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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Vereinigten Staaten regierten, waren die Eindringlinge tatkräftig dabei, ihren Erfolg zu steigern. „Ich war bei der Vernehmung zweier Spione anwesend“, berichtete General Thario, „und ich muß Ihnen sagen, anders als wir läßt der Feind keine einzige Chance aus. Ich kann nur vermuten, was sie vorhaben; sie können genausowenig wie wir über das Gras fliegen, solange sie die Weltmeinung beschwichtigen wollen, und ich bezweifle, daß sie einen Tunnel unter dem Gras vortreiben können, aber daß sie irgend etwas im Sinn haben, steht außer Frage.“
    Häufig ist das Naheliegendste das Überraschende; da die Russen nicht über oder unter dem Gras vorrücken konnten, beschlossen sie, auf ihm zu marschieren. Sie hatten von unseren Schneeschuh-Ausflügen der Vorkriegszeit gehört, also statteten sie eine gewaltige Armee mit dieser umständlichen Fußbekleidung aus und setzten sie in Bewegung, dazu Versorgungswagen auf riesigen Skibrettern, die von den Männern selbst gezogen wurden. Russischer Erfindungsgeist, prahlte der Kreml, würde bei der Eroberung des Grases Erfolg haben, während die dekadenten Imperialisten daran gescheitert waren.
    „Es ist unglaublich – man könnte es sogar absurd nennen, aber je denfalls tun sie etwas und warten nicht däumchendrehend ab. Meine Männer würden sechs Monatssolde dafür geben, so aktiv wie der Feind zu sein. Sicher, ihre Operation ist grotesk und wirkungslos – wie es die italienische Armee war. Man stelle sich nur vor: eine Armee – oder Armeen, wenn unsere Berichte zutreffen – auf einem Tausendkilometermarsch ohne Luftwaffe, ohne Artillerie, überhaupt ohne motorisierte Ausstattung. Wenn sie nicht, anders als die Armee Italiens, einen Bonaparte hinter ihrem blödsinnigen Tun versteckt halten, haben sie nicht die geringste Erfolgschance; aber – beim militärischen Genie eines Joseph Eggleston Johnston – wäre ich jünger und kein Amerikaner, wäre ich gern bei ihnen, und sei es nur wegen des Spaßes, den sie haben.“
    Die Expedition war wegen ihres besonderen Charakters ausschließlich aus Infanteriedivisionen zusammengestellt, die die modernsten automatischen Gewehre hatten. Die Politruks, die Sanitätsgruppen und Versorgungswagen mußten auf ein Minimum beschränkt werden, und General Thario schrieb, daß der Feind, offenbar wegen der Unmöglichkeit, Artillerie mitzunehmen, auch auf die leichten und schweren Maschinengewehre verzichtet hatte. Die amerikanische Armee wartete hinter der Mauer der Rockys mit Feldartillerie, Eisenbahngeschützen, Bazookas und Flammenwerfern auf den Angreifer. Zum ersten Mal gab es Zuversicht über eine russische Niederlage, sogar über einen endgültigen amerikanischen Sieg.
    Aber die wartenden Amerikaner erhielten keine Gelegenheit zum Kampf Mann gegen Mann. Da Flugzeuge nicht eingesetzt werden konnten, um das Vordringen der Schneeschuharmee zu beobachten, kamen minuziöse Berichte von Zeppelinen und mit dem Wind treibenden Freiballons. Obwohl viele der Luftschiffe abgeschossen und noch weit mehr Ballons hilflos abgetrieben wurden, kehrten genügend viele zurück, um eine Vorstellung von der raschen Auflösung der Invasionstruppen zu vermitteln.
    Seit 1812 war einer Armee so etwas nicht widerfahren. Die Schneeschuhe, die für kurze Ausflüge über den Rand des Grases geeignet sind, wurden auf wochenlangen Märschen zu Selbstmordinstrumenten. Beim Aufbruch im Osten aus den Stellungen in Nordkalifornien, Oregon und Washington hatte die slawische Dampfwalze ein imposantes Bild geboten. In militärischer Formation waren die Männer abmarschiert und hatten triumphierende Mollgesänge angestimmt. Amerikaner in der besetzten Zone, die Kolonne auf Kolonne der dichtgestaffelten Soldaten in endloser Reihe über das Gras ziehen sahen, berichteten, der Anblick hätte sie an Picketts Angriff bei Gettysburg erinnert.
    Am ersten Tag verlief der Marsch prächtig, auch wenn er nur ein paar Kilometer weit führte. Nachts kampierten sie auf großen, rechteckigen Zeltplanen, und am Morgen nahmen sie ihren Schwimmflossenmarsch wieder auf. Aber die Nacht erwies sich nicht als Ruhepause, denn das gierige Gras hatte ungeduldige Ausleger über die Ränder jeder einzelnen Plane ausgeschickt, und als das Lager abgebrochen wurde, mußten mehr als die Hälfte der Planen im Besitz des Grases zurückgelassen werden. Das Fortkommen am zweiten Tag gestaltete sich langsamer, und die Beobachter erkannten, daß die Männer schnell ermüdeten. Mehr als einer warf

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