Exodus der Xabong
Corporal Jason Tantor. Er schwebte mit Hilfe seines aufgeschnallten Antigravs über die vereiste, schneeweiße Senke.
»Schön, Sie zu sehen, Corporal«, begrüßte Sergeant Darren ihn über Helmfunk.
»Herkunft des Störsignals auf zwei Grad Ost«, meldete Tantor sachlich.
Auf Darrens Helmdisplay erschien eine Übersichtskarte der Störsignale, die sämtlichen Bergstrom-Funkverkehr nahezu unmöglich machten. Aber die Kommunikation im Nahbereich lief ja über Normalfunk und war davon nicht betroffen.
»Die Anlage befindet sich unter der Eisschicht im Ozean«, stellte Darren fest.
»Gar nicht mal so ungeschickt«, äußerte sich Corporal Tantor. »Die dicke Eisschicht dämpft nur die feindliche Ortung und nicht das Bergstrom-Signal.«
»Trotzdem – um ein derart starkes Bergstrom-Signal zu erzeugen, ist ein enormer Energieaufwand nötig. Da unten muss sich eine größere Anlage und vielleicht sogar ein Ionenkonverter oder dergleichen befinden …«
Nach und nach schwebten auch die anderen Marines zu jener Position, die durch Darrens Signal zum Sammelpunkt der gesamten Einheit geworden war.
Eine zu große räumliche Nähe war allerdings auch zu vermeiden.
Sieben Fliegen auf einen Streich – oder zwanzig Marines auf einen Graserschuss. Das muss ja nicht unbedingt sein! , dachte sich Sergeant Saul Darren.
Nacheinander meldeten sich die heranschwebenden Marines, sobald sie sich in Reichweite der Helm-zu-Helm-Kommunikation befanden.
»Gauss-Gewehre feuerbereit auf niedrigem Energielevel!«, befahl der Sergeant. Eine zu deutliche Emission der Waffen wirkte ebenfalls wie eine Signatur und musste vermieden werden – aber andererseits musste der Trupp jederzeit mit einem Angriff der Verteidiger rechnen.
Im nächsten Moment ortete Darren einen Anstieg des Energielevels, der auf der dreidimensionalen Raumübersicht angezeigt wurde. Auf den Helmdisplays der anderen Marines erschien dieselbe Anzeige.
Die Position dieses Energieanstiegs war etwa dreihundert Meter entfernt. Etwas schoss da förmlich aus dem tiefen Ozean empor und bohrte sich durch die tausend Meter Eis, ohne dass diese Schicht dem Objekt nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Es verlangsamte allenfalls den Aufstieg auf einen Wert, der irgendwo bei dreißigfacher Schallgeschwindigkeit lag.
MISSILE!!!
Die Anzeige in Saul Darrens Helmdisplay hatte drei Ausrufungszeichen.
Im nächsten Moment brach das Eis auf. Die aus der Tiefe abgefeuerte Lenkwaffe schnellte in die Höhe und teilte sich. Die Marines nahm diese Bruchstücke ins Visier und feuerten ihre Gauss-Gewehre ab. Während die Gauss-Geschütze der Star Corps-Schiffe Wuchtkanonen von unglaublicher Durchschlagskraft, aber mit geringer Trefferpräzision waren, galt dies für deren handliche Verwandten nicht.
Gauss-Gewehre verschossen sehr viel kleinere Geschosse und waren mit einer hochentwickelten Zieljustierung ausgestattet. Die Beschleunigung dieser Geschosse war so extrem, dass sie Leuchtspuren in die Atmosphäre brannten.
Hier, auf Theramenes A, wo nahezu 99 Prozent der Atmosphäre sich in gefrorener Form auf dem Eis abgesetzt hatte, war das natürlich nicht zu beobachten.
Das weiter westlich herabsinkende Teilstück der Rakete wurde von einem der Projektile getroffen und zerfetzt. Für einen kurzen Moment bildete sich ein Glutball, der dann in dem charakteristischen grünen Farbton der Graserstrahlen aufleuchtete.
Ein Funkenregen ging hernieder. Aufgrund der durch die geringe Schwerkraft sehr niedrigen Fallgeschwindigkeit auf Theramenes A wirkten sie wie tanzende Glühwürmchen.
Das zweite Raketenstück teilte sich jedoch abermals. Graserstrahlen schossen hervor. Grünlich schimmerndes Breitbandfeuer deckte weite Areale der Oberfläche ab und erfasste auch Saul Darren.
Der Anzug hielt dem jedoch stand.
Graserstrahlen sprühend wie Wunderkerzen sanken die verbleibenden Teilstücke der Oberfläche entgegen.
Eines wurde getroffen und zerplatzte. Das zweite folgte etwas später.
Aber schon schossen aus der Tiefe die nächsten Lenkwaffen empor und brachen sich ihren Weg durch das Eis.
2. Kapitel – Ein kosmischer Knochen
Ich glaube nicht, dass Gott uns je vergeben wird, was innerhalb des Brückenkopfes geschah, den wir inmitten des Sternenreiches der Menschheit geschaffen hatten. Aber es geschah nicht aus bösem Willen. Im Gegenteil, wir handelten in dem ehrlichen und aufrechten Bestreben, den Willen des Herrn zu erfüllen und die Göttliche Ordnung auch in den
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