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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Der Magier
    D as kleine Mädchen stapfte noch etwas wackelig auf seinen kurzen, speckigen Beinchen durch das Gras. Brigida warf dem Kind einen bunten Ball zu, doch Micas Hände waren zum Fangen noch zu ungeschickt, und so lief die Kleine fröhlich kreischend der schillernden Kugel hinterher und versuchte sie mit ihren dicken Fingerchen zu greifen. Stolz sah Brigida auf ihre Erstgeborene herab, die sich prächtig entwickelte, und dennoch gelang es der jungen Mutter heute nicht, sich ganz auf das Spiel mit ihrem Kind zu konzentrieren. Immer wieder wanderte ihr Blick den saftig bewachsenen Hügel zur Stadt hinunter, so als erwarte sie sehnsüchtig, dass jemand den sonnigen Hang heraufkäme.
    Brigida liebte diesen Platz hoch oben auf dem Hügel, mit seinem Ausblick auf das tiefblaue Meer und die weiße Stadt zu ihren Füßen. Unten am Hafen und hinter den schlanken, hoch aufragenden Türmen der Stadt schimmerte das sich im Wind kräuselnde Wasser in Ultramarin, auf der anderen Seite des Hügels, in einer sandigen Bucht, leuchtete es in Türkis, das sich in der Ferne zu sanftem Flieder wandelte, bis es sich am Horizont mit dem blassen Blau des Himmels vereinte.
    Unten im Hafen herrschte rege Geschäftigkeit. Ein Dreimaster war aus den Südlanden eingetroffen, und nun schleppten die kräftigen, dunkelhäutigen Männer die Kisten und Ballen der kostbaren Ladung von Bord. Brigida ließ den Blick von den niedrigen Häusern der Hafenvorstadt zu dem weitläufigen Marktplatz und dann bis zu dem prächtigen Kuppelbau schweifen, der sich am Nordrand der Stadt auf einem dicht bebauten Hügel erhob. Der luftige, hohe Bau bildete das Zentrum des magischen Viertels. Die scheinbar schwerelos schwebende Kuppel glänzte golden in der Nachmittagssonne. Die benachbarten Gebäude mit ihren weißen Marmorsäulen beherbergten die Akademie, Bibliotheken, Laboratorien, Wandelhallen und große Säle, in denen Vorlesungen gehalten und oft bis spät in die Nacht disputiert wurde.
    Vom Meer her wehte ein sanfter Wind den Hügel herauf und fuhr durch Brigidas blonde Locken. Die junge Frau beschirmte ihre Augen und sah träumerisch auf das Meer hinaus. Waren das nicht weiße Segel dort am Horizont? Brigida kniff die Augen zusammen. Ja, drei, nein, fünf große Schiffe pflügten durch das glatte Wasser und nahmen Kurs auf die Magierstadt Xanomee, die eingebettet in einem grünen Tal zwischen zwei erloschenen Vulkangipfeln lag.
    Konnte das die Flotte von Kapitän Svenderlog sein, der aufgebrochen war, weit im Osten Seide und goldenes Geschmeide zu erwerben? Wie mussten sich die Männer freuen, nach Wochen voll harter Arbeit und Entbehrung, nach wilden Stürmen und brennender Hitze nun die wundervolle Stadt am Horizont auftauchen zu sehen. Brigida träumte von den Weiten des blauen Meeres, den braun gebrannten, muskulösen Männern, die im Takt der monotonen Stimmen die Taue anzogen, um die weißen Segel dem Wind preiszugeben, bis er in das Leinen fuhr und es aufblähte. Das Schiff tauchte in die weiße Gischt ein, dass sie in schillernden Schaum zerbarst, die heiseren Schreie der Möwen als Begleiter.
    »Da ! Da !«, rief Mica, deutete mit ihrem speckigen Finger den Weg hinunter und riss die Mutter aus ihrer Träumerei.
    Endlich! Ein untersetzter, grauhaariger Mann in einem wehenden weißen Umhang kam den Hügel herauf. Die ungewohnte Anstrengung hatte ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben und sein Gesicht rot gefärbt. Brigida nahm das Kind in ihre Arme und eilte dem Mann entgegen.
    »Vater, sagt mir, was hat der hohe Rat beschlossen?«, rief sie ihm schon von weitem entgegen.
    »Lass mich doch erst einmal Atem schöpfen«, stöhnte der Vater, ließ sich ins Gras fallen und tupfte sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von Stirn und Schläfen. Mica kletterte fröhlich brabbelnd auf den Schoß ihres Großvaters und kuschelte sich in seine Arme. Inthan lächelte das Mädchen an.
    »Bitte, quält mich doch nicht so!«, drängte Brigida und ließ sich neben dem Vater im Gras nieder.
    »Gut, gut, du brauchst nicht so besorgt dreinzuschauen. Dein Gatte war großartig, und das Komitee ist von seinen neuen Heiltränken sehr angetan. Er hat seine Prüfung mit Auszeichnung bestanden.«
    Brigida hielt die Luft an.
    »Und sie haben ihn in den Rat gewählt.«
    Die junge Frau seufzte erleichtert. »Sein Traum geht in Erfüllung.«
    Inthan nickte. »Ja, er ist das jüngste Mitglied des magischen Rates seit Beginn der Geschichtsschreibung. Ich hattekeine

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