Es geschah in einer Sommernacht
Sprössling einer mächtigen Wirtschaftsdynastie war er einer der reichsten Männer Australiens.
Da war sie also: ihre große Chance. Sie musste sich auf ihren Plan konzentrieren! Auf Wakefield. Aber sie rührte sich nicht. Sie starrte Wakefield an und konnte doch nur an den dunkelhaarigen Mann in ihrer Nähe denken. Noch immer spürte sie seinen Blick auf sich. Ihre Haut begann zu prickeln.
Marina zwang sich, sich nicht umzudrehen. Keinesfalls durfte sie sich jetzt aus dem Konzept bringen lassen.
Sie atmete tief durch und ging geradewegs auf Wakefield zu. Auf den Mann, der ihr ganzes Leben durcheinander gebracht hatte.
Er war kleiner, als sie gedacht hatte. Gerade mal so groß wie sie selbst. Aber er hatte ein solches Haifischgrinsen, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
„Mr. Wakefield.“
Ihre Stimme klang ein wenig schrill. Einige Gäste drehten sich nach ihr um. Das Blut schoss ihr in die Wangen, als die Gespräche um sie herum verstummten. Im gleichen Moment sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich der Fremde näherte – umgeben von aufgetakelten Frauen, die versuchten, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Marina ärgerte sich, dass sie es überhaupt bemerkte, und konzentrierte sich wieder auf Wakefield.
Er musterte sie von oben bis unten, ließ seinen Blick über ihr einfaches Kostüm, die flachen Schuhe und ihre strenge Frisur gleiten und hob amüsiert die Brauen. Marina zog unter der offenen Geringschätzung die Schultern zurück. Sie wollte verdammt sein, wenn sie sich so von ihm abkanzeln ließ.
„Mein Name ist Marina Lucchesi, Mr. Wakefield.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. Vermutlich fiel ihr Lächeln steif und gekünstelt aus, aber es war das beste, was sie zustande brachte.
In seinen Augen sah sie für eine Sekunde Wiedererkennen aufflackern. Doch schnell hatte Wakefield seine Maske überheblicher Gleichgültigkeit wiedergefunden.
„Ms … Lucchesi.“ Er grinste sie an, und sie hätte am liebsten ihre Hand weggezogen. „Willkommen auf meiner kleinen Party.“ Sein Händedruck war lasch. „Arbeiten Sie für mich?“
Bevor sie antworten konnte, fuhr er fort. „Wenn Sie eine Nachricht aus dem Büro für mich haben, sagen Sie es meinem Assistenten.“ Er wandte sich halb um. „Damien! Eine Nachricht.“
„Nein, Mr. Wakefield. Ich arbeite nicht für sie.“ Ihre Stimme verriet ihren Ärger, aber es war ihr egal. Er wusste genau, wer sie war. „Ich bin geschäftlich hier. Ich möchte ein Treffen mit Ihnen vereinbaren.“
„Aha. Damien.“ Er wandte sich an den geschniegelten jungen Mann, der neben ihm stand. „Ms Lucchero möchte einen Termin. Geben Sie ihr einen, am besten im Personalbüro.“
„Ich heiße Lucchesi , Mr. Wakefield. Marina Lucchesi.“ Sie machte einen Schritt nach vorn. Dabei kam sie ihm absichtlich ein bisschen zu nahe. Zufrieden bemerkte sie, wie sie jetzt seine gesamte Aufmerksamkeit bekam. „Ich bin sicher, dass Sie sich an den Namen erinnern. Sie kennen meinen Bruder. Sebastian.“
Gut genug, um ihm alles wegzunehmen, was er hatte. Und was er nicht hatte.
Sie sagte es nicht laut, aber sie wussten es beide. Sie spürten es. WakefieldsAugen weiteten sich, und Marina wartete darauf, dass er endlich zugab, sie zu kennen.
Aber das tat er nicht.
„Es tut mir leid, Ms … Lucchesi , aber ich erinnere mich nicht. Ich treffe so viele Leute.“ Er breitete die Arme aus. „Nur wenige beeindrucken mich.“
Marina achtete nicht auf das unterdrückte Gekicher der umstehenden Gäste. Sie hielt den Blick auf Wakefield gerichtet. Erneut schoss ihr die Röte ins Gesicht, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Noch nie war sie so wütend gewesen. Jede Faser ihres Körpers war davon durchdrungen. Sie hatte erwartet, dass er sie abwimmeln würde. Oder Bedauern heuchelte. Oder, im besten Fall, widerwillig einem Treffen zustimmen würde. Sie war wirklich so naiv gewesen zu glauben, mit diesem Mann reden zu können, ihn um mehr Zeit bitten zu können.
Aber Verachtung hatte sie nicht erwartet.
„Sie überraschen mich, Mr. Wakefield.“ Ihre Stimme klang rau und brüchig, aber sie würde jetzt nicht nachgeben. Er mochte ihren Bruder kleingekriegt haben, aber sie war ein ganz anderes Kaliber.
„Sicher erinnern Sie sich an den Namen des Mannes, dem Sie die Firma gestohlen haben.“
Das Flüstern um sie herum verstummte. Marina spürte, wie ihr Herz heftiger schlug. Einmal, zweimal, dreimal. Dann fuhr sie fort: „Oder passiert das auch so häufig, dass Sie sich nicht
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