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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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hochgeschlossenen Kragenformen?«, frage ich und muss an das hässliche Kleid denken, das ich in jener Zeit getragen habe, daran, wie unbequem es war und wie der Stoff mich auf der Haut gekratzt hat. Es ist definitiv auch nicht meine Lieblingszeit. »Wenn das nämlich zutrifft, dann muss ich dir ja in meinem Londoner Leben als verwöhnte Tochter eines reichen Landadligen mit einer unerschöpflichen Garderobe aus spektakulären Kleidern und Bergen von sagenhaften Schuhen besonders gut gefallen haben.« Auf jeden Fall ist es eine meiner Lieblingszeiten, wenn auch vielleicht nur aufgrund der schieren Einfachheit meines damaligen Alltagslebens, denn die einzigen Dramen, mit denen ich konfrontiert war, waren diejenigen, die ich selbst ausgelöst habe.
    Damen lässt den Blick über mein Gesicht schweifen und streichelt mir mit einer Hand die Wange, während hartnäckig dieser Energieschleier zwischen uns vibriert, jedoch nur so lange, bis wir eine Szene auswählen.
    »Tja, wenn du es unbedingt wissen willst, muss ich sagen, dass ich ein besonderes Faible für Amsterdam habe. Damals, als ich der Künstler war und du die Muse, und …«
    »… und ich die meiste Zeit praktisch nackt war, bedeckt lediglich von meinem langen roten Haar und einem dünnen Seidenunterrock.« Ich schüttele den Kopf und lache. Seine Wahl überrascht mich nicht im Geringsten. »Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass das nicht der wahre Grund ist. Oder? Es ist doch bloß ein Zufall, stimmt’s? Ich meine, bestimmt warst du wesentlich mehr an den künstlerischen Aspekten interessiert als an irgendetwas anderem …«

    Ich lehne mich an ihn und lenke ihn mit einem raschen Kuss auf die Wange ab, dann nehme ich ihm die Fernbedienung aus der Hand. Sofort zeichnet sich auf seiner Miene gespielte Empörung ab, und ich gönne mir den Spaß, ihn mit der geklauten Fernbedienung zu necken.
    »Was machst du denn?«, fragt er und sieht auf einmal ganz besorgt aus, während er sich ernsthaft darum bemüht, das Teil wiederzukriegen.
    Doch ich gebe nicht auf. Und ich gebe nicht nach. Schon allein aus dem Grund, weil er jedes Mal, wenn wir hierherkommen, die Kontrolle darüber hat, und ich ausnahmsweise auch einmal diejenige sein möchte, die ihn überrascht.
    Ich halte mir das Ding hoch über den Kopf und wechsle es von einer Hand in die andere, entschlossen, es stets außer Reichweite zu lassen. Vor Anstrengung atme ich ein bisschen schwerer, sehe ihn an und sage: »Tja, nachdem wir uns offenbar unmöglich auf eine Lieblingsepoche einigen können, kann ich doch auch gleich irgendeine x-beliebige Taste drücken und dann sehen, wo wir landen.«
    Sein Gesicht ist auf einmal kreidebleich und sein Blick grimmig. Seine ganze Miene, ja seine ganze Stimmung hat sich auf einen Schlag verändert, er wirkt regelrecht erschüttert, was mir, ehrlich gesagt, wie eine totale Überreaktion auf die Situation erscheint, sodass ich schon nahe daran bin, ihm das Gewünschte zu überlassen. Aber dann reitet mich der Teufel und ich drücke stattdessen eine Taste.
    Ich nuschele vor mich hin, wie typisch es doch für einen Mann sei, unbedingt die Kontrolle über die Fernbedienung haben zu müssen, während der Bildschirm aufleuchtet und ein Bild erscheint …
    Auf dem etwas ist, was ich noch nie gesehen habe.
    »Ever!« Damen schnappt nach Luft, und er spricht mit
leiser, gefasster Stimme, doch es kann kein Zweifel daran bestehen, wie ernst es ihm mit seinem Anliegen ist. »Ever, bitte, bitte gib mir die Fernbedienung – ich …«
    Er greift erneut danach, aber es ist zu spät, ich habe sie schon unters Kissen geschoben.
    Vor ihm in Sicherheit gebracht.
    Habe die Bilder bereits gesehen, die da ablaufen.
    Es ist – es sind die Südstaaten vor dem Sezessionskrieg. Und auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, wo es genau ist, sehe ich es an den Häusern, an dem Stil, in dem sie gebaut sind und der, glaube ich, Plantagenstil heißt – und daran, wie sich die Atmosphäre verändert hat. Der Himmel wirkt heiß, hell und unglaublich schwül, so wie ich es in keinem meiner anderen Leben jemals gesehen oder gefühlt habe, und mir ist einfach klar, dass dies der tiefe Süden ist. Wie die Einführungstotale in einem Film – eine Einstellung, die einem zeigt, wo die Geschichte spielt.
    Und dann, ebenso schnell, sind wir im Haus. Blicken direkt auf die Nahaufnahme eines Mädchens vor einem Fenster, das sie eigentlich putzen soll, aus dem sie jedoch stattdessen mit verträumter Miene

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