Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
gleichen Muster ab. Laut der Tribune waren die ersten beiden Opfer jung, hübsch und von irischer Herkunft. Doch sie waren nicht ermordet, sondern lediglich mit einer Klinge am Hals verletzt worden – was für sie trotz allem ein fürchterliches Erlebnis gewesen war. Beim ersten Zwischenfall nahm noch kaum jemand davon Notiz, doch nach der zweiten Tat war die Sache bereits Sensation genug, um in die Schlagzeilen zu kommen. Das dritte Opfer war tot, was bedeuten konnte, dass es keinen Zusammenhang gab. Aber daran glaubte Francesca nicht für einen Augenblick.
Seit sie sich für den Beruf der Kriminalistin entschieden hatte, hatten ihre Instinkte sie kein einziges Mal im Stich gelassen. Und sie waren es jetzt auch, die ihr eines deutlich zu verstehen gaben: Hier war der Schlitzer am Werk gewesen –und diesmal hatte er den Einsatz drastisch erhöht.
Er war zum Mörder geworden.
Diese Tatsache machte den Fall eindeutig zu ihrer Angelegenheit, da nur zwei Häuser weiter Menschen lebten, die ihr sehr viel bedeuteten. „Wissen Sie schon, wie die Tote heißt?“, fragte sie leise und musterte die Position, in der die Frau auf dem Bett lag. Die Arme waren ausgebreitet, der Kopf war zur Seite gewandt. Es hatte ein Handgemenge gegeben. Und Francesca war fast sicher, dass die Tote ebenfalls eine Irin war.
„Ja, sie heißt Margaret Cooper.“ Auch Newman wandte seinen Blick wieder dem Opfer zu.
Irritiert nahm sie den Namen zur Kenntnis, der so wenig nach irischen Vorfahren klang wie ihr eigener. Es überraschte sie, dass sie sich geirrt hatte. Dennoch gab es ein Muster, nach dem der Täter vorging. Mit finsterer Miene näherte sie sich dem Bett, wurde aber von Newman aufgehalten. „Miss Cahill? Dürfen Sie überhaupt hier sein? Ich meine …“, er wurde tiefrot im Gesicht, „… das hier ist eine polizeiliche Untersuchung, und wenn der Commissioner nicht zugegen ist, dann bin ich mir nicht so ganz sicher, ob Sie …“
Francesca zögerte nicht. „Ich arbeite offiziell an diesem Fall, Inspector, und wir wissen doch beide, der Commissioner wird es befürworten.“ Sie lächelte ihn freundlich, aber bestimmt an. Ob Rick Bragg es wirklich immer noch im gleichen Maß befürworten würde wie früher, wusste sie nicht. So viele Dinge hatten sich so rasend schnell verändert.
„Na ja, es sieht so aus, als müsste ich das auch nicht entscheiden!“, gab Newman zurück, als er im Flur Schritte hörte.
Francesca musste sich nicht erst umdrehen, um zu sehen, wer in der Tür stand. Ihr ganzer Körper spannte sich an, als der Police Commissioner um den Absperrbock ging und das Apartment betrat.
Er war ein gut aussehender, charismatischer Mann, und eshatte einmal eine Zeit gegeben, da war er ihr wie der bestaussehende Mann der Welt vorgekommen – bis sie davon erfahren hatte, dass er verheiratet war und es mit seiner Ehe mal bergauf, mal bergab ging. Rick Bragg war etwas über sechs Fuß groß und breitschultrig, und wenn er ging, dann machte er weite, selbstsichere Schritte, sodass sein Mantel ihn förmlich umwallte.
Sein Teint war recht dunkel, umso heller wirkte sein goldblondes Haar. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass er eine Autoritätsperson war, die sich von der Menge abhob. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie bei einer Party im Haus ihrer Eltern auf ihn aufmerksam geworden war. In dem Augenblick, da er den Raum betrat, hatte er ihr Interesse geweckt. Doch diese Zeit kam ihr nun so vor, als liege sie eine Ewigkeit zurück. Sie war damals noch eine andere gewesen als heute, daran gab es gar keinen Zweifel.
Ihre Blicke trafen sich und blieben aneinander haften.
Francesca bemerkte auf einmal, dass sie sich auf die Lippe biss und die Hände zu Fäusten ballte. Außerdem ging ihr Puls deutlich schneller. „Hallo“, sagte sie und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen, was ihr schwer fiel. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren beide ein Liebespaar gewesen. Jetzt dagegen war sie mit seinem ärgsten Rivalen verlobt – seinem Halbbruder, dem wohlhabenden, berüchtigten Calder Hart.
Sollte es ihn überraschen, sie hier anzutreffen, dann ließ er sich das nicht anmerken. „Francesca“, erwiderte er und blieb vor ihr stehen, während sein Blick weiter auf ihr ruhte und nicht ein einziges Mal zum Opfer abschweifte. „Das nenne ich aber eine Überraschung.“
Sie sah in seine bernsteinfarbenen Augen und erkannte auf Anhieb, wie erschöpft er war – geistig genauso wie körperlich. Sie verspürte Sehnsucht
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