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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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»Lass dir die Füße pediküren, schau dir The
Bachelorette an oder mach etwas Leichtsinniges, wie es sich für Mädels
gehört.«
    Â»Viel Spaß heute Abend! Ich werde auch nicht mehr lange bleiben.«
    Â»Lügnerin. Aber wenigstens bist du eine süße Lügnerin.«
    Grace rauschte hinaus und hinterließ eine schwache Wolke ihres
teuren Parfüms.
    Als Anna ihre Unterlagen einordnete, dachte sie über Lapreas
Situation nach. Von allen Fällen, die Anna in ihrer kurzen Laufbahn begegnet
waren, stach dieser heraus. Teilweise wegen der noch kleinen Kinder, teilweise
wegen Lapreas Verletzungen. Würde Anna immer so bestürzt sein, wenn sie
jemanden mit einer Wunde auf der Wange sehen würde?
    Anna legte einen weiteren Ordner in die Schublade und arbeitete
ihren Ärger beim Abheften ab. Sie war kein kleines hilfloses Mädchen mehr. Sie
hatte eine Position, die es ihr erlaubte, Gewalt zu verhindern.
    Ihre Gedanken wandten sich Nick Wagner zu. Er schien ein anständiger
Typ zu sein. Wie konnte er dann so ein Monster von Mandant verteidigen? Sie
wusste, dass das System Strafverteidiger brauchte, aber sie begriff nicht,
warum jemand diesen Job machen wollte.
    Sicher, es war eine begehrte Position. Pflichtverteidiger standen
oft in schlechtem Licht, doch Washingtons Pflichtverteidiger gehörten zu den
renommiertesten von ganz Amerika. Wie bei der Bundesstaatsanwaltschaft hatten
sie jedes Jahr Hunderte von Bewerbungen für einige wenige Stellen. Beide
Behörden waren berühmt dafür, jungen Anwälten die landesweit beste Schulung bei
Gericht und Erfahrung mit Prozessen angedeihen zu lassen. Beide Organisationen
versorgten sich bei den besten juristischen Fakultäten mit Graduierten.
    Aber Köpfchen allein verschaffte einem noch keinen Job bei den
Pflichtverteidigern. Die Behörde rühmte sich, eine der diensteifrigsten
Verteidigerschmieden Amerikas zu sein. Die Pflichtverteidiger von D.C.
glaubten, dass das System sich gegen ihre Mandanten richtete, dass die Polizei
rassistisch, faschistisch oder korrupt war und dass nicht die Verbrechen,
sondern das massenhafte Einsperren das wahre Problem der armen Viertel von D.C.
war. Die bei den Pflichtverteidigern beschäftigten Anwälte setzten alles daran,
um ihre Mandanten freizubekommen – auf jede nur erdenkliche Weise.
    Das Ergebnis war eine tiefe Verbitterung zwischen den
Pflichtverteidigern und der Bundesstaatsanwaltschaft. In anderen Städten war es
üblich, dass Strafverfolger und Pflichtverteidiger miteinander befreundet
waren, man traf sich zu Ballspielen oder zur Happy Hour. Aber nicht in D.C.
Hier waren sie Feinde im traditionellen Sinne, wie Katzen und Mäuse, die
Montagues und die Capulets, Angelina und Jennifer.
    Heute Morgen hatte Anna für einen Augenblick einen Funken zwischen
ihnen wahrgenommen. Jetzt war Nick Wagner wieder nur einer von hundert
Anwälten, gegen die sie einen Fall zu gewinnen hatte. Sie würde kein Problem
damit haben, ihn wie jeden anderen Verteidiger zu behandeln.
    Annas Telefon klingelte und sie ging zum Schreibtisch, um abzuheben.
»Hallo?«
    Â»Hier ist der Sicherheitsdienst von unten. Ein Nicholas Wagner ist
hier, der Sie sehen will.«
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich – was bei einem anderen
Strafverteidiger nicht der Fall gewesen wäre.
    Verdammt.
    Â»Komm herein. Setz dich.« Anna deutete auf Graces Stuhl
und schob eine Schachtel mit Notruftonbändern aus dem Weg.
    Â»Mir gefällt, wie es hier aussieht«, meinte Nick und stieg über
einen Stapel von Graces Schuhen.
    Â»Wir bemühen uns um eine postmoderne, dekonstruktivistische
Atmosphäre.«
    Â»Wenn hier noch mehr dekonstruiert wird, könnt ihr in einen Trailer
umziehen.«
    Sie lachte. Sie setzten sich und sahen sich durch das vollgekramte
Büro hin an. »Jetzt aber mal im Ernst, womit verdiene ich die Ehre deines
Besuchs?«
    Â»Ich wollte mich einfach mit dir kurzschließen, weil wir ja beide
zusammen an diesem Davis-Fall arbeiten werden.«
    Â»Nicht zusammen, um genau zu sein. Eher gegeneinander.«
    Â»Nun gut«, sagte er und lächelte. »Aber trotzdem wollte ich mich mal
melden. Es war ein schlimmer Morgen. Für alle.«
    Â»Für alle außer D’marco Davis.« Annas Ton war schärfer, als sie
beabsichtigt hatte.
    Â»Ich weiß, dass Strafverfolger das oft nicht glauben, aber ein Tag
im zentralen Zellenblock ist kein

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