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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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drillten ein Bohrtechniker und ein Team von Arbeitern einen Bohrer mit Diamant-Spitze die letzten paar Hundert Meter in die Erde, in eine Formation hinein, die Waters vor fünf Monaten vermessen hatte. Sie alle bezogen ihren Lebensunterhalt aus Waters’ Traum. Heute Abend stand eine Menge auf dem Spiel. Dennoch konnte er sich nicht dazu durchringen, das Grab zu verlassen.
    Bald ...
    Mallory und er hatten dieses Wort am College als eine Art Code benutzt, als sie ein Paar geworden waren – beinahe sofort, nachdem sie sich kennen gelernt hatten. Sie hatten jede freie Minute zusammen verbracht, doch im gesellschaftlichen Gefüge des Ole Miss College bedeutete »zusammen« nicht immer »miteinander«. Wann immer sie getrennt, aber dennoch in Sichtweite waren – auf Partys, in den Pausen oder in der Bibliothek –, bildete einer von ihnen das Wort mit den Lippen – bald –, um dem anderen zu sagen, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sie einander wieder in den Armen hielten. Bald war ein heiliges Versprechen in der abgöttischen Religion, die sie miteinander gegründet hatten und deren Riten sie in der Dunkelheit von Waters’ Studentenwohnheim, in Mallorys Verbindungshaus oder auf dem College-Parkplatz vollzogen, neben den Autos der anderen, die keinen bequemeren Ort hatten, an den sie gehen konnten.
    Bald ... Dieses geheime Versprechen von den Lippen einer Fremden geformt zu sehen – einer schönen Frau zwar, aber doch einer Fremden –, hatte Waters bis ins Innerste erschüttert. Im verblassenden Tageslicht kniete er nieder und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass er Eve Sumners stummes Wort missverstanden hatte. Schließlich hatte sie ja nicht wirklich etwas gesagt; sie hatte nur ein Wort mit den Lippen geformt. Und vielleicht hatte sie ja nicht einmal das getan. Ihr Lächeln allerdings war der offensivste Flirt gewesen, den Waters seit Jahren erlebt hatte. Doch das Wort ... war es wirklich bald gewesen? Oder etwas anderes? Was sonst könnte Eve Sumner in diesem Moment gesagt haben? Etwas ganz Banales? Vielleicht war es gar kein Wort gewesen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte die Bewegung ihrer Lippen sehr danach ausgesehen, als habe Eve sie bloß gespitzt. Vielleicht hatte sie ihm einen Kuss zugeworfen ...? Vielleicht war er zu dumm gewesen, die Geste als das zu erkennen, was sie war.
    Evie kommt ziemlich herum, hatte Lily gesagt. Vielleicht war ein gehauchter Kuss Teil von Eve Sumners Annäherungsversuch. Vielleicht hatte sie einem Dutzend Männer in der Stadt dasselbe Lächeln geschenkt, ihnen denselben Kuss zugeworfen. Waters schämte sich plötzlich und kam sich wie ein Trottel vor. Dass etwas so Nichtssagendes ihn veranlasst hatte, zum Friedhof zu fahren und nach den Geistern der Vergangenheit zu suchen ... vielleicht litt er zu sehr unter dem Druck der Umweltuntersuchung.
    Eigentlich war er nicht der Typ, der leicht etwas missverstand. Er konnte seinen Augen und seiner Intuition trauen. Als er Eves Verhalten noch einmal überdachte, gellte ein langer, klagender Ton über den Friedhof. Er ignorierte ihn, doch das Geräusch wiederholte sich, als wärme ein Hornist sich für den Zapfenstreich am Ende des Tages auf. Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Waters begriff, dass der vermeintliche Hornist eine Autohupe war: die Frau an der Pforte.
    Er stand auf und klopfte sich die Erde von der Hose. In Gedanken war er schon wieder auf dem Rückweg in Richtung Jewish Hill. Aber er stand immer noch am gleichen Fleck. Er konnte Mallorys Grab nicht verlassen ohne ... etwas zu tun. Mit einem Gefühl der Leere in der Brust wandte er sich wieder dem schwarzen Stein zu.
    »Ich war vorher noch nie hier«, sagte er, und seine Stimme klang merkwürdig in der stillen Dunkelheit. »Und du weißt, dass ich nicht daran glaube, dass du mich hören kannst. Aber ... es hätte für dich nicht so enden sollen.« Er hob eine Hand, als könne es irgendwie helfen, dem unbeschreiblichen Kummer in seinem Innern Ausdruck zu verleihen – aber das konnte nichts auf der Welt, und er ließ die Hand wieder fallen. »Du hast etwas Besseres verdient als das hier. Du hast etwas Besseres verdient.«
    Er hatte das Gefühl, dass er weitersprechen sollte, doch seine Stimme versagte, sodass er sich von Mallorys Grabstein abwandte und zwischen den Eichen hindurch zum Jewish Hill und zu seinem Land Cruiser hinaufging, während von der Friedhofspforte die Hupe erschallte wie ein Fanfarenstoß, der ihn zurück in die Gegenwart

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