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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ziemlich seltsam, so neben ihr. Verwirrend, aber auch aufregend. Sie war ganz anders als die Mädchen, die ich kannte – als Denise und Cheryl aus der Nachbarschaft oder die anderen aus der Schule. Erstens war sie ungefähr hundertmal hübscher. Meiner Meinung nach sogar hübscher als Natalie Wood. Außerdem war sie wahrscheinlich auch schlauer als die Mädchen, die ich kannte, und hatte mehr Erfahrung. Immerhin wohnte sie in New York und hatte schon Hummer gegessen. Und sie bewegte sich wie ein Junge. Sie war stark und voll leichter Anmut.
    Das alles machte mich so nervös, dass mir der erste Krebs entwischte. Er war nicht riesig, aber doch größer als die, die wir schon hatten. Schnell krabbelte er wieder unter den Felsen.
    Sie wollte es auch mal probieren, und ich gab ihr die Dose.
    »Aus New York kommst du also?«
    »Genau.«
    Sie rollte die Ärmel hoch und tauchte die Arme ins Wasser. Da sah ich die Narbe.
    »Hey, was hast du denn da?«
    Wie ein langer, gekrümmter Regenwurm zog sich die Narbe von ihrem linken Ellbogen hinunter bis zum Handgelenk.
    Sie bemerkte meinen Blick. »Ein Unfall. Mit dem Auto.« Dann wandte sie sich wieder dem Wasser zu, auf dem unruhig ihr Spiegelbild schimmerte.
    »O Mann.«
    Anscheinend wollte sie nicht darüber reden.
    »Hast du noch mehr?«
    Ich weiß nicht, warum Narben so eine Faszination auf Jungs ausüben, aber so ist es nun mal, und ich war keine Ausnahme. Ich konnte einfach nicht die Klappe halten, obwohl wir uns gerade erst kennen gelernt hatten und ich ihren Widerwillen spürte. Ich sah, wie sie einen Stein umdrehte. Es war nichts darunter. Trotzdem machte sie es genau richtig, ohne den Grund aufzuwirbeln. Ich fand sie wunderbar.
    Sie zuckte die Achseln. »Ein paar. Aber das ist die schlimmste.«
    »Darf ich mal sehen?«
    »Nein, das geht nicht.« Sie lachte und sah mich mit einem vielsagenden Blick an, bis ich verstanden hatte. Dann hielt ich doch eine Weile die Klappe.
    Sie drehte noch einen Stein um. Nichts.
    »War es schlimm? Der Unfall?«
    Sie gab mir keine Antwort, aber ich machte ihr keinen Vorwurf deshalb. Ich wusste genau, wie taktlos und dumm meine Frage war. Zum Glück bemerkte sie nicht, dass ich rot wurde.
    Dann fing sie einen Krebs.
    Er kam unter dem Stein hervorgeschossen und lief direkt in die Dose.
    Sie schüttete etwas Wasser ab und hielt die Büchse ein wenig schräg ins Sonnenlicht, damit wir seine schöne goldene Farbe sehen konnten. Der Krebs hatte seinen Schwanz aufgerichtet. Mit wedelnden Scheren stolzierte er auf dem Boden der Dose hin und her, bereit zum Kampf.
    »Du hast ihn!«
    »Beim ersten Versuch!«
    »Toll! Er ist wirklich toll!«
    »Sollen wir ihn zu den anderen stecken?«
    Vorsichtig goss sie das Wasser aus der Büchse, um den Krebs nicht zu verschrecken oder zu verlieren. Sie machte es genau richtig, obwohl es ihr niemand gezeigt hatte. Als nur noch ein Fingerbreit Wasser drin war, schüttete sie den Krebs in die größere Dose. Die beiden kleineren hielten respektvoll Abstand. Das war auch gut so, denn es kommt manchmal vor, dass Flusskrebse ihre Artgenossen umbringen. Doch die beiden Kleinen wollten keinen Kampf mit Mama riskieren.
    Nach einer Weile beruhigte sich der Neuankömmling, und wir schauten ihn uns an. Er sah urtümlich aus, heimtückisch und schön. Hübsche Farbe und geschmeidiger Körperbau.
    Ich steckte den Finger in die Dose, um den Krebs aufzuscheuchen.
    »Nicht.« Sie legte mir die Hand auf den Arm. Die Berührung war kühl und weich.
    Also zog ich den Finger wieder heraus.
    Ich bot ihr einen Wrigleys an und nahm mir auch einen. Eine Zeit lang war nichts anderes zu hören als der Wind, der rauschend durch das hohe, dünne Gras und die Büsche am Ufer fuhr, der vom Regen letzte Nacht angeschwollene, schnell fließende Bach und unser Kauen.
    »Lässt du sie wirklich wieder frei? Versprochen?«
    »Klar, ich lasse sie immer frei.«
    »Gut.«
    Mit einem Seufzer stand sie auf. »Ich glaube, ich muss gehen. Wir müssen noch einkaufen. Eigentlich wollte ich mich nur mal kurz umsehen. Bei uns zu Hause hatten wir nie einen Wald. Danke, David. Hat Spaß gemacht.«
    Sie hatte den Steg aus Steinen schon fast hinter sich, als ich ihr hinterherrief.
    »Hey, wo gehst du denn hin?«
    Sie lächelte. »Wir wohnen bei den Chandlers. Susan und ich. Susan ist meine Schwester.«
    Ruckartig stand ich auf, als hätte mich jemand an unsichtbaren Fäden gezogen.
    »Bei den Chandlers? Bei Ruth? Bei der Mom von Donny und Willie?«
    Vom Ufer aus

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