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Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
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ihre Wange. Karen richtete sich auf und rieb sich die Augen. »Alles in Ordnung?«
    »Nein — er hat sehr große Schmerzen. Ich möchte, daß du heute vormittag wieder mit den Kindern zurückfährst.«
    »Aber, Kitty —.«
    »Keine Widerrede. Sage Dr. Liebermann, ich müßte hierbleiben, bis er außer Gefahr ist.«
    »Aber wir sollten doch übermorgen abreisen.«
    Kitty schüttelte den Kopf. »Sag dem Reisebüro Bescheid, daß wir
    nicht fliegen. Wir können später neue Flugkarten bestellen. Ich muß so lange hierbleiben, bis jemand herkommen kann, der die Pflege übernimmt. Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird.«
    Karen umarmte Kitty und wollte gehen.
    »Hör mal, Karen — fahr nach Safed, ja, und sage Bruce Sutherland, wo ich bin. Frage ihn, ob er nach Haifa kommen kann, um sich dort mit mir zu treffen. Sage ihm, er möchte mich in dem größten Hotel von Haifa erwarten. Ich weiß nicht, wie das größte Hotel heißt, aber ich werde es finden. Gib ihm ein paar Sachen für mich mit, damit ich mich umziehen kann.«
    Gegen Mittag begannen die Festgäste allmählich Daliyat el Karmil zu verlassen. Die Drusen begaben sich in ihre Dörfer, und die Juden machten sich zu ihrem Kibbuz und nach Haifa auf. Mussa lud die Kinder auf seinen Wagen und fuhr mit ihnen nach Gan Dafna.
    Kitty war mit Ari in dieser fremden Gegend allein. In diesem ersten ruhigen Augenblick wurde ihr auf einmal bewußt, was eigentlich geschehen war. Sie stand vor seinem Bett und sah ihn an. »Allmächtiger«, flüsterte sie. »Was habe ich getan?« All die Monate, in denen sie sich gegen ihn gewehrt hatte, der ganze Widerstand, den sie umsichtig aufgebaut hatte — das alles war in dem Augenblick zusammengestürzt, als sie ohne jede Überlegung zu ihm geeilt war. Sie hatte plötzlich Angst vor der Macht, die Ari über sie besaß.
    Spät am Abend kam der Mann mit den Medikamenten vom Kibbuz Yagur zurück. Er war quer durch die Berge gegangen und hatte sich wiederholt längere Zeit verbergen müssen. Überall waren britische Patrouillen unterwegs, die nach Verwundeten des Überfalls auf das Gefängnis in Akko suchten.
    Kitty verabreichte Ari rasch einen Liter Plasma und große Mengen Penicillin als Schutz gegen die Infektion, die sie infolge der Umstände, unter denen die Operation stattgefunden hatte, als unausbleiblich befürchtete. Sie erneuerte den Verband und gab Ari eine Morphiumspritze, um den mörderischen Schmerz zu lindern.

Die nächsten beiden Tage und Nächte hielt Kitty den Patienten ständig unter Morphium, um den Schmerz zu neutralisieren. Sie sah, wie sich sein Zustand von Minute zu Minute besserte. Der Einschnitt begann zu heilen. Irgendeine ernstliche Komplikation schien nicht einzutreten. Wenn Ari für kurze Augenblicke bei Bewußtsein war, nahm er etwas Nahrung zu sich; er war aber zu apathisch, um wirklich wahrzunehmen, was um ihn herum vorging. Die Einwohner des Drusendorfes waren voller Bewunderung für Kittys Tüchtigkeit und Ausdauer. Besonders die Frauen waren von der Art angetan, wie sie die Männer herumkommandierte.
    Als Kitty die Gewißheit hatte, daß keine Gefahr mehr bestand und die Heilung nur noch eine Frage der Zeit war, wurde sie unruhig und voller Sorge.
    Sie legte sich erneut die Frage vor, ob sie ein Recht dazu hatte, von den Kindern in Gan Dafna fortzugehen. Diese Kinder brauchten sie. Wo war die Grenze zwischen beruflicher Pflicht und menschlicher Verpflichtung? Und was war mit Karen? Kam sie nur deshalb nach Amerika mit, weil sie fürchtete, Kitty sonst zu verlieren?
    Am meisten machte Kitty jedoch eine Sache zu schaffen, die sie logisch nicht mehr zu erklären vermochte. Schon einmal war sie gegen ihren Willen in die Angelegenheiten dieser ihr so fremden Menschen verwickelt worden: auf Zypern war sie entschlossen gewesen, nicht für sie zu arbeiten — und dann hatte sie Karen gesehen. Was jetzt geschehen war, schien eine Wiederholung: am Vorabend ihrer Abreise aus Palästina hatte sie irgend etwas zurückgehalten und zu Ari getrieben. War das Zufall oder war es Schicksal, höhere Fügung? So sehr sich ihr gesunder Menschenverstand gegen diese phantastische Vorstellung auflehnte
    — es blieb beunruhigend und erschreckend.
    Aris Zustand machte unter Kittys Pflege rasche Fortschritte. Er war ein erstaunlicher Mann, mußte Kitty denken. Gegen Ende des vierten Tages hatte sie die Dosierung des Morphiums wesentlich heruntergesetzt. Sie hatte auch aufgehört, ihm Penicillin zu geben, weil sie sicher war,

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