Der verlorene Ursprung
Matilde Asensi - Der verlorene Ursprung
Buch
Als in Barcelona der junge Anthropologe Daniel Queralt in Trance fällt, sind die Ärzte ratlos. Sein Bruder Arnau vermutet den Schlüssel zu der rätselhaften Erkrankung in Daniels Arbeit. Der Computerspezialist und leidenschaftliche Hacker findet heraus, daß Daniel mit der Entzifferung einer geheimnisvollen Schrift aus der Zeit der Inka beschäftigt war. Und er hatte Feinde, allen voran die ehrgeizige Archäologin Marta. Doch ausgerechnet sie will Arnau helfen, seinen Bruder zu retten. Ihre gemeinsame Spurensuche führt die beiden ins untergegangene Reich der Inka, zu den Ruinen von Tiahuanaco und in den Dschungel des Amazonas-Gebiets. Alles deutet darauf hin, daß Daniel tatsächlich mit einem Fluch belegt ist. Gegen seinen Willen verliebt Arnau sich in die attraktive Marta - aber kann er ihr trauen?
Auch in diesem Roman gelingt Matilde Asensi die perfekte Mischung aus Spannung und genau recherchierten historischen Fakten, die ihre Bücher weltweit zu Bestsellern werden ließ.
Autor
MATILDE ASENSI, 1962 in Alicante geboren, schrieb und arbeitete nach dem Journalismusstudium für Rundfunk und Printmedien. Bereits ihr Debut El salón de ámbar wurde in mehrere Sprachen übersetzt; der Durchbruch gelang ihr mit den Romanen Iacobus und Wächter des Kreuzes, die auf Deutsch vorliegen und Bestseller wurden - auch international.
Jede hinlänglich fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.
ARTHUR C. CLARKE
1. Teil
Als ich an jenem Abend im Dämmerlicht der alten, verschlossenen Halle stand, Staub und Muff in der Nase, hatte ich nicht die geringste Vorahnung. Ich war eben eine fortschrittsgläubige und skeptische, technikbegeisterte Großstadtpflanze zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Niemals hätte ich freiwillig über etwas nachgedacht, das außerhalb der Wahrnehmung meiner fünf Sinne lag. Für einen Hacker wie mich war das Dasein ein komplexes System von Algorithmen, geschrieben in einer Programmiersprache, zu der es kein Handbuch gab. Leben hieß, sich täglich mit der eigenen instabilen Software herumzuschlagen, ohne daß man irgendwo einen Einführungskurs belegen konnte. Keine Zeit zum Üben oder Ausprobieren - das Leben war, was es war. Außerdem war es sehr kurz, weshalb ich meins permanent in Aktion verbrachte und mich immer ganz auf das konzentrierte, was ich gerade tat. Vor allem, wenn es strafbar war. Wie an jenem Abend.
Ich weiß noch, daß ich einen Moment innehielt, fasziniert von den Restbeständen einer Kulisse aus tiefster Vergangenheit. Vor zwanzig, vielleicht dreißig Jahren hatte sie im Glanz der Scheinwerfer gestrahlt und unter den Klängen der LiveOrchester vibriert. Jetzt, in der Abenddämmerung dieses späten Maitages, lag alles still und dunkel. Kein Sonnenstrahl blitzte mehr durch die Arkadenfenster der Fernsehstudios von Miramar in Barcelona. In wenigen Augenblicken würden wir diesen Schauplatz wiederbeleben. Wenn man an all die berühmten Stimmen dachte, die in diesen Räumen für immer zu Hause sein würden, war es einfach vollkommen abwegig, daß aus den Studios in ein paar Monaten ein weiteres Hotel für reiche Touristen werden sollte.
Neben mir knieten Proxi und Jabba auf einer altersmorschen Holzbühne und bauten das Equipment auf. Proxis enge schwarze Hose endete knapp über den Knöcheln, und die scharfen Kanten warfen im Licht der auf dem Boden liegenden Neontaschenlampen gezackte Schatten auf ihre langen Beine. Jabba, einer der besten Techniker von Ker-Central, schloß eben mit ein paar raschen, geübten Handgriffen die Kamera an den Laptop und den Signalverstärker an. Für seine Größe hatte er ein paar Pfund zu viel auf den Rippen, er war eben eher ein Kopfarbeiter. Aber kein Stubenhocker, er mochte frische Luft und Sonne und hatte sich auch nach tausend Schlachten gegen die Verschlüsselungscodes noch etwas von der Geschicklichkeit des Homo habilis bewahrt. Sonst erinnerte allerdings nichts an ihm an die Ur- und Frühgeschichte, er sah ziemlich gegenwärtig aus.
»Fertig«, sagte er jetzt und sah zu mir hoch. In der Mitte seines runden Gesichts drängten sich Augen, Nase und Mund. Die langen roten Haarsträhnen hatte er sich hinter die Ohren geklemmt.
»Steht die Verbindung schon?« fragte ich Proxi.
»Moment noch.«
Ich sah auf die Uhr, deren Zeiger sich um die Nasenspitze von Kapitän Haddocks bärtigem Gesicht drehten. Fünf vor acht. In einer knappen halben Stunde würde die Sache über die
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