Ewigkeit
hörte sie ihn sagen. »Dich kriegen wir in null Komma nix wieder hin. Alles in Ordnung da drinnen?«
»Schmerzen«, hörte sie Sebastian keuchen.
»Ich denke, wir sollten uns lieber mit ihm beeilen«, sagte Mancuso und winkte den zweiten Rettungshelfer mit dem muskelbepackten Arm heran. »Wir können nicht riskieren, ihn zu bewegen, nicht bei dieser Partikeldichte.«
»Sollen wir ihn vor Ort behandeln?«
»Fangen wir an.«
Mancuso zeigte mit dem linken Arm auf den Jungen. Ein Spalt öffnete sich in der Rüstung, und eine Sprühdüse schob sich heraus. Sie verschoss eine silberweiße Masse, die sich beim Auftreffen sofort verhärtete. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich Sebastian in einen menschenförmigen Kokon aus festen, speichelähnlichen Fäden.
»Seid vorsichtig mit ihm«, wiederholte Auger.
Dann machte sich ein zweites Team ans Werk und schnitt mit Lasern in den Eisblock, auf dem Sebastian lag. Dichter Dampf stieg auf. Dann und wann hielten sie kurz inne und gaben sich mit den Händen knappe Signale. Das erste Team kehrte mit einer Kombination aus Harnisch und Rolltrage zurück. Dünne Metallklauen senkten sich vom Schutzgestell herab und gruben sich ins Eis um Sebastian. Langsam hob die Trage die ganze eingesponnene Masse – auch das Eis unter Sebastian – vom Boden auf. Auger beobachtete, wie sie Sebastian fortschafften und ihn in die erste Rettungsmaschine verfrachteten.
»Es war nur ein Kratzer«, sagte Auger, als Mancuso zurückkehrte, um bei ihr nach dem Rechten zu sehen. »Ihr müsst nicht so tun, als sei es ein Notfall. Ihr erschreckt den Jungen ja zu Tode.«
»Dann hat er mal richtig was erlebt.«
»Für heute hat er genug erlebt.«
»Tja, man kann gar nicht vorsichtig genug sein. Hier unten ist jeder Unfall ein Notfall. Das solltest du mittlerweile eigentlich wissen, Auger.«
»Ihr solltet mal nach dem Mädchen sehen«, sagte Auger und zeigte auf den Kriecher.
»Ist sie verletzt?«
»Nein.«
»Dann hat sie keine Priorität. Jetzt wollen wir mal schauen, wofür du das Leben dieser Kinder aufs Spiel gesetzt hast.«
Mancuso meinte die Zeitung.
»Sie ist im Lagerfach des Kriechers«, sagte Auger und ging, gefolgt von Mancuso, zur verkeilten Maschine hinüber. An der Vorderseite des Kriechers, zwischen Greif- und Werkzeugarmen, war ein Netzbeutel und eine Klappe, hinter der sich eine unterteilte Ablage befand. Auger öffnete den manuellen Verschluss und zog die Ablage heraus. »Sieh selbst«, forderte sie ihn auf und zog die Zeitung sehr behutsam aus dem Fach.
»Junge!« Widerstrebend stieß Mancuso ein anerkennendes Pfeifen aus. »Wo hast du die gefunden?«
Sie zeigte auf einen eingesunkenen Bereich direkt vor der zerstörten Maschine. »Wir haben da unten ein Auto entdeckt.«
»War jemand drin?«
»Es war Leer. Wir haben das Sonnendach aufgerissen und die Greifarme des Kriechers benutzt, um die Zeitung vom Rücksitz zu bergen. Dabei mussten wir den Kriecher an der Decke abstützen, damit er nicht umkippte. Dummerweise war die Decke nicht besonders stabil.«
»Das liegt daran, dass diese Höhle noch nicht für Einsätze mit Menschen freigegeben ist«, erklärte Mancuso.
Auger wählte ihre Worte mit Bedacht. Ihr war klar, dass alles, was sie jetzt sagte, in den Berichten auftauchen konnte. »Es ist niemand zu Schaden gekommen. Wir haben einen Kriecher verloren, aber die geborgene Zeitung wiegt das mehr als auf.«
»Was ist mit dem Jungen passiert?«
»Er hat mir geholfen, den Kriecher zu stabilisieren, und sich dabei den Anzug aufgerissen. Ich habe ihm gesagt, dass er stillhalten und auf die Kavallerie warten soll.«
Sie legte die Zeitung ins Fach zurück. Die Buchstaben waren immer noch so gestochen scharf und lesbar wie zu dem Zeitpunkt, als sie das gute Stück aus dem Auto geholt hatte. Durch die Berührung der Zeitung – wobei das Papier leicht aufgewölbt wurde – war sogar eine der animierten Werbeanzeigen zum Leben erwacht: Ein Mädchen am Strand warf einen Ball in die Kamera.
»Ziemlich gut, Auger. Sieht so aus, als hättest du diesmal Schwein gehabt.«
»Hilf mir bitte, die Ablage rauszuholen«, sagte sie in der Annahme, dass man nicht versuchen würde, den ganzen Kriecher zu bergen.
Sie zogen die Probenablage heraus, trugen sie zum nächsten Rettungskriecher und schoben sie in ein leeres Fach.
»Und jetzt die Filmbänder«, sagte Mancuso.
Auger ging um das schief hängende Fahrzeug herum, öffnete ein paar Riegel und zog die schweren schwarzen Kassetten
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