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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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wenn die Untersuchungen ganz normal sind, warum drücken sie sich in dem, was sie schreiben, nicht klarer aus, warum rechtfertigen sie den Grund für die Operation, die Röntgenaufnahmen, die Medikamente
nicht, er stützte sich zu kräftig auf einen runden, dreibeinigen Tisch voller Nippes und Kästchen, und der ganze kostbare Plunder rutschte über das Deckchen und stürzte auf ihn herunter, der Deckel eines Porzellanherzens zerschellte in tausend Stücke, das Telefon sprudelte weiter schrill und monoton: Wäre ich hiergeblieben, wärst du nicht gestorben, ich hätte dein Handgelenk erfaßt und hätte dich nicht sterben lassen, hätte dir erklärt, daß die Wohnung zu groß wird, daß ich dich brauche, daß ich allein nicht atmen kann, ich habe da etwas zwischen den Rippen, einen Pflock, einen Schraubenschlüssel, der zuzieht, ein Unbehagen, eine Agonie, ein namenloses Unwohlsein, morgen ziehe ich ins Schlafzimmer, ohne die Koffer auszupacken, Wie viele Geschütze, du Mistkerl, wie viele Mörser, wie viele Männer, er trug gewöhnliche Gummistiefel, und die Beine stiegen dünn, schokoladenfarben bis zu den khakifarbenen Shorts auf, er versuchte mit der Flasche aufzustehen und stolperte, das Gesicht zur Erde, auf wackligen Gliedern, begegnete in einem unerwarteten Spiegel seinem offenen Mund, dem zerzausten Haar, dem ziellosen Blick, setzte sich ins Büro und zog den Whisky aus der Schublade, während sein Zeigefinger unaufhörlich den Abzug drückte, Wir haben diesen Affen hier gefaßt, als er bei einem Rebellendorf im Busch Wache schob, Herr Oberstleutnant, er hat uns nicht mal gesehen, der erste und letzte, den wir einfach so gejagt haben, wie ein Karnickel, er stellte sich seine Frau im Krebskrankenhaus vor, genau wie die Kranken, die er vor ein paar Stunden gesehen hatte, die gleiche Blässe, die gleiche Selbstaufgabe des Todes, verfluchte Scheiße, der Gin verursachte mir Sodbrennen, Übelkeit, diesen Drang, die Eingeweide aus meinem Rachen herauszubefördern, das Telefon erging sich weiterhin in den geschluchzten Zuckungen seines Rufens, er stieß gegen einen Sessel, gegen noch einen, gegen den schweren Bücherschrank, gegen eine Tür
    (– Im Gegensatz zu dem, was Sie vielleicht annehmen, Herr Hauptmann, sagte der Funker, wurde der Kampf nach der Revolution in gewisser Hinsicht noch schwieriger.)

    erreichte den Korridor in Richtung Schlafzimmer, doch die Wände wogten, die Decke wellte sich, der Boden hob und senkte sich im Versuch, ihn mit jedem Schritt das Gleichgewicht verlieren zu lassen, unerwartete Stufen zwangen ihn zu schwanken, sich vorzubeugen, mit den Armen zu wedeln wie ein Anfängerrollschuhläufer, Am Tag vor meiner Rückkehr sterben ist ziemlich geschmacklos, ich hasse dich, Wie viele Bazookas, du Scheißneger, wie viele russische Eindringlinge, wie viele verminte Pfade, und zwar schnell, Was soll ich jetzt ein ganzes Jahr hinter einem Schreibtisch machen, schimmligen Unteroffizieren Befehle geben, und dann wieder Angola oder Guinea oder Mosambik und zwanzig und mehr Monate Krieg, Waffen, Särge, Gesichter, die es müde sind, jeden Tag die eigene Angst zu überleben, die eigene Unruhe, die eigene kleine beharrliche Verzweiflung, die sich durch die abertausend kleinen Löcher in der Haut sauer verflüchtigt, und plötzlich ein Höllenlärm, der die Ohren blendet, die an den Bäumen wie spanische Fächer hängenden Fledermäuse erschrecken, der Schwarze hält seinen Bauch mit den Fäusten, das kleine Blutrinnsal, Ohren, die ängstlich im Rhythmus des Geräusches zittern, er trat ins Schlafzimmer, und da protestierte empört, hartnäckig, unerträglich auf dem Nachttisch neben seinem Foto das Telefon, er trank die Ginflasche leer, die auf den Teppich hinunterrollte, hielt das Erbrochene mit dem Ärmel zurück, Ich bin nicht mehr in dem Alter, wo ich so viel trinken kann, er schaute auf das gemachte Bett, du bist wahrscheinlich nur zum Einkaufen gegangen, gleich kommst du wieder und räumst die Plastikbeutel vom Supermarkt in die Speisekammer, die Konservenbüchsen, das Gemüse, die Eier, den tiefgekühlten Fisch, das Fleisch, du kommst ins Wohnzimmer und beklagst dich über die Preise, verschwindest wegen des Abendessens wieder, erscheinst erneut, um die Aschenbecher zu leeren, anfangs, bis ich mich daran gewöhnt habe, hat mich deine Ordnungsmacke gestört, alles symmetrisch, alles glänzend, alles übertrieben sauber, was soll ich bloß mit diesem Mistkerl von einem Neger machen, der

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