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Eve und der letzte Englaender

Eve und der letzte Englaender

Titel: Eve und der letzte Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zaza Morgen
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reagieren können, hastete sie durch die sich öffnende Tür und war verschwunden, nachdem sich unsere Hände für den Bruchteil einer Sekunde auf dem Türöffner berührt hatten. Wusch! Es durchfuhr mich wie ein Blitz, als hätte sie mir mit einem Taser einen Stromstoß verpasst. Ich kam kurzzeitig zu mir und zerrte meinen Trolley hinter mir her, verzweifelt darum bemüht, wenigstens noch etwas Haltung zu bewahren. Vergeblich. Ich war völlig am Ende, manövrierte mich mit letzter Kraft in den Aufzug und irrte planlos durchs Terminal auf der Suche nach den verdammten British-Airways-Check-Ins. Doch das einzige, was ich fand, war ein popeliger Verkaufsschalter.
     

    „ Hier sind sie falsch, Sie müssen rüber ins Terminal 2“, bekam ich da als Auskunft.
    Na spitze! Diese Reise à la George machte mich wahnsinnig! Ich schaute mich hoffnungslos um und mein Blick blieb an dem Mädchen aus der S-Bahn hängen, die jetzt am Häagen-Dazs-Stand ein Eis löffelte. Sie musste mir helfen! Beschloss ich jedenfalls. Ich ließ den Trolley los und fiel sie von hinten an, wohl etwas zu ungestüm, denn sie wäre fast an ihrem Löffel erstickt und fluchte schon wieder los.
     

    Was dann passierte, kann ich nicht mehr so genau sagen. Ich weiß nur noch, dass ich mich im Griff eines unverständlich vor sich hin brabbelnden Security-Mannes wiederfand, der mir meinen Koffer nicht mehr geben wollte. „Ju aar not allaud to lief jur laggätsch hier“, wiederholte er mantrahaft, und ich hatte in meiner gegenwärtigen Verfassung große Mühe, ihn zu verstehen. Ich dachte ja, James würde undeutlich sprechen, aber das hier war wirklich nicht zu toppen. War ich vorher noch verzweifelt gewesen, war ich jetzt vollkommen neben der Spur. Sie hielten mich offensichtlich für einen Terroristen, was ich aus den wenigen Brocken, die ich verstand, schließen konnte. Ich gebe es nur ungern zu, aber vermutlich würde ich jetzt immer noch da unten um mein Leben mit allen verfügbaren Körperteilen wedeln, wäre Eve nicht gekommen und hätte mich gerettet.
     

    Jetzt saß das Fliegenpilz-Mädchen also neben mir im Flugzeug in Richtung London. Man, war das verrückt! Eve hieß sie. Wieder nisteten sich Georges Worte in meinen Gedanken ein. Ich schaute Eve mit halb zugefallenen Augen von der Seite an, sie saß am Fenster und las angestrengt in einer Zeitschrift. Mein Kopf schwirrte heftig und ich merkte, wie ich in einen tiefen Schlaf abdriftete.
    „ Ich kenne sie doch gar nicht!“, schoss es mir durch den Kopf. Das letzte, das ich zu hören glaubte bevor ich einschlief, war Georges Stimme, die mir leise etwas zuflüsterte.
    „ Das kann man so nicht sagen, Dominic.“

Kapitel 3
     

    Eve
     

    Dom war neben mir eingeschlafen und schmatzte genüsslich vor sich hin. Endlich konnte ich dieses furchtbare Schundblatt weglegen, das ich mir beim Einsteigen gekrallt hatte, um bloß nicht mit ihm reden zu müssen. Es reichte ja schon, dass ich ihm vorhin die Hand gegeben hatte. Zuviel Freundlichkeit war hier definitiv nicht angebracht. Dom hatte sich vor dem Boarding noch seine ultraenge schwarze Lederjacke übergeworfen und den Reißverschluss bis unters Kinn zugezogen. Sein Kopf war quasi kaum noch zu sehen, so weit war er schon in die Jacke rein gerutscht. Heraus schauten nur noch seine blonden, strubbeligen Haare und seine leicht abstehenden Ohren. Irgendwie hatte er etwas von einem Hobbit. Ja genau, er hatte was von Sam!
     

    Als ich mich gerade fragte, ob er wohl auch genauso riesige haarige Füße hatte, fuhr Dom mit einem lauten Grunzen nach oben, öffnete ganz kurz seine Augen und drehte sich ziemlich ausladend auf die Seite, mit dem Rücken zu mir. Shit, hatte er etwa gemerkt, dass ich ihn beobachtete? Nein, bestimmt nicht, es sah zumindest so aus, als hätte er nichts bemerkt. Ich drehte mich zum Fenster und vergrub mein Gesicht in das Kissen, das mir die Stewardess vorhin gebracht hatte. „Falls Ihnen die Schulter Ihres Freundes zu hart werden sollte“, hatte sie mich angestrahlt. Dom hatte wieder sein bescheuertes Grinsen ausgepackt und ich war kurz davor gewesen, ihm ebenjene Schulter langsam und milde dabei lächelnd auszukugeln.
     

    Mir fielen die Augen zu. Ich glitt in einen merkwürdigen Traum hinüber, in dem ich aus einem Klassenzimmer rannte, plötzlich im Auenland stand und Gollum mir widerlich sabbernd „mein Schatzzzzzzz“ ins Ohr zischte. Ich schreckte auf und blickte mich leicht desorientiert um. Die Stewardess hatte wohl

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