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0426 - Palast der Schattenwürger

0426 - Palast der Schattenwürger

Titel: 0426 - Palast der Schattenwürger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hoffentlich schaffte er die Strecke. Das Gebirge lag hinter ihm. Er hatte in die Täler geschaut, die grauen Wüstenflächen gesehen und keinen Verfolger entdecken können.
    Jetzt lag das Meer vor ihm. Es war wie ein wogender Teppich, der die Strahlen der Sonne auffing und sie reflektierte.
    Wire war bewußt eine Route geflogen, die jenseits der Städte und bewohnten Gegenden lag. Alles konnte ihm passieren, er durfte nur nicht entdeckt werden.
    Aber seine Feinde waren da. Sogar nahe bei ihm. Dieses Gefühl blieb, die Augen lauerten irgendwo im Unsichtbaren. Sie starrten auf seinen Rücken, verfolgten jede seiner Bewegungen, und plötzlich dachte er anders über die geheimnisvollen Schattenwürger.
    Unsichtbar sollten sie sein. Gelacht hatte er darüber. Er, Nick Wire, einer der besten Piloten und Mitarbeiter des CIA, die ihn nur für geheime Einsätze an Land zog, würde sich von diesen Märchen nicht ins Bockshorn jagen lassen.
    Leider waren es keine Märchen. Er hatte die Schattenwürger gestört, ihre Rache würde furchtbar und tödlich sein.
    Noch liefen die Motoren ruhig, noch zeigten die Instrumente alles normal an, aber das andere lauerte.
    Weshalb hatte es sich so lange Zeit gelassen?
    »Verdammt!« keuchte Wire, »zeig dich doch, wenn du Mut hast. Wir werden es hier austragen!« Er schaute nicht mehr auf das Meer und auch nicht auf die Landschaft unter ihm, die allmählich ihre hügelige Formation verlor und flacher wurde. Sein Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, dieser bedrohenden Hölle zu entkommen.
    Die Position des Trawlers war vereinbart. Wire würde ihn anfliegen, seine Botschaft per Fallschirm abwerfen und die Maschine weiter in Richtung Spanien bewegen.
    Ein völlig normaler Flug…
    Die Sonne stand im Westen. Sie schien von der linken Seite her schräg in sein Seitenfenster. Er hatte die dunkle Brille aufgesetzt, die auch die Augenwinkel abschirmte.
    Unter ihm lag ein karges Gelände. Die Küste rückte näher und näher. Eigentlich mußte er jetzt schon Verbindung mit dem Trawler kriegen. Wenn sie sprachen, dann auf einer nicht leicht abhörbaren Frequenz. Das Mikro hing über ihm. Nick Wire griff danach, schaltete es ein und gab sein Codewort durch.
    »Hier Wüstenadler! Seeschwalbe, bitte kommen!« Er schaltete auf Empfang und wartete ab.
    Nichts hörte er.
    Dann versuchte er es noch einmal.
    Wieder erhielt er keine Antwort. Nur ein Rauschen strömte durch die Leitung.
    Eine natürliche Störung? Nick wollte daran nicht glauben, wenn cran das Gefühl der Angst dachte, das ihn in den Klauen hatte. Beim dritten Versuch schließlich klappte es. Als sich die Seeschwalbe meldete, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
    »Wir hören Sie gut, Wüstenadler. Alles in Ordnung?«
    Nichts ist in Ordnung, wollte er sagen, aber er erwiderte das Gegenteil.
    »Alles planmäßig verlaufen.«
    »Und der Proviant?«
    »Ist im Sack.«
    »Okay, Wüstenadler, wir bleiben auf Position. Werden Sie gleich auf dem Schirm sehen…«
    Da brach die Verbindung ab. Als hätte eine große Schere irgend etwas durchtrennt. Die Ruhe vor dem Sturm wurde für den Piloten zu einer drückenden Last. Er versuchte es noch zweimal, wieder Verbindung mit dem Schiff aufzunehmen, es klappte nicht mehr.
    »Die Schatten«, flüsterte er. »Die verdammten Schatten…« Er hängte das Mikro nicht mehr in die Halterung, es baumelte vor seinem Gesicht wie ein Pendel. Darum kümmerte sich Nick Wire nicht, er wollte nur sein Ziel so rasch wie möglich erreichen. Das waren nicht mehr als fünfzig Meilen Luftlinie.
    Tief unter ihm begann der Strand. Er hatte ein wenig an Höhe verloren.
    Bewußt wollte er nicht so hoch fliegen, da ihm die relativ niedrige Höhe eine gewisse Sicherheit suggerierte.
    Mit weißen Schaumgürteln liefen die Wellen an den Strand, huschten über Felsen hinweg und verliefen sich irgendwo zwischen Steinen und Sand. Der Strand war schnell überflogen, das Meer nahm ihn auf und damit die Weite zwischen Himmel und Wasser, auf dem in der Ferne ein kleiner dunkler Fleck lag.
    Ein Schiff zog seine Bahn.
    Aber nicht der Trawler, auf den er wartete. Der lag weiter nördlich. Noch war nichts passiert. Die Funkstörung brauchte keine so außergewöhnliche Ursache gehabt zu haben. Irgendein Defekt hatte eintreten können, das war immer möglich.
    Bis der erste Motor ausfiel.
    Das geschah in dem Augenblick, als er die Strandregion gerade hinter sich gelassen hatte und über der tiefen See flog. Schlagartig stoppte der rechte Motor.

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