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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Firma gestellt. Wenn ich irgendwo hinmuss, werde ich meistens in einer Limousine chauffiert, nur in Rye sitze ich selbst am Steuer eines blauen Mercedes.
    Kann sein, dass ich bald wieder heirate. Die Frau, die ich liebe, weiß nichts von der Sache – genauso wenig wie meine anderen Frauen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich ihr jemals davon erzählen werde. Warum auch? Ich bin erfolgreich, ausgeglichen, großzügig und ein rücksichtsvoller, aufmerksamer Liebhaber.
    Doch mein Leben ist eine Katastrophe. Seit dem Tag im Sommer 1958, an dem Ruth, Donny, Willie und wir anderen Meg Loughlin und ihre Schwester Susan kennen gelernt haben.
     
     

2
    Ich war allein unten am Bach und lag mit dem Bauch auf dem großen Stein, den wir »den Felsen« nannten. Mit einer Blechdose in der Hand war ich auf der Jagd nach Flusskrebsen. Zwei kleine hatte ich schon erwischt. Sie schwammen in einer größeren Büchse neben mir. Jetzt wollte ich auch noch ihre Mutter fangen.
    Das Wasser des Baches wurde durch die starke Strömung aufgewirbelt und spritzte gegen meine nackten Füße. Das Wasser war kalt und die Sonne warm.
    Ein Geräusch in den Büschen ließ mich aufblicken. Das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen hatte, stand am Ufer und lächelte mir zu.
    Sie hatte lange braun gebrannte Beine und langes rotes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Sie trug eine kurze Hose und eine helle Bluse mit offenem Kragen. Ich war zwölfeinhalb. Sie war älter.
    Ich weiß noch, dass ich ihr Lächeln erwiderte, obwohl ich sonst zu Fremden nie besonders freundlich war.
    »Flusskrebse.« Ich leerte die kleine Dose aus.
    »Wirklich?«
    Ich nickte.
    »Große?«
    »Die nicht. Aber es gibt hier welche.«
    »Darf ich mal sehen?«
    Ohne sich erst hinzusetzen, stützte sie sich wie ein Junge mit der linken Hand ab und sprang herunter zum ersten großen Stein. Einen Moment lang sah sie sich die Reihe von Steinen an, die im Zickzack über den Bach führte, dann kam sie zu mir auf den Felsen. Ich war beeindruckt. Sie zögerte keine Sekunde und hielt mühelos das Gleichgewicht. Ich rückte ein Stück, und da saß sie auch schon neben mir. Sie hatte grüne Augen und roch gut.
    Sie schaute sich um.
    Für uns alle hatte der Felsen damals eine besondere Bedeutung. Er lag mitten in der tiefsten Stelle des Baches, vom klaren Wasser umspült. Im Sitzen war für vier Kinder Platz, im Stehen für sechs. Der Felsen hatte unter anderem schon als Piratenschiff, als Nemos Nautilus und als Kanu der Delawaren gedient. An diesem Tag war das Wasser über einen Meter tief, doch das fremde Mädchen wirkte glücklich und zeigte keine Spur von Angst.
    »Das hier ist unser Felsen«, sagte ich. »So haben wir ihn jedenfalls genannt, als wir noch klein waren.«
    »Schön hier«, antwortete sie. »Kann ich mal die Krebse sehen? Ich heiße Meg.«
    »Ich bin David. Klar.«
    Sie spähte in die Dose. Eine Weile verging, ohne dass wir etwas sagten. Aufmerksam betrachtete sie die Krebse. Dann richtete sie sich wieder auf.
    »Süß.«
    »Ich fange sie nur so zum Anschauen. Dann lasse ich sie wieder frei.«
    »Beißen sie?«
    »Nur die großen. Aber sie können einem nicht wehtun. Und die kleinen versuchen bloß abzuhauen.«
    »Sie sehen wie Hummer aus.«
    »Hast du noch nie Flusskrebse gesehen?«
    »Ich glaube nicht, dass es in New York welche gibt.« Sie lachte, doch es machte mir nichts aus. »Aber Hummer hatten wir schon. Und die können einem wehtun.«
    »Wie hatten? Man kann doch einen Hummer nicht halten wie ein Haustier, oder?«
    Wieder lachte sie. »Nein, sie werden gegessen.«
    »Flusskrebse sind auch keine Haustiere. Sie gehen ein. Nach einem Tag, höchstens zwei. Aber sie werden auch gegessen, habe ich gehört.«
    »Wirklich?«
    »Ja, aber nur von manchen Leuten. In Louisiana oder Florida oder so.«
    Wir schauten wieder in die Dose.
    »Ich weiß nicht.« Sie lächelte. »Besonders viel ist nicht an ihnen dran.«
    »Komm, wir fangen ein paar große.«
    Nebeneinander lagen wir auf dem Felsen. Ich nahm die Dose und ließ beide Arme ins Wasser gleiten. Der Trick bei der Sache war, die Steine einzeln umzudrehen, ganz langsam, damit kein Schlamm aufgewirbelt wurde. Und mit der Dose schnell alles einzufangen, was darunter hervorgekrochen kam. Das Wasser war so tief, dass ich die Ärmel meines T-Shirts bis zu den Schultern hochkrempeln musste. Ich dachte daran, wie lang und dünn ihr meine Arme vorkommen mussten. Zumindest mir kamen sie so vor.
    Es war

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