacht.« Er sah mir in die Augen. »Diese Hoffnung hat dafür gesorgt, dass ich bei Verstand blieb. Sie hat mir erlaubt, die Qualen zu überleben und dem Loch zu entkommen.«
    »Was hast du gemacht, nachdem du das geschafft hattest?«
    »Ich kam nach Boston. Oder besser gesagt: Etwas zog mich hierher. Was es war, wusste ich nicht, bis ich eines Tages ins Bloody Tongue kam. Ich sah Alice und wusste, dass sie diejenige war. Also beobachtete ich sie. Und ich erfuhr einiges über ihre Familie. Außerdem fand ich heraus, dass sie fortwollte. Sie wollte nichts mit schwarzer Magie zu tun haben. Und das passte.«
    »So ein Mädchen würde wollen, dass die Pforte verschlossen blieb.«
    »Das glaubte ich auch. Ich

Weitere Kostenlose Bücher