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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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intellektuellen Eigenexistenz. Es
bereitete der Frau jedoch immer noch Vergnügen, ihre eigenen
kleinen Mittel und Wege zu finden, um sich selbst zu beweisen,
daß diese scheinbar sehr menschliche Person nicht ihresgleichen
war.
    Es war zu einem dieser kleinen privaten Spiele geworden, die sie
mit dem leichenhaft geschlechtslosen Geschöpf trieb; sie gab ihm
ein Glas, eine Tasse oder einen Kelch randvoll mit dem passenden
Getränk – genau gesagt manchmal überrandvoll, so
daß nur die Oberflächenspannung die Flüssigkeit in
dem Behälter hielt –, und beobachtete dann, wie Amorphia
ihn zum Mund führte und daran nippte, jedesmal und immer wieder,
ohne auch nur einen einzigen Tropfen zu verschütten oder dem
Vorgang eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen; ein Kunststück,
das kein Mensch, dem sie jemals begegnet war, jemals vollbracht
hätte.
    Dajeil nippte ebenfalls an ihrem Getränk und spürte, wie
sich seine Wärme ihre Kehle hinunter ausbreitete. In ihrem Leib
rührte sich ihr Kind, und sie tätschelte behutsam ihren
Bauch, ohne sich etwas dabei zu denken.
    Der Blick des Awatara schien auf einem bestimmten Holo-Bildschirm
zu haften. Dajeil drehte sich auf der Couch herum, um in dieselbe
Richtung zu blicken, und bemerkte ein heftiges Treiben auf einigen
der Bildschirme, die Ansichten der Gasgiganten-Umgebung zeigten; ein
Schwarm der die Nahrungskette vervollständigenden Räuber
– scharfe, pfeilköpfige Geschöpfe, ausgestattet wie
Raketen, Gas absondernd aus Öffnungen, die zum Steuern dienten
– wurde aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt, während
sie alle aus einer hochaufragenden Wolkensäule herausfielen und
durch eine klarere Atmosphäre auf eine Gruppe von annähernd
vogelähnlichen, grasenden Tieren hinabstießen, die am Rand
eines aufbrodelnden Wolkenturms zusammengedrängt waren. Die
Vogelgeschöpfe stoben auf, einige krümmten sich und
stürzten ab, einige flogen mit heftigem Geflatter davon, einige
verschwanden in der Wolke, im Flug zusammengeballt. Die Räuber
schossen zwischen sie und wirbelten herum; die meisten verfehlten
ihre fliehende Beute; einige wenige blieben dran, beißend,
schlagend, tötend.
    Dajeil nickte. »Wanderzeit, da oben«, sagte sie.
»Bald ist Brutzeit.« Sie sah zu, wie ein Graser in
Stücke zerfetzt wurde und von einem Paar raketenförmiger
Räuber verzehrt wurde. »Es gibt Mäuler zu
stopfen«, sagte sie leise und wandte den Blick ab. Sie zuckte
die Achseln. Sie erkannte einige der Räuber und hatte ihnen
Spitznamen gegeben, obwohl die Geschöpfe, für die sie sich
wirklich interessierte, die viel größeren, sich langsamer
bewegenden Tiere waren – die im allgemeinen von den Räubern
nicht belästigt wurden – und die wie größere,
knolligere Verwandte der unseligen Grasermeute waren.
    Dajeil hatte bei etlichen Anlässen die Einzelheiten der
unterschiedlichen ökologischen Systeme, die in den Habitaten des
Schiffs herrschten, mit Amorphia erörtert, der sich an dem Thema
höflich interessiert zeigte, seine Unwissenheit in dieser
Hinsicht jedoch nicht verhehlte, obwohl die Kenntnisse des Schiffes
über das Ökosystem tatsächlich allumfassend waren; die
Geschöpfe gehörten schließlich zu dem Gefährt,
ob man sie nun als Passagiere oder Schoßtiere betrachtete. Fast
genau wie sie selbst, dachte Dajeil manchmal.
    Amorphias Blick haftete weiterhin auf den Bildschirmen, die das am
Himmel jenseits des Himmels stattfindende Gemetzel zeigten. »Es
ist schön, nicht wahr?« sagte der Awatara und nippte erneut
an dem Getränk. Er sah Dajeil an, die ein überraschtes
Gesicht machte.
    »In gewisser Weise, natürlich«, fügte Amorphia
schnell hinzu.
    Dajeil nickte langsam. »Auf eine ganz eigene Weise, ja,
natürlich.« Sie beugte sich vor und stellte ihren Kelch auf
dem Tisch aus geschnitztem Bein ab. »Was führt dich heute
hierher, Amorphia?« fragte sie.
    Der Vertreter des Schiffes wirkte erschreckt. Beinahe hätte
er den Inhalt seines Kelchs verschüttet, dachte Dajeil.
    »Ich wollte mich nach deinem Befinden erkundigen«,
antwortete der Awatara schnell.
    Dajeil seufzte. »Nun«, sagte sie, »wir haben
festgestellt, daß es mir gut geht, und…«
    »Und dem Kind?« fragte Amorphia mit einem Blick auf den
Bauch der Frau.
    Dajeil legte sich die Hand auf den Leib. »Dem geht es…
wie immer«, sagte sie leise. »Es ist gesund.«
    »Gut«, sagte Amorphia, verschränkte die langen Arme
um sich selbst und schlug die Beine übereinander. Das
Geschöpf sah wieder zum

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