Fahr zur Hölle Mister B.
schrillen Laut von sich, der das Fenster zum Vibrieren brachte. Schon bekam das Glas Risse und barst unvermittelt. Die Scherben flogen in die Werkstatt. Mehrere davon waren mit dem Speichel des Dämons besudelt und suchten sich mit unfehlbarer Zielstrebigkeit ihren Weg durch den Raum, um Blut zu vergießen. Ein langes Stück bohrte sich ins Auge des kahlen Arbeiters, zwei weitere schlitzten den Männern, die den Text gesetzt hatten, die Kehlen auf.
Ich hatte im Laufe der Zeit so viele Menschen sterben sehen, dass ich ungerührt blieb. Doch für die Anwesenden drang das Grauen in einen Ort ein, wo sie bisher glücklich gewesen waren; sie stießen Schreie der Entrüstung und hilflosen Wut aus. Einer der noch unverletzten Männer kam dem ersten Opfer des Dämons zu Hilfe, dem mit der Scherbe im Auge. Der Mann dachte nicht an die Gefahr, in die er sich so dicht bei dem Angreifer begab, ließ sich auf die Knie nieder und bettete den Kopf des verwundeten Kollegen in seinen Schoß. Dabei sprach er leise ein einfaches Gebet; der Sterbende, der hilflos zappelte und zuckte, kannte es und versuchte, mit einzustimmen.
Die traurige Zärtlichkeit dieser Szene wirkte eindeutig abstoßend auf den Dämon, der mit seinen Glupschaugen jede der Scherben betrachtete, die er mitten im Flug zum Stillstand gebracht hatte, bis er sich für eine entschied, die weder die längste noch die größte war, aber robust aussah.
Mit reiner Willenskraft drehte er sie so, dass die Spitze zur Decke des Zimmers emporzeigte, und sie gehorchte. Im Aufstieg drehte sie sich, bis die Spitze wieder nach unten wies. Ich wusste, was als Nächstes geschehen würde, und wollte dabei sein. Die Scherbe befand sich nun direkt über dem Mann, der den Kopf seines verletzten Kollegen auf dem Schoß hielt. Jetzt war er an der Reihe, zu sterben. Ich trat hinzu, packte den weinenden Mann an den Haaren und drehte sein Gesicht gerade noch rechtzeitig aufwärts, dass er seinen Tod heruntersausen sah. Er hatte weder Zeit noch Kraft, sich aus meinem Griff zu befreien. Das gläserne Messer bohrte sich dicht unter dem linken Auge in die tränennasse Wange des Mannes.
Die Willenskraft des Dämons hatte nicht ausgereicht, die Scherbe besonders tief ins Fleisch zu treiben, doch ich wusste, wenn ich beweisen wollte, dass ich zu gnadenloser Grausamkeit fähig war, dann war dies der geeignete Augenblick. Ich drückte den Kopf des Mannes an meinen Bauch. Dann nahm ich die Glasscherbe, ohne darauf zu achten, dass sie mir in die Hand schnitt, und stieß sie dem Mann tief ins Gesicht. Aus seinem klagenden Schluchzen wurde ein qualvolles Röcheln, während ich das Glas in seine Wange bohrte und ihm durch die Bewegung den Augapfel aus der Höhle quetschte. Das Auge hing von dem blutigen Loch herab, wo es sich befunden hatte, und baumelte am Strang des Sehnervs herunter. Ich drückte die Scherbe ins Fleisch seines Gehirns und genoss die Musik seiner Qualen: das Schluchzen, die Bruchstücke des Gebetes, das er herunterleierte, sein Flehen um Gnade. Doch dies stieß auf taube Ohren, wie sich wohl von selbst versteht, sowohl bei mir, seinem Peiniger, wie auch bei dem Gott, an den er es richtete.
Ich beugte mich über ihn, während ich mit der Scherbe in seinem Kopf herumbohrte, und redete mit ihm. Sein Stöhnen verstummte. Trotz seiner Schmerzen schenkte er mir noch seine Aufmerksamkeit.
»Ich gehöre zur Dämonation«, offenbarte ich ihm. »Dem eingeschworenen Feind von Leben, Liebe und Anstand. Mit mir gibt es keine Diskussion und keine Hoffnung auf Gnade.«
Der Mann brachte die Zuckungen seines entstellten Gesichts lange genug unter Kontrolle, dass er mich fragen konnte:
»Wer?«
»Ich? Man nennt mich Mister –«
Der Erzbischof unterbrach mich.
»Botch«, sagte er. »Dein Name ist Botch, richtig? Das ist ein englisches Wort. Es bedeutet Pfusch. Ein Schlamassel. Etwas vollkommen Wertloses.«
»Du solltest vorsichtig sein, Pfaffe.« Ich stemmte einen nicht unerheblichen Teil Hirnmasse heraus und warf sie auf den Boden der Werkstatt. »Du sprichst mit einem Dämon des Neunten Kreises.«
»Ich erzittere«, antwortete der Erzbischof, den meine Behauptung nicht im Geringsten aus der Ruhe zu bringen schien. »Kannst du noch etwas anderes, als tote Männer zu foltern?«
»Tot?« Ich schaute nach unten und stellte fest, dass der Mann tatsächlich während meines kurzen Gesprächs mit dem Erzbischof gestorben war. Ich ließ den Leichnam los, der hinab auf den Fliesenboden
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