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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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er sagen? Traue mich nicht aus dem Auto?
    Entschlossen fasste er die Pistole, zog den Schlitten zurück und entsicherte im Zeitlupentempo die Tür. Oder die Waffe? Mit zitternden Knien stieg er aus, machte einen Schritt, noch einen, dann lugte er um die Ecke der langen Motorhaube.
    Sie sahen sich gleichzeitig.
    Der andere steckte unter der Stoßstange fest, eingekeilt, wehrlos. Lindt schoss trotzdem, reflexartig, genau zwischen die Augen.
    Kein Effekt! Der Kommissar stand wie gelähmt. Das Ungeheuer schüttelte nur seinen mächtigen Schädel und klapperte, angriffslustig schäumend und lauter als zuvor, mit seinen langen, gebogenen, weiß blitzenden Hauern.
    Lindt schoss wieder und wieder und …
    Nach dem Schuss direkt ins Auge bäumte sich der Keiler ein letztes Mal auf, bebte so, dass der ganze schwere Wagen schwankte, danach sackte er zusammen und verabschiedete sich endgültig in die ewigen Jagdgründe.
    Oskar Lindt musste sich festhalten. Zitternd suchte seine Hand den Kotflügel. Er konnte sich nicht rühren.
    Erst als die beiden jungen Männer wieder aus dem Lieferwagen stiegen, kam er zu sich.
    »Ist es tot?«, fragte der eine.
    »Das Schwein«, sagte der andere.
    Der Kommissar brachte kein Wort heraus, er nickte nur und bemerkte, dass die beiden auf seine Pistole starrten.
    »Polizei«, würgte er hervor und suchte in der Hosentasche nach dem Handy. Er fand es nicht. Immer noch dampfte der Kühler, immer noch lief der Motor.
    Mit steifen Beinen stolperte Lindt zur Fahrertür, griff hinein und drehte den Zündschlüssel zurück. Neben dem Automatikhebel lag das Gesuchte.
    Jetzt wählte er die Notrufnummer, bestellte Streife und Abschleppwagen. »Ruft auch beim Förster an. Einer muss das Vieh ja hier wegholen.«
    Erschöpft taumelte er um kurz nach zwei Uhr aus dem Streifenwagen zur Haustür. Die beiden Kollegen waren so freundlich gewesen, einen kleinen Abstecher in die Waldstadt zu machen. »Gegen einen kleinen Fiat hätte sie wahrscheinlich gewonnen, die Sau, aber der Lindt mit seinem dicken Mercedes …«, hörte er noch im Weggehen. Oder hatte es »der dicke Lindt mit seinem Mercedes« geheißen?
    »Jetzt ist der Schwarze auch noch hin«, presste Oskar mühevoll heraus, als Carla die Augen aufschlug, erst auf die Uhr und ihn anschließend vorwurfsvoll anblickte. »Dein Handy war wohl kaputt«, zischte sie und drehte sich wieder zur Seite.
     
    Die Nacht war kein Vergnügen für den Kommissar. Erst fand er keinen Schlaf, dann schreckte er nach zwei Stunden mit einem grellen Schrei schweißgebadet in die Höhe, weil ein riesiger aufgeblasener, schwarzer Gummihandschuh ihn in voller Fahrt von seinem Fahrrad katapultiert hatte.
    »Oskar!«
    Lindt legte sich wieder hin und versank zum Glück sofort in einen tiefen Schlummer.
    Um halb zehn weckte ihn der Duft von frischem Kaffee. Carla stand mit einer großen Tasse neben seinem Bett. »Komm, heute war ausnahmsweise mal ich beim Bäcker.«
    Nach und nach gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen. Nach einem Croissant, das er in den Milchkaffee tauchte, nahm er ein Schinkenbrötchen und schilderte den nächtlichen Zusammenstoß und seine Kanonade. »Die Kugeln blieben einfach im Schädelknochen stecken«, schüttelte er den Kopf. »Der Förster hat sie mit seinem Messer rausgepult.«
    »Du Armer«, tätschelte sie seine Hand. »Dieses Schwein hätte dich glatt zerfetzen können.«
    Lindt überhörte die Spitze und schmierte sich ein neues Brötchen.
    Danach erzählte er von Gallo. Vom Handschuh, von den Spuren, vom Schweigen, von den Bedenken.
    »Oskar«, sagte Carla. »Ich an seiner Stelle …«
    »Wieso du?«
    »Wenn ich dieser Italiener wäre, würde ich ganz einfach sagen: Klar, das ist mein Handschuh, lag oben im Regal, schließlich hab ich bei der Baufirma ja ab und zu ausgeholfen. Aber wer den genommen und dort in den frischen Beton geworfen hat? Keine Ahnung! Und schon ist er wieder draußen.«
    Lindt saß mit offenem Mund da und vergaß zu kauen. Er wurde bleich, stürzte ins Bad und übergab sich lauthals.
     
    Den Samstag verbrachte er auf dem Sofa. Unrasiert, ungeduscht und nachlässig gekleidet lag und döste er, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Alles für die Katz? Fehlschlag? Versagen? Zurück auf Start? Noch mal von vorne?
    Die Gedanken in seinem Kopf sausten im Kreis. Ein Strudel im Nebel, immer schneller, immer undurchsichtiger, immer verschwommener.
    Kurz vor dem Zusammenbruch schreckte ihn das Telefon hoch. Carla brachte den

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