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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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sind die ganzen Weißen hier?“
    Der Chef-Abfertiger sah ihn, bevor er antwortete, einen Moment lang prüfend an. „Ich kann mir vorstellen, daß Sie in der Stadt Menschen mit verschiedensten Hautfarben finden, einschließlich den angeblich Weißen. Sind Sie an jemand Speziellen interessiert, oder geht es Ihnen nur um die Pigmentierung’?“
    „Paß bloß auf, du verdammter …“
    Ich hielt es für ratsam, einen möglichen Streit zu verhindern. Mir fielen Le ffaçasés Artikel über den schwarzen Süden ein, die ich für weit übertrieben gehalten hatte. Offenbar waren sie es nicht, denn der schokoladenfarbene Mann sprach mit dem Gleichmut und der Sicherheit unumstrittener Autorität. „Ich möchte zu Miss Francis im …“ Ich schaute in meinen Notizen nach und nannte ihm die Anschrift. „Können Sie mir ein Taxi oder einen Mietwagen besorgen?“
    Er lächelte gemessen. „Es tut mir leid, daß wir zur Zeit solchen Luxus nicht haben. Aber in etwa zwanzig Minuten wird ein Bus hier sein.“
    Es war schon lange her, daß ich die Zeitverschwendung und Unbequemlichkeit öffentlicher Verkehrsmittel auf mich genommen hatte. Allerdings hatte ich keine andere Möglichkeit, also fügte ich mich philosophisch in mein Los. Ich ging mit dem Chef-Abfertiger in den Wartesaal des Flughafens; die abgestandene Luft roch unangenehm, offenbar war die Halle zweckentfremdet worden.
    „Nicht viel Luftverkehr“, bemerkte ich beiläufig.
    „Ihres ist das erste Flugzeug seit einem Monat.“
    „Ich frage mich, warum Sie sich die Mühe machen, den Flughafen überhaupt offenzuhalten.“
    „Wir tun, was wir können, um die Formen der Zivilisation zu bewahren. Die Substanz kann leider von Verkehr, Produktion, Verteilung, Ausbildung und anderen Annehmlichkeiten nicht beeinflußt werden.“
    Ich lächelte in mich hinein. Was für Kinder diese schwarzen Menschen doch waren. Vor weiterem Geplaudere wurde ich durch die Ankunft des Busses bewahrt, der ebenso lächerlich war wie die Philosophiererei des Chef-Abfertigers. Das verbeulte, rostige Vehikel war seines Motors beraubt und an vier Maulesel gebunden worden, die ihr Los nicht gerade mit Begeisterung aufnahmen. Ich stieg ein und setzte mich behutsam auf einen der verblichenen Sitze. Mir fiel auf, daß die Schilder „Für Weiße“ und „Für Farbige“ mit gerade soviel Farbe überpinselt worden waren, um die Absicht, sie zu tilgen, klarzumachen, ohne es wirklich zu tun.
58.

    Wie es Miss Francis zuwege brachte, jede ihrer Behausungen, Apartment, Hühnerstall oder Laube, absolut gleich aussehen zu lassen, war bemerkenswert. Nichts ist absurder als die Ansicht, die sogenannten intellektuellen Arbeiter seien immer auf dem laufenden – wie Miss Francis bei meiner Begrüßung demonstrierte.
    „Nun, Weener, was ist es diesmal? Verkauf auf Kommission oder ein Interview?“
    Es war unbegreiflich, daß ein des Lesens kundiger Amerikaner nicht um meine Position wußte. „Weder noch“, gab ich einigermaßen würdevoll zurück. „Ich bin hier, um Ihnen einen Gefallen zu erweisen. Um Ihnen bei Ihrer Arbeit zu helfen.“ Und ich erläuterte meinen Vorschlag.
    Sie wippte auf ihren Hacken und schenkte mir den altvertrauten, suchenden Blick. „Also haben Sie aus dem Metamorpher schließlich doch noch Kapital geschlagen“, sagte sie unzutreffenderweise. „Weener, Sie sind ein beständiger Charakter – ein wunderbar beständiger Charakter.“
    „Bitte kommen Sie zum Thema, Miss Francis. Ich bin ein beschäftigter Mann, und ich bin nur hierhergekommen, um Sie zu treffen. Akzeptieren Sie?“
    „Nein.“
    „Nein?“
    „Ich bezweifle, daß ich meine Arbeit mit Ihren Bemühungen, das behandelte Cynodon dactylon zu verarbeiten, verbinden kann. Dennoch würde mich diese Tatsache nicht daran hindern, Sie auszunutzen, um eine gute Sache zu fördern. Aber ich bin noch nicht bereit – ich werde noch einige Zeit nicht bereit sein, direkt an das Gras heranzugehen. Das muß später kommen. Nein, Weener.“
    Ich war verärgert über die Dummheit meines Impulses, der mich dazu gebracht hatte, diese Verrückte aufzusuchen, um ihr einen Gefallen zu erweisen. Ich konnte meinen gutmütigen Charakter nicht bedauern, beschloß aber innerlich, in Zukunft umsichtiger zu sein. Außerdem war der Einfall, Miss Francis für die Arbeit einzusetzen, schiere Sentimentalität gewesen, die irrige Art von Gedankengang, die aus jeder Mutter eine Geburtshelferin und aus jeder Henne einen Oologen macht.
    Als ich durch die

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