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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Streit um die nichterhaltenen Befehle seine Stimmung keineswegs beeinträchtigt. Wir plauderten freundlich miteinander. Ich erwähnte, was Miss Francis gesagt hatte: Daß das Unkraut sich von jedem durch die Explosion losgerissenen Stückchen aus neu ausbreiten würde. Aber er zuckte nur die Achseln und lachte.
    „Ich kenne diese langbärtigen wissenschaftlichen Nulpen. Sie finden das Unglück hinter jeder Ecke schneller als ein Trunkenbold eine Kneipe.“
    „Der Entdecker des Metamorphers ist eine Frau, das mit dem langen Bart ist also zweifelhaft“, gab ich zurück; seine übertriebene Selbstsicherheit irritierte mich ein wenig.
    Er lachte über sich selbst ebenso mühelos wie über alles andere. „Eine Wissenschaftlerin, was? Frauen stellen seltsame Sachen an, wenn sie keinen Mann kriegen können. Aber ob langbärtig oder flachbrüstig, das ist alles eins. Grausig, das sind sie alle miteinander, grausig! Wenn wir hier aufgeräumt haben, kümmern wir uns um die anderen Stellen, aber ich persönlich glaube, es wird keine mehr geben. Klingt mir alles verflixt theoretisch!“
    Ich blickte ihn verächtlich an, denn er hatte jene phantasielose Einstellung, welche die Wissenschaft verschmäht und welche die Zivilisation auf ihrem Weg nach oben aufhält. Wenn die Zukunft der Welt von Leuten wie ihm abhinge, dachte ich, hätten wir uns nie in den Besitz von Dynamit, Fortpflanzungstheorien oder Flugzeugen, die eine ganze Stadt auf einen Schlag zerstören konnten, gesetzt.
    Aber Captain Eltwiss war ein Diener der Wissenschaft, auf die er hinabschaute. Die Antwort, mit der er geprahlt hatte, erschien jetzt, und wenn es je einen wissenschaftlichen Beitrag gegeben hat, dann war sie es. Eine Abteilung Panzerwagen, zwanzig oder dreißig, mit kufenähnlichen Geräten an der Vorderseite, rollten ins Blickfeld. „Drahtschneider“, erklärte er stolz. „Die gleiche Ausrüstung haben wir für den Stacheldraht auf dem Brückenkopf in der Normandie eingesetzt. Schneidet sich durch alles, als sei es Butter.“
    Die Panzerwagen formierten sich zu einem Halbkreis, und die Fahrer verließen ihre Gefährte für einige letzte Vorbereitungen. Treibstoff, Öl und die Drahtschneider wurden noch einmal inspiziert. Karten, die die Lage aller jetzt vom Gras bedeckten Häuser zeigten, wurden in Augenschein genommen, die Daten der Karten wurden anhand von Kompaßstrichen überprüft. Ich bewunderte die Gründlichkeit und Wirkungskraft der Vorbereitungen. Das tat auch der Captain.
    „Die Idee ist simpel. Die Panzerwagen sind Stoßtrupps. Sie schneiden sich ihren Weg bis in die Mitte des Zeugs. Das verschafft uns Zugangswege und einen zentralen Operationspunkt, außerdem treffen wir das Gras dort, wo es am stärksten ist. Von dort aus“ – er machte eine eindrucksvolle Pause –, „von dort aus werden wir alles, was uns zur Verfügung steht, gegen es einsetzen. Alles, was man eingesetzt hat, bevor wir kamen. Nur, daß wir es wirkungsvoll einsetzen. Dazu gehört sinnvolle Planung, wissen Sie, und gerade das ist unsere Stärke. Und noch mehr. Sogar geheime Mittel. Habe gerade die Zustimmung Washingtons gekriegt. Sobald sich einer dieser Stengel zeigt, werden wir ihn zerstampfen. Wir werden es pausenlos bekämpfen, bis wir es schlagen. Und wir werden kein Fetzchen, nicht das kleinste Fetzchen am Leben lassen!“
    Triumphierend blickte er mich an. Hinter seinem Triumph erkannte ich die Andeutung der gewaltigen Reserven und der schwerfälligen, aber unangreifbaren Streitmacht, die seine Uniform repräsentierte. Es klang so, als sei seine Prahlerei berechtigt und als werde mit „Mr. Gras“ tatsächlich etwas Einschneidendes passieren.
    Endlich waren die Panzerwagen startbereit, die Fahrer kletterten wieder hinein und verschwanden; die stählernen Ungeheuer wirkten, als hätten sie die Männer verschluckt. Wie Luftblasen in einem schmalen Glasrohr begannen sie hin und her zu rucken, bis sie auf ein Signal – über Funk, nehme ich an – nach vorn sprangen. Ihre Auspuffrohre röhrten verächtlich über das von ihren Laufketten geschundene und zerstörte Gras.
    Mit höhnischer Sorglosigkeit rückten sie vor und ließen einen mit Gewalt eingerissenen Pfad hinter sich entstehen. Der Captain folgte in ihrem Kielwasser und ich dahinter; ich muß zugeben, daß ich meinen Fuß mit furchtsamem Zittern auf die zerquetschte und jetzt leblose Masse setzte, denn ich erinnerte mich nur zu gut daran, wie das Gras den Feuerwehrleuten die Leiter entwunden und

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