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Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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gut«, sagte sie. »Dann stören sie mich wenigstens nicht. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich Sie brauche.«
    Vorsichtig schnitt sie den Stoff der Hosenbeine auf. Aris Puls war verhältnismäßig kräftig und regelmäßig. Sie verglich die beiden
    Beine. Das verwundete Bein sah nicht auffällig geschwollen aus, und Ari schien auch keinen allzu heftigen Blutverlust gehabt zu haben. Kitty war erleichtert; sie wußte jetzt, daß er sich nicht in unmittelbarer Lebensgefahr befand. Rasch und energisch ging sie an die Arbeit.
    »Mussa — bringen Sie mir Seife und Wasser und ein paar saubere Handtücher. Ich möchte mir die Wunde etwas genauer ansehen.«
    Sie wusch sich die Hände und säuberte behutsam die Umgebung der Wunde. Der Oberschenkel war verfärbt, und aus der geschwollenen Einschußstelle sickerte Blut.
    Aris Lider zuckten, und er schlug kurz die Augen auf. »Kitty?«
    »Ja, ich bin da.«
    »Gott sei Dank.«
    »Was haben Sie bisher damit gemacht, Ari?«
    »Ich habe gestern Sulfonamid drauf getan. Ich hatte mir einen Druckverband gemacht, aber es schien nicht sonderlich stark zu bluten.«
    »Ich möchte die Wunde untersuchen. Aber es wird weh tun.«
    »Bitte, tun Sie es.«
    Er stöhnte, als sie die Umgebung des Einschusses abtastete. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Er umklammerte die Messingstäbe und rüttelte daran. Kitty hörte rasch mit ihrer Untersuchung auf. Ari zitterte minutenlang. Sie wischte ihm mit einem feuchen Tuch das Gesicht ab.
    »Können Sie mit mir reden, Ari?«
    »Es vergeht wieder«, sagte er. »Es kommt und geht, wie in Wellen. Ich stelle mich ganz schön an mit so einem läppischen Schuß ins Bein. Aber was ist da bloß los?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Geschosse benehmen sich manchmal sonderbar. Man kann nie wissen, welchen Weg sie nehmen. Puls und Atmung sind gut bei Ihnen. Ihr Bein ist nicht geschwollen, mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung des Einschusses.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ich würde sagen, es bedeutet, daß Sie keine innere Blutung gehabt haben. Das Geschoß hat also keine große Schlagader getroffen. Ich kann auch nichts von irgendeiner Infektion erkennen. Ich glaube, daß Sie großes Glück hatten, wobei mir allerdings nicht gefällt, daß Sie solche Schmerzen haben.«
    »Ich bin alle paar Stunden ohnmächtig geworden«, sagte er.
    »Beißen Sie die Zähne zusammen. Ich möchte die Stelle noch einmal abtasten.«
    Ari biß die Zähne zusammen, doch er konnte die Untersuchung nur einige Sekunden lang aushalten. Er schrie laut auf, kam mit einem Ruck im Bett hoch und fiel dann ächzend zurück.
    »Dieses verdammte Ding bringt mich noch um!«
    Er krallte die Hände in das Laken und drehte den Kopf zur Seite. Zehn Minuten lang wurde er von krampfartigen Schmerzen geschüttelt. Dann verebbte der Anfall, und er sank schlaff zurück. »Kitty«, sagte er, »was kann das bloß sein? Herrgott noch mal, ich kann das nicht mehr lange aushallen.«
    »Konnten Sie noch laufen, nachdem Sie getroffen waren?«
    »Ja — was kann das bloß sein, Kitty? Warum tut denn das so verdammt weh?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Arzt. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was es ist. Möglicherweise irre ich mich auch völlig.«
    »Sagen Sie mir, was es Ihrer Meinung nach ist«, sagte er ächzend. »Also, ich vermute folgendes: Das Geschoß ist von der Außenseite her in Ihren Oberschenkel eingedrungen und auf den Knochen aufgeschlagen. Es hat ihn nicht durchgeschlagen, denn dann hätten Sie nicht mehr laufen können. Und es ist auch nicht durchgeschlagen bis zur Innenseite des Schenkels, denn dann hätte es sehr wahrscheinlich eine Schlagader getroffen.«
    »Sondern?«
    »Ich vermute, daß der Knochen angebrochen oder gesplittert ist. Das ist einer der Gründe, weshalb Sie solche Schmerzen haben. Ich nehme weiter an, daß das Geschoß vom Knochen abgeprallt ist, zurück nach außen. Dabei ist es möglicherweise im Fleisch so steckengeblieben, daß es auf einen Nerv drückt.«
    »Und was nun?«
    »Es muß heraus. Sonst bringt Sie der Schmerz entweder um, oder das Bein wird gelähmt. Eine Fahrt ins Tal hinunter können Sie nicht wagen. Dabei kann alles mögliche passieren — eine Blutung, oder weiß Gott was. Wir müssen einen Arzt herholen, und zwar schnell
    — sonst wird es Ihnen sehr schlecht gehen.«
    Ari blickte zu Mussa hinüber. Kitty sah sich um, sah den Drusen an und richtete den Blick dann rasch wieder auf Ari.
    »Überall in Galiläa halten sich Leute

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