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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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ausstrecken und ihn berühren. Es
verblüffte sie, wie niedrig und einheitlich die Gebäude waren, als sie durch
die Regent Street schlenderte, die sich sehr von ihrer Erinnerung unterschied.
Sie kannte die Regent Street nur als den Ort, den ihre Familie jeden Winter
aufgesucht hatte, um sich dort die Weihnachtsbeleuchtung anzusehen. Es schien
immer zu regnen, wenn sie dort ankamen, und daher fuhren sie jedesmal langsam
durch die Straße, und sie und Daisy verrenkten sich den Hals, um durch die
Rückscheibe des Wagens hinauszuschauen. Irgendwie stellte die festliche
Beleuchtung immer wieder eine Enttäuschung dar.
    »Es ist nicht mehr so schön wie früher«, sagte
Estella dann, und Gemma fragte sich jedesmal wieder, warum sie sich Jahr für
Jahr die Mühe machten. Sie nahm an, das gehörte eben zu den Dingen, die
Familien traditionellerweise gemeinsam unternahmen, wie der Besuch im Zirkus,
obwohl der Geruch der Tiere einen niesen ließ und jedesmal das Eis ausging, das
man in der Pause haben wollte.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, Cafés zu sehen,
die Tische auf den Bürgersteig stellten und Cappuccino servierten, und auch
nicht mit Läden wie Gap, die amerikanische Mode verkauften. Die Preise lagen
ein klein wenig höher, rechnete sie aus, doch die Ware war exakt dieselbe. Wenn
sie den Blick auf Schaufensterhöhe richtete, hätte sie tatsächlich fast in der
Fifth Avenue sein können. London roch frischer. In New York atmete man ständig
den unverkennbaren und allgegenwärtigen Geruch von frischen Donuts und Pisse
ein. Hier waren es nur die Dieseldämpfe. Sie warf einen Blick auf ihren
Stadtplan. Es war immer noch sonnig. Sie beschloß, umzukehren und sich auf den
Weg zum Green Park zu machen.
    Sie hatte gerade erst die Straße überquert, als
ihr in der Auslage im Schaufenster eines Porzellanladens etwas ins Auge fiel.
Auf einer Pyramide aus Würfeln, die mit Jute bezogen waren, war ein
vollständiges Kindergeschirr aufgebaut — Schüsseln, Teller, Becher und
Teetassen. Das Porzellan war weiß, und die Muster waren in leuchtendbunten
Farben aufgemalt. Auf einem Schild wurden die Namen des Herstellers und der
Serie genannt.
    DAS TIERALPHABET aus der Kollektion von BERTRAND
RUSH
     
    Brennende Tränen stiegen in ihre Augen auf, als
sie ohne jede Vorwarnung auf den Namen und die Arbeiten ihres Vaters stieß.
Bestürzt blieb sie vor der dicken Schaufensterscheibe stehen. Eine vage
Erinnerung daran, einen Vertrag für die Merchandisingrechte unterzeichnet zu
haben, stellte sich wieder ein. Sie hatte es damals für irrelevant gehalten.
Sie hatte sich nicht im Traum vorgestellt, es liefe darauf hinaus, daß die
Arbeiten ihres Vaters zu typischen Taufgeschenken würden, die auf Wunschlisten
auftauchen könnten.
    Ihr Kinderzimmer in Whitton House war mit den
Originalzeichnungen ausgeschmückt gewesen. Sie hatte sie immer als ihren
persönlichen Besitz angesehen. Diese jetzt in einem teuren Geschäft neben dem
Beatrix-Potter-Porzellan in der Auslage zu sehen löste gemischte Gefühle bei
ihr aus. Es erfüllte sie mit Stolz, daß sich das Geschirr so attraktiv ausnahm,
doch gleichzeitig empfand sie es als eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Es
war, als sei eine Fotografie von ihr als Kind auf einer beliebten Grußkarte
abgebildet. Ohne genau zu wissen, warum sie es tat, betrat sie den Laden und
erkundigte sich nach dem Preis des Porzellanservices. Es war teuer.
    »Ein hübsches Service, nicht wahr?« sagte die
Verkäuferin, »und noch dazu recht exklusiv. Ein interessantes und
geschmackvolles Geschenk. Nach welchem Anfangsbuchstaben suchen Sie?«
    »Anfangsbuchstaben?«
    »Für jeden Buchstaben des Alphabets gibt es
einen anderen Becher. Das macht das Geschenk noch persönlicher, verstehen Sie«,
erklärte die Verkäuferin.
    Das G stand für eine Giraffe, die mit
freundlichem Gesicht an den obersten Blättern einer Akazie knabberte. Das wußte
sie, ohne sich den Becher anzusehen.
    »Ich... ich will nichts kaufen«, stammelte
Gemma.
    Sie fragte sich, warum es ihr unmöglich war, zu
sagen, daß die Entwürfe von ihrem Vater stammten. Da sie sich albern vorkam,
wandte sie sich ab und verließ forsch das Geschäft.
    Es geschah alles viel zu schnell. Sie hatte
geglaubt, sie könnte die schmerzlichen Erinnerungen abwehren, sie so lange
aufschieben, bis sie sich in der Lage sah, sich damit auseinanderzusetzen. Sie
hatte geplant gehabt, erst dann nach Whitton House zurückzukehren, das Grab
ihrer Eltern aufzusuchen und

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