Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
wenn sie sieht, dass die ganzen Federn hin sind.“
„Gab es heute keine Hausaufgaben?“, wollte Francesca wissen. Sie wusste, Maggie schickte Matt zur Schule, was für eine Familie aus der Arbeiterklasse recht ungewöhnlich war. Die meisten in Armut lebenden Familien waren nämlich auf das Geld angewiesen, das ihre Kinder dazuverdienten. Hinzu kam, dass die öffentlichen Schulen überlaufen waren, aber nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügten, um für einen geregelten Unterricht zu sorgen. Es war einfach eine Schande.
Joel konnte bereits lesen, daher ging er nicht länger zur Schule. „Er soll ein paar Buchstaben lernen“, entgegnete er mit einem Schulterzucken. „Aber er will jetzt keine Hausaufgaben machen, und ich habe keine Lust, mich mit ihm zu streiten. Ich habe was Besseres zu tun.“
Francesca schloss die Tür hinter sich, als Joels drei Jahre alte Schwester aus dem Schlafzimmer kam. Sie war offensichtlich eben erst aufgewacht. „Hallo, Lizzie“, sagte Francesca und strich dem noch schläfrig dreinblickenden Kind durch das seidige Haar, ehe sie sich wieder Joel zuwandte. „Wenn ihr mit dem Essen fertig seid, sollte sich Matt hinsetzen und seine Buchstaben lernen. Du kannst doch lesen, Joel. Willst du denn nicht, dass dein Bruder das auch lernt?“
Joel warf ihr einen wütenden Blick zu. „Sind Sie hier, Miss Cahill, weil es wieder was zu tun gibt? Es ist schon schrecklich lange nichts mehr passiert.“
Sie legte ihre Handtasche aufs Sofa. „Ja, deshalb bin ich hier. Und ich muss dir zustimmen. Es war in letzter Zeit wirklich sehr ruhig. Müsste deine Mutter nicht jeden Augenblick nach Hause kommen?“
„Ja, sie ist bald hier. Was für einen Fall haben wir denn diesmal?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen. Seine dunklen Augen funkelten.
Sie klopfte ihm sanft auf die Schulter. „Du und ich, wir sind vom gleichen Schlag“, erklärte sie stolz, wurde dann aber wieder ernst. „Zwei Häuser weiter wurde eine Frau umgebracht, Joel. Sie war eine Nachbarin von Gwen O’Neil.“
Er wurde blass. „Und Miss O’Neil und Bridget?“
„Den beiden geht es gut“, versicherte sie ihm. „Kannst du in der Nachbarschaft für mich ein paar Fragen stellen? Ich muss wissen, ob jemand Verdächtiges beobachtet wurde, der Margaret Cooper aufgelauert hat. Jemand, der sich vor ihrer Wohnung oder vor dem Haus aufgehalten hat. Hatte sie Angst vor irgendjemandem? Wusste sie, dass ihr Leben in Gefahr war? Mit wem war sie befreundet, wer hat sie in der letzten Zeit besucht? Wir vermuten einen Mann als Mörder, und es könnte sein, dass es sich um den Schlitzer handelt“, fügte sie an.
Joel hatte die Augen weit aufgerissen und nickte aufmerksam. „Ich kann sofort anfangen, wenn Mum zu Hause ist.“
„Womit willst du anfangen?“, fragte Maggie Kennedy, die in diesem Moment die Wohnung betrat. Im Arm hielt sie eine dicke Papiertüte mit ihren Einkäufen. „Francesca!“, rief sie freudig. „Wie schön, dich zu sehen!“
„Es gibt wieder einen Fall“, erklärte Joel hastig, während seine Mutter ihn umarmte. „Ein Mord! Hier in unserem Block!“
„Joel, bitte“, warf Francesca ein. „Lass mich es doch bitte erst erklären.“
Maggie drehte sich zu den beiden jüngeren Söhnen um, ihre Miene verfinsterte sich. „Was ist denn das für ein Durcheinander?“, fragte sie verärgert. „Ihr wisst genau, ich kann keine neuen Daunen bezahlen! Ihr sammelt jetzt sofort jede einzelne Feder ein. Schämt euch, ihr zwei!“, fügte sie mit bebender Stimme an.
Francesca wusste, dass Joel seine Mutter beunruhigt hatte. Sie legte eine Hand an Maggies Rücken und lächelte sie aufmunternd an. „Wollen wir uns nicht setzen?“
„Aber natürlich! Ich vergesse völlig meine Manieren!“ Maggie wurde rot, dann eilte sie zu dem kleinen Esstisch neben dem Herd und dem Waschbecken und zog einen Stuhl zurück. „Ich setze den Kessel auf, damit ich dir einen Tee machen kann.“
Francesca folgte ihr und nahm ihren Arm. „Bitte, Maggie, mach dir meinetwegen keine großen Umstände. Ich möchte sehr gern mit dir über diesen Fall sprechen.“ Sie warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
Maggie nickte langsam, dann nahmen sie beide Platz. Joel nutzte den Moment, um aus der Wohnung zu stürmen. Seiner Mutter gefiel das offensichtlich gar nicht. „Es kommt für mich einem Wunder gleich, dass er von dir Lohn erhält, aber … ich bin so sehr in Sorge.“
Es war Francesca schnell klar geworden, wie
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