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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Galgenberg würde sicher mitkommen.
    «Nee.» Galgenberg schüttelte den Kopf. «Wozu denn in die Ferne schweifen. ..? Einen seiner Freunde kennen wir ja schon: diesen Priebisch.»
    «Gott, ja!» Kappe erinnerte sich wieder. Bei dessen Verfolgung hatte er schließlich den Blumentopf auf den Kopf bekommen.
    «Rufen wir mal bei der Zimmermanns-Innung an, die werden ja wissen, bei welcher Firma er arbeitet.» Zehn Minuten und zwei weitere Telefongespräche später hatte Kappe herausgefunden, dass Albert Priebisch auf einer Großbaustelle in der Potsdamer Straße im Einsatz war. «Beim Sportpalast.»
    Sie gingen zur Straßenbahnhaltestelle hinunter und fuhren mit der 74 zur Potsdamer Straße. Dort entdeckten sie Priebisch im Gebälk des Dachstuhls. Kappe rief nach oben, er möge doch bitte für einen Augenblick nach unten kommen.
    «Ach, Sie sind das. ..»
    Jetzt hatte Priebisch ihn erkannt, und Kappe hatte Angst, er würde mit dem Hammer nach ihm werfen, doch der Zimmermann schien heute friedlich gestimmt. «Wir sind wegen Dlugy hier», begann Kappe. «Er hat sein Geständnis widerrufen - was meinen Sie denn dazu?»
    Priebischs Gesicht hellte sich auf. «Wenn das stimmt. .. Kein Mord, nur eine geringe Strafe, weil er eine Straftat vorgetäuscht hat. .. Das wäre schön.»
    «Wie sicher waren Sie sich denn, dass er Tilkowski erschossen hat?», fragte Galgenberg.
    Priebisch zögerte mit einer Antwort. Warum, war Kappe klar: Er musste nach einer Antwort suchen, die für Dlugy das meiste brachte - und die konnte nur lauten: «Eigentlich hab ich es nicht geglaubt.» Und so kam es dann auch. Sie fragten ihn noch nach dem weiteren Freundeskreis Dlugys und bekamen die Namen Ludwig Latzke, Johannes Sprotte und Luise Waldschischeck genannt. Letztere sei mit Dlugy liiert gewesen.
    Kappe zuckte unwillkürlich zusammen. «Ist das etwa der Ludwig Latzke aus Wendisch Rietz, der Anstreicher?»
    «Ja, der kennt Sie ganz genau.»
    Kappe war es gar nicht so lieb, dass Galgenberg das mitbekam, denn wie leicht geriet er damit in den Ruf, ein verkappter Anarchist zu sein - aber was half es?
    «Wissen Sie, wo wir Latzke finden können?», fragte er Priebisch. Beide waren sich in Berlin irgendwie fremd geworden.
    «Auch hier im Sportpalast, im Büro des Direktors. Da streicht er gerade die Decke.»
    Als Latzke die Kriminalbeamten kommen sah, fiel er fast von der Leiter. «Ich hab’s ja geahnt, dass das eines Tages mal rauskommt.»
    Kappe brauchte gar nicht mehr zu fragen, es konnte sich nur um den anonymen Brief handeln. Mit seinem photographischen Gedächtnis hatte er den Wortlaut noch im Kopf: Der Mörder des Kohlenarbeiters Paul Tilkowski ist Gustav Dlugy vom Streikkomitee. Er hat den Streikbrecher erschossen, um ein Zeichen zu setzen. Erst hat er gleich zur Polizei gehen wollen, jetzt ist er zu feige dazu.
    Kappe sah Latzke an. «Warum hast du das gemacht?»
    «Tja. ..» Latzke stieg langsam von der Leiter herunter. «Wenn er schon damit prahlt, dann soll er gefälligst auch. .. Und du bist mein ältester Freund, ich wollte dir helfen.»
    «Danke.» Kappe glaubte das nicht ganz, eher sah er einen anderen Grund. «Und außerdem. .. ist diese Luise Wald. .. Wald. ..
    na, wie auch immer. .. Ist das dieselbe Luise, von der du immer so geschwärmt hast?»
    «Ja.» Latzke senkte beschämt den Kopf.
    «Komm, Ludwig, du bist doch dadurch noch kein Verbrecher.» Kappe suchte ihn wieder aufzurichten. «Jetzt aber einmal ernsthaft: Dlugy hat gerade alles widerrufen. Was meinst du: Hat er es getan, oder hat er es nicht getan?»
    Latzke zögerte lange mit einer Antwort. «Ich glaube schon, dass er es war.»
    Hermann Kappe und Gustav Galgenberg standen auf dem Kockanzschen Kohlenplatz in der Wiclefstraße und sahen zu, wie eine neue Baracke mit dem Kontor und den Umkleide- und Waschräumen errichtet wurde. Alles, was an den Brand und den Mord vom 24. September erinnerte, war beseitigt worden.
    «Ich bin immer noch felsenfest davon überzeugt, dass Dlugy den Tilkowski erschossen hat», sagte Galgenberg.
    «Und ich halte Gottfried Kockanz für den Täter», erklärte Kappe.
    Galgenberg schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    «Das ist doch absurd!»
    «Nein - logisch. Kockanz muss Tilkowski aus dem Weg schaffen, wenn er Sophie Schünow erobern will - und nichts anderes will er. Und er nutzt die Gelegenheit, die sich mit den Unruhen bietet, er weiß, dass Dlugy überall herumerzählt hat, jeden Streikbrecher niederzuschießen. Und Tilkowski war

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