EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
2011 erworben hatte.
Sinshy selbst hatte dafür gesorgt, dass Headline & Footage die Präsidentschaftskandidatur seiner Ex-Freundin Jeanne Adams subtil, aber nachhaltig unterstützte. Damit hatte er eine zuverlässige Freundin im Weißen Haus – was wollte man mehr?
Im Jahr 2012 verschob er die größten Teile seines Zehn-Milliarden-Dollar-Vermögens in die Sinshy Foundation und startete eine eigene Karriere als Politiker. Im selben Jahr gewann er den Wahlkampf und war seither Abgeordneter des Kongress. Die Wiederwahl im Jahr 2014 war für ihn nur eine organisatorische Frage gewesen. Während der Einfluss der Neokonservativen in den letzten Jahren stetig abnahm, positionierte sich Sinshy in den USA diskret als die neue Lobby Nummer eins. Die politischen Kommentatoren zeigten sich überzeugt, dass ein Sitz im Kongress für einen wie Sinshy nur eine Durchgangsstation sein konnte.
Wieder blickte er auf seine Notizen und erledigte innerhalb weniger Minuten drei Telefongespräche. Sinshy war bekannt für seinen knappen und intensiven Kommunikationsstil. Er hielt sich nicht lange mit Vorreden und Floskeln auf, sondern kam sofort zur Sache.
Als sich der Jet genau über Brooklyn befand, zwischen dem Kennedy-Flughafen und Manhattan, sah Sinshy auf den 1776 Fuß hohen Freedom Tower. Sein Blick wanderte einige Kilometer weiter nach Norden. Dort, direkt am Ufer des Hudson River, befand sich ein Helikopterlandeplatz. Für Sinshy war er seit 1981 der geografische Angelpunkt seines Lebens.
An einem heißen Nachmittag im Juli 1981 waren er und seine damalige Freundin Jeanne Adams gerade von einem Rundflug zurückgekehrt. Es war der Nachmittag, der sein Leben verändern sollte. Kurz nachdem er ausgestiegen war, landete ein weiterer Hubschrauber. Als dieser aufsetzte, löste sich ein Teil des Heckrotors, schoss mit hoher Geschwindigkeit hautnah an Sinshys Schulter vorbei und riss ihm die linke Halsschlagader auf. Er fiel zu Boden und bemerkte, dass er in einer schnell größer werdenden Blutlache lag. Erst wurde ihm schwindlig, dann verlor er das Bewusstsein. In fiebrigen Träumen hörte er Gott zu sich sprechen, während die Ärzte um sein Leben kämpften.
»Du, Arthur Carrick Sinshy, bist der Fels, auf dem ich mein Reich gründen will!«
Gott hatte ihn fast getötet, um ihn in letzter Minute zu retten. Sicher, die Ärzte hatten hervorragende Arbeit geleistet, erkannte Sinshy an. Aber selbst sie wunderten sich über seine schnelle Genesung. Nie hatte er mit jemandem über diese Begegnung gesprochen. Jeanne Adams, die drei lange Tage im Krankenhaus darauf gewartet hatte, dass er wieder zu Bewusstsein kam, durchlebte die schlimmste Zeit ihres Lebens. Sie hatten sich 1979 an der Columbia University kennen gelernt und sich sofort verliebt. »Jeanne d’Art« wurde sie von ihren Kommilitonen genannt. Hätte sie damals gewusst, dass Art sie bald wegen einer anderen verlassen und sich Jahrzehnte später zum größten Problem ihrer Präsidentschaft entwickeln würde, vielleicht hätte sie Ungeheuerliches getan, als sie neben seinem Bett auf der Intensivstation darauf wartete, dass er wieder erwachte.
Seit jenem Tag wusste Art Sinshy, was seine Bestimmung war. Nie hatte er versucht, sein Ziel zu schnell – womöglich zur Unzeit – zu erreichen. Immer hatte er darauf vertraut, dass sich irgendwann eine Konstellation ergeben würde, um seinen Auftrag zu erfüllen. Drei lange Jahrzehnte hatte er sich immer höher gearbeitet in der Hierarchie der Mächtigen. Drei Jahrzehnte das Gottes-Diktum nie aus den Augen verloren.
»Du bist der Fels, auf dem ich mein Reich gründen will!«
Nun war der Zeitpunkt gekommen. Die Begegnung mit Eugene Moore, seine ungeheure Idee eines gesellschaftspolitischen Experiments war das Ereignis, auf das Sinshy gewartet hatte. Alles fügte sich nun in ein klares Bild. Wo vorher nichts zu erkennen war, traten jetzt unübersehbar Strukturen hervor – unübersehbar für ihn, Art Sinshy.
Die G-70 befand sich im Anflug auf Boston Logan, als Sinshy die Notizen sorgfältig in der Innentasche seines Jacketts verstaute.
2
Juni 2015
Wieder einmal – es gelang leider viel zu selten – hatte Präsidentin Adams es geschafft, sich am Sonntagvormittag für einige Stunden von ihren Verpflichtungen zu befreien. Mit ihrem Mann Richard saß sie am Esstisch der Residenz im Weißen Haus. Ihre Tochter Barbara, achtzehn Jahre alt und wild entschlossen, die Pubertät
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