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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Peitschenhiebe meines Blutes zu empfangen, wir hätten deine ewig faden Abendessen zu uns nehmen können, ich hätte mit dir in Shorts auf der Veranda sitzen und die Nacht einatmen können, den heißen Atem Afrikas voll rätselhaften Insekten, Aufblitzen unbegreiflicher Helligkeiten, riesigen Schatten, namenlosen Sternen und rauhen, fröhlichen Stimmen, es gelang
ihm, zähneklappernd ein Handtuch aus dem Kommodenberg auf dem Flur zu ziehen, und er warf einen Blick in die Küche, kein Teller in der Spüle, keine Schüssel, keine Bratpfanne, keine Gabel, der Herd ohne Saucenflecken, der Kühlschrank makellos, im Innenbord der Tür eine einsame Flasche Mineralwasser, Bestimmt ist mein Schwiegersohn hiergewesen und hat mir den ganzen Whisky weggenuckelt, in der Bar im Wohnzimmer war noch etwas Gin, und er steckte sich die Flasche mit einer automatischen, unüberlegten Bewegung zwischen die Zähne, und in genau diesem Augenblick fing das Telefon an zu klingeln, sie werden bereits wissen, daß ich zurückgekommen bin, sie suchen mich überall in der Stadt, bedrückt, feierlich, ernst, voll klebrigem Verständnis und resignierten Ratschlägen, Nimm Haltung an, brüllte der Oberstleutnant den Guerillero an, du redest mit einem Weißen, ich will wissen, was die Frelimo gegen uns plant, hinten hockten die Soldaten auf Kisten, tranken Bier an der improvisierten Bar, der Schwarze starrte ihn, ohne zu antworten, an, er öffnete den Verschluß des Pistolenhalfters, Alles, was ihr vorhabt, um uns eins auszuwischen, du Arschloch, er wählte ein Hemd und ein Paar Hosen aus und zog sich ohne Eile an, beobachtete aus dem Fenster die schlaffe Ruhe Lissabons, die sanften Farben des Abends, den trägen, kranken Verkehr, Wärst du bei mir gewesen, wärst du nicht gestorben, wärst du nicht einfach mit der liebenswürdigen, unglaublich beharrlichen Selbstaufgabe eines Tieres gestorben, Wann findet der nächste Angriff statt, du Hornochse?, die rötlichen, gefühllosen, furchtlosen Augen des Schwarzen lösten sich in einer Art Jodtinktur aus Blut auf, Wie viele Mörser, wie viele Bazookas, wie viele Geschütze ohne Rückstoß, er suchte in der Schublade die Hausjacke aus Wolle, Eines Tages werde ich mit diesem gräßlichen Lumpen noch die Badewanne putzen, drohte scherzhaft meine Frau mit ausgestrecktem Finger, er trank noch einen Schluck Gin und versuchte, sich an ihr Äußeres, ihr Gesicht, ihre Gesten, ihre Stimme zu erinnern, und ganz allmählich tauchte in seinem Gedächtnis eine diffuse Gestalt, ein Gesicht
wie aus Wasser, durchsichtiges Winken auf, Geräusche, die in ungeheurer Entfernung flüssig auseinanderfielen, er hockte sich, die Flasche zwischen den Beinen, auf den Boden, und das Telefon hörte nicht auf, ihn schrill zu rufen, er stand immer noch auf derselben Stelle, die Pistole in der Faust, als der Feldwebel ihn am Ellenbogen berührte, Wir sind mit der kleinen Arbeit fertig, Herr Kommandeur, Wie haben sie die kleine Arbeit denn zu Ende bringen können, fragte er sich, wo doch der Schwarze ununterbrochen vor mir umfällt, er ständig auf dem Boden zusammensackt, die Hände auf dem Bauchnabel, vor meiner aufgewühlten Pein, du hast mich nach Angola und nach Guinea begleitet, dachte der Oberstleutnant, aber nicht nach Mosambik, du wurdest dünner, klagtest über Schmerzen in der Brust, sankst manchmal mit schweißbedeckten Augenlidern auf einen Stuhl, ließest einen abwesenden, trüben Blick zu mir herübergleiten, der Arzt riet zu Laboruntersuchungen, Röntgenaufnahmen, komplizierten Untersuchungen, sie hatte sich am Kai verabschiedet, in einer plötzlich viel zu großen Jacke, der Ehering fiel ab, die Armreifen fielen ab, die Schuhe tanzten um die Füße, der Gin beschleunigte allmählich seinen Herzschlag, Ich bin alt, kann keinen Alkohol mehr vertragen wie früher, er versetzte dem Aschenbecher einen unbeabsichtigten Schlag, und die Kippen verstreuten sich auf dem Teppich, Die Augen des Schwarzen, verstehen Sie, klagten mich nicht an, verurteilten mich nicht (sagte er zu mir, indem er einen neuen Zahnstocher auf dem Tischtuch zerbrach), ich war es, der mich anklagte und verurteilte, mich unheilbar zerstörte, er nickte dem Feldwebel zu und stieß die Tür zum Büro auf, das mit Zeichnungen und Landkarten tapeziert war und ein kleines Fenster zum aufgegebenen Eingeborenendorf hatte, eingestürzte Strohhütten, Stämme, von Unkraut überwucherte Verlassenheit, die wortreich optimistischen Briefe aus Lissabon verwirrten ihn,

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