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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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du dumme Kuh! Und dein Alter, warum zum Teufel hat er das Schwein nicht zum Tode verurteilt? Warum nicht?«
    Ihre Lungen brannten, sie erwog, mit ihm zu reden, zu argumentieren, erinnerte sich dann jedoch allzu lebhaft an das Band mit Simones rauer, verzweifelter Stimme, die bettelte und bat. Das hatte ihr auch nicht geholfen. Mit nahezu verrenkten Schultern, sämtliche Muskeln in ihrem Körper verkrampft, konzentrierte sie sich darauf, die Pistole aus dem Halfter zu ziehen. »Hey! Hey!«
    Er klopfte abermals. Wie verrückt. Als wäre er im Begriff den Verstand zu verlieren. Der Sarg ruckte und drehte sich.
    Nikki hatte nur ihr Vorhaben im Blick, an die Pistole zu kommen.
    »Rate mal, was ich hier habe, Nikki«, forderte er sie heraus, und Nikki hielt den Atem an. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Wollte es auch gar nicht. »Etwas, das dir gehört. Und etwas von Simone.« Doch nicht Mikado. Nicht Jennings!
    Sie war versucht zu schreien, hätte ihm gern die Augen ausgekratzt.
    »Es steckt in meiner Tasche. Dein Slip, Nikki. Ich habe ihn aus deiner Kommode genommen. Du liebe Zeit, der ist aber frivol! Und Simones …« Nikki war übel. »Hörst du mich? Ich hab sie alle. Kleine Kostbarkeiten von meinen Opfern. Dir ist klar, mit wem du da im Sarg Hegst, oder? Mit dem lieben Daddy. Weißt du, was ich von ihm hier habe?«
    Sie wollte es gar nicht wissen.
    »Einen alten Tiefschutz. Sieht aus, als wäre das Ding tausend Jahre alt. Wie findest du das?«
    Fahr zur Hölle, du ekliger Perverser, dachte sie, und die Wut übertrumpfte ihre Angst. »Das hier plane ich schon seit Jahren … Habe aber nicht angefangen, solange LeRoy hinter Gittern war. Aber jetzt ist er frei und deshalb … Pech für alle, die mich im Stich gelassen haben.«
    Er wollte Mitleid? Sollte das ein Witz sein? »Hat dir das Band mit dem Wimmern deiner Freundin gefallen?«, fragte er, und Nikki wurde es eiskalt. »Wie sie gebettelt hat!« Nikki wollte ihn anfauchen, doch sie schwieg eisern. Das wollte er ja nur.
    »Alle haben gebettelt.« Er wartete. »Bist du wach?« Er klopfte noch einmal, und das Geräusch hallte durch den engen Raum und schmerzte in Nikkis Ohren. »Hey, Nikki!«
    Ignorier ihn einfach. Lass seine Worte nicht an dich herankommen!
Sie dehnte sich, bis ihre Muskeln und Sehnen es kaum noch ertrugen. Ihre Finger stießen auf etwas Kaltes, Hartes. Die Pistole! Tränen stiegen ihr in die Augen. Jetzt musste sie die Waffe nur noch zu greifen bekommen! »Ach, Scheiße!« Der Sarg bewegte sich wieder.
    Diesmal wurde er langsam in eine Grube hinabgesenkt – für Nikki der schlimmste aller Albträume.
    Reed holte das Letzte aus seinem Eldorado heraus. Hundertzwanzig Stundenkilometer, hundertdreißig … hundertfünfzig. Das Radio knisterte. Er könnte schätzungsweise in knapp fünfzehn Minuten am Friedhof sein. Blieb ihm noch genug Zeit? Hoffentlich! Der Gedanke an Nikki, in einen Sarg gezwängt und lebendig begraben, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Er trat aufs Gas, und die nächtliche Landschaft flog vorbei. Die Lichtsäulen seiner Scheinwerfer bohrten sich durch die Regenschleier und spiegelten sich verschwommen auf dem nassen Pflaster.
    Nur ein Verrückter raste bei einer solch schlechten Sicht so schnell durch die Straßen. Sirenen heulten, rote und blaue Lichter blitzten auf, ein Streifenwagen schloss zu ihm auf und rauschte dann an ihm vorbei. Morrisette saß am Steuer.
    »Schnapp ihn dir, Sylvie«, knurrte er mit den Zähnen knirschend. »Ich bin gleich bei dir.« Minuten später erblickte er die Abzweigung zum Adams Cemetery, und er wappnete sich. Wie standen die Chancen, dass Nikki noch lebte?
    Als der Sarg schaukelnd und schwankend in die Grube hinabgelassen wurde, entglitt ihr die Pistole wieder.
Nein! O nein! Ich will nicht lebendig begraben werden!
Verzweifelt, nach Luft ringend, mit tastenden Fingern, die dann doch wieder vom Knauf der Pistole abrutschten, versuchte Nikki, den Weg zu ihrer Befreiung zu ebnen. Das hier war ihre einzige Chance!
    Bevor sie unter anderthalb Metern Erde verschüttet wurde, musste sie die Pistole zu fassen bekommen.
Los, los, Nikki, gib nicht auf. Pack das Ding jetzt!
    Ihr Mittelfinger stieß auf kalten Stahl, dann der Zeigefinger. Um äußerste Konzentration bemüht zog sie die kleinkalibrige Waffe vorsichtig aus dem Halfter. Jetzt.
    Hoffentlich war sie geladen! Erde prasselte auf den Sargdeckel.
    Gib mir Kraft, bitte, lieber Gott…
    Sie holte tief Luft, was zur Folge hatte,

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