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Erzaehl es niemandem

Erzaehl es niemandem

Titel: Erzaehl es niemandem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randi Crott , Lillian Crott Berthung
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Straßen und Eisenbahnen,
Hafenanlagen, Flugplätze und sonstige Anlagen der Luftwaffe, Industrieanlagen,
Wehrmachtsunterkünfte und Lager. Sämtliche Schneezäune an den Durchgangsstraßen
sind rechtzeitig zu verbrennen! Die gesamte wehrfähige Bevölkerung Norwegens
ist, soweit es die Marschbewegungen zulassen, mitzuführen und dem
Reichskommissar Norwegen zum Arbeitseinsatz zu übergeben. 61

Weiter in den Norden
    Herbst/Winter 1944
     
    Um Rendulics zurückströmender Lappland-Armee beim Übergang
über die Fjorde zu helfen, wird das Pionier-Schären-Bataillon der Armee
Norwegen weiter nach Norden geschickt. Und mit ihm auch der
Obergefreite Crott.
    Helmut hat sich in großer Sorge von Lillian verabschiedet, denn die
Gerüchte über das Vordringen der Sowjets überschlagen sich. Natürlich kennt
Helmut die Reichspropagandamaschinerie, aber er fürchtet, dass den Russen,
sollten sie jemals Harstad erreichen, eine Denunziation reichen würde, um
Lillian in Haft zu nehmen und ihr Schlimmes anzutun.
    Auf der Kommandantur sind inzwischen alle sehr nervös geworden. Es
herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, Türen schlagen, Telefone klingeln,
Stimmen schreien, dann wird wieder geflüstert, Leitz-Ordner fliegen in graue
Wehrmachtskisten, um dann doch wieder ins Regal zurückgestellt zu werden.
Ulvall genießt das Chaos unter den Deutschen. Er ist sich nun ganz sicher, dass
das Ende unmittelbar bevorsteht.
    Lillian kommt in diesen Herbsttagen nicht mehr gern nach Hause. Die
Ablehnung ihres Vaters tut ihr weh. Aber als Helmuts erster Brief auf der
Kommode liegt, ist schon der Umschlag ein Trost.
     
    Meine liebe treue Lillian, immer noch stehen Deine Abschiedsblumen
vor mir und halten die Erinnerung an Dich wach. Aber auch ohne deren Hilfe sind
meine Gedanken stets bei Dir. Ich danke Dir für alles, für Deine Worte, die
mich bestärken in meinem Glauben an Dich. Vor einigen Minuten habe ich
versucht, Telefonkontakt mit Dir zu bekommen, aber eine Verbindung ist unmöglich,
überall scheint Chaos zu sein. Wir können froh sein, wenn wir brieflichen
Kontakt halten können. Kurierpost kommt zweimal in der Woche. Ich werde
versuchen, diese Zeilen über die norwegische Post zu schicken.
    Unsere Reise nach Norden fing nicht gut an. Wir erreichten die
Fähre nicht, und die nächste ging erst in der Nacht. Ich bat einen Mann aus der
Fährmannschaft, Dich anzurufen, dass es mir gutgeht. Hat er das gemacht? Ich
habe ihm dafür eine Schachtel Zigaretten gegeben. Während der ganzen Fahrt
musste ich immer an Dich denken, was ich verlassen habe. Ich schaue Dein Foto
an und spüre Liebe und Dein wunderbares Wesen. Ich vermisse Dich so, Lillian.
    Jetzt sind wir in Kvænangen nördlich vom Lyngenfjord. In der
Nähe unserer Baracke stehen drei kleine Häuser. Einer der Bewohner war sehr
freundlich zu mir, als ich ihn fragte, ob er etwas Milch für mich hätte. Ja,
ich könne jeden Tag kommen und Milch holen. Ich wollte ihm eine Freude machen
und schenkte ihm eine halbe Flasche Cognac. Du kannst Dir gar nicht vorstellen,
wie sehr er strahlte. Ich fragte ihn, ob er mir helfen könne, ab und zu einen
Brief an Dich über die norwegische Post zu schicken. Er hat es versprochen.
    Hier am Kvænangenfjord sind wir umgeben von einer einsamen
stillen Landschaft, und hohe schneebedeckte Berge steigen aus dem blauschwarzen
Meer. Unsere Aufgabe ist, die zurückweichenden deutschen Truppen aus Finnland
über die norwegischen Fjorde Richtung Südnorwegen zu transportieren. Sie werden
auf große Landungsboote verfrachtet, und Du kannst dir sicher vorstellen,
welche bedrückte Stimmung herrscht. Unsere Kompanie wohnt in Baracken, die
versteckt für alliierte Flugzeuge liegen. Wir haben ein kleines Aggregat, womit
wir etwas Strom bekommen. Das bedeutet, wir haben am Morgen zwei Stunden und am
Abend vier Stunden Strom. Um 21.00 Uhr gehen wir zu Bett, aufbleiben mit einer
Kerze hat keinen Zweck, außerdem ist es im Schlafsack wärmer. Die Polarnacht
liegt bleischwer über uns, nur der Schnee hilft, daß es am Tag etwas heller
ist.
    Die Situation fängt jetzt wirklich an, kritisch zu werden, und wir
müssen darüber nachdenken, ob Du nicht besser nach Südnorwegen fährst, falls du
es schaffst, von der Kommandantur wegzukommen. Es gibt Gerüchte, daß das
Verhalten Schwedens undurchsichtig sei, so daß ein eventueller russischer Durchmarsch
durch Schweden nach Narvik stattfinden könnte.
    Abbildung 22
     
    Bis jetzt haben wir nichts gemerkt, aber man

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