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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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lächelte, und ich begriff entsetzt, dass sie ihn nun mühelos fertigmachen konnte.
    Ich ließ mein Armband fallen und machte einen Satz auf sie zu, bereit, ihr einen Schlag in die Brust zu versetzen und ihr endlich eine Lektion zu erteilen. Aber sie duckte sich einfach, hob etwas vom Boden auf und warf es nach mir.
    Nein ! Schmerz durchfuhr mich, und zwar jede Faser meines Körpers, wenn ich noch einen Körper gehabt hätte, und noch darüber hinaus. Selbst die Luft um mich herum konnte wehtun. Blauer Nebel schloss sich rings um mein Gesichtsfeld, und ich verschwand beinahe vollständig aus dieser Realität. Ich spürte, wie ich fiel und auf dem Boden aufschlug, und ich schien zu zerbersten. Eiskristalle prasselten über den Fußboden, und die Höllenqualen, die es bedeutete, in kleine Teile zu zerspringen, waren schlimmer als alles, was ich mir je hätte träumen lassen.
    Und doch war ich noch immer hier. Für mich gab es nicht einmal den Tod als Erlösung.
    »Eisen«, sagte Charity. »Schätze, es war ein Teil des Projektors. Nichts macht einen Geist so fertig wie Eisen.«
    Ich umklammerte das Armband auf dem Fußboden und versuchte, mich wieder zu materialisieren, aber so zerschlagen, wie ich war, schaffte ich es nicht ganz. Immerhin war ich ein wenig sichtbar als ein trübes, blaues Licht, das über dem Boden flackerte.
    Hinter Charity rappelte Lucas sich hoch auf die Knie, doch dann sank er wieder auf dem Boden zusammen. Erst jetzt konnte ich sehen, wie arg Lucas zugerichtet war.
    »Bianca?«, stöhnte er. »Das kann nicht sein … Das kann nicht sein … Bist du das?«
    »Ich brauche eine Familie«, flüsterte Charity. »Kannst du das verstehen? Nachfühlen, wie einsam ich die ganze Zeit bin? Mein Clan … Er folgt mir und hilft mir, aber er ist nicht meine Familie.«
    »Du hast einen Bruder.« Ich war überrascht, dass ich laut sprechen konnte. »Du könntest bei ihm sein, wenn du nur aufhören würdest …«
    »Hör auf, dich wie ein Vampir zu benehmen.« Charity ließ den Kopf hängen, und ihre blonden Locken fielen ihr über die Schultern. Sie machte einen Schritt auf mich zu. »Das ist nicht die Antwort. Wenigstens weiß ich jetzt, was ich tun muss. Um Balthazar an mich zu binden, muss ich mich selbst an dich binden. Und das bedeutet, dass wir etwas gemeinsam haben müssen.«
    »Tu ihr nichts!« Lucas griff Charity an, doch sie wirbelte rechtzeitig herum, um den Schlag abzuwehren. Lucas war noch immer benommen und zu schwach, um richtig zu kämpfen. Rasch packte Charity Lucas, riss seinen Kopf in den Nacken und grub die Zähne in seine Kehle.
    Ich kreischte. Es schien, als ob die ganze Welt mit mir schreien würde, als ob es nichts mehr gab als mein Schreien und den Anblick von Lucas, wie er sich gegen Charity wehrte, doch dann ohnmächtig zusammensank, während sie trank und trank und trank. Ihre Lippen an seinem Hals röteten sich von seinem Blut, und ihr Körper bebte bei jedem Schluck wohlig.
     
    Endlich löste sich Charity und ließ Lucas los. Sein Körper fiel schwer und mit einem dumpfen Laut zu Boden. Mein Schrei riss ab und wich einer entsetzlichen Stille.
    »Das wird reichen«, flüsterte Charity. Sie sah mich mitleidig an, dann warf sie einen scharfen Blick über ihre Schulter. Ich hörte, dass Leute die Treppe hochkamen, und Charity sah alles andere als erfreut darüber aus.
    Sie hastete zum Loch in der Wand des Projektorraumes und sprang hindurch. Eine Sekunde lang sah ich ihre dunkle Silhouette vor der weißen Leinwand, doch dann war sie fort.
    Das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Bitte nicht.
    Irgendwie schaffte ich es, mich zu sammeln. Mehr als alles auf der Welt wollte ich zu Lucas, doch zuerst bewegte ich mich zur Tür und schloss meine Hand über dem Armband. Sofort hatte ich wieder eine körperliche Gestalt. Nun konnte ich Lucas helfen. Ich konnte ihn die Treppe hinuntertragen oder ihm eine Herzmassage geben oder ihm helfen, sich aufzurichten, was auch immer er brauchte.
    Lucas lag regungslos in der Dunkelheit. Unzählige Tropfen seines Blutes bildeten Flecken auf dem Boden, und die Bissspuren an seiner Kehle waren ebenfalls blutig. Als ich ihn gebissen hatte, waren die einzigen Wunden die von meinen Reißzähnen gewesen. Charity hatte sein Fleisch aufgerissen.
    Das ist okay. Es wird wieder verheilen.
    »Lucas?«, flüsterte ich. Mit den Fingerspitzen streichelte ich seine Wange. Er bewegte sich nicht. »Lucas, ich bin’s. Ich bin hier.« Noch immer nichts.
    Zögernd presste ich

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