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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Männern in der Werkstatt, die teilweise schon die tintenfleckigen Schürzen ablegten. »Es besteht nicht der geringste Grund, dass ihr euch um die Sicherheit eurer Frauen und Kinder sorgt.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte ich.
    »Ich habe meine Quellen«, antwortete der Erzbischof. Seine Überheblichkeit widerte mich an. Liebend gern hätte ich in dem Moment meine menschliche Maske abgestreift und Jakabok Botch befreit, den Dämon aus dem Neunten Kreis. Vielleicht hätte ich es sogar getan, hätte Hannah ihrem Mann nicht im selben Moment geantwortet.
    »Johannes! Hilf mir!«
    Sie kam aus einer anderen Richtung in die Werkstatt als der Erzbischof, Gutenberg und ich zuvor – durch eine kleine Tür am gegenüberliegenden Ende des Raumes.
    »Johannes! Johannes! Oh Gott!«
    »Ich bin hier, Frau«, sagte Gutenberg und lief zu seiner atemlosen und panischen Gattin.
    Doch Hannah beruhigte sich nicht, als sie ihren Mann sah, sondern wurde, wenn überhaupt, noch verzweifelter.
    »Wir sind verdammt, Johannes!«
    »Nein, meine Liebe. Dies ist ein gottesfürchtiges Haus.«
    »Johannes, denk doch nach! Wenn Dämonen hier sind, dann deswegen!«
    Sie ging zu dem ersten Tisch in ihrer Nähe, auf dem Lettern ausgebreitet lagen, nutzte ihr nicht unerhebliches Gewicht für zusätzlichen Schwung und stieß den Tisch um, sodass die exakt alphabetisch angeordneten Bleilettern sich auf dem Boden verstreuten.
    »Hannah, hör auf!«, rief Gutenberg.
    »Das ist Teufelswerk, Johannes!«, rief sie mit tränenfeuchtem Gesicht. »Ich muss es zerstören, sonst enden wir alle in der Hölle.«
    »Wer hat dir denn diesen Unsinn in den Kopf gesetzt?«, fragte Gutenberg.
    »Ich«, antwortete eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.
    Wer anderes trat aus dem halbdunklen Treppenhaus, das Hannah benutzt hatte, als Quitoon, der seine dämonischen Gesichtszüge unter einer Kapuze verbarg.
    »Warum erschreckt Ihr meine Frau?«, fragte Gutenberg. »Sie lässt sich immer so leicht einschüchtern.«
    »Ich bilde mir das nicht ein!«, kreischte Hannah und packte einen anderen Tisch, auf dem Ziffern, Leerzeichen und Interpunktionslettern ausgebreitet lagen. Diesen warf sie ebenso mühelos um wie den ersten Tisch.
    »Ich befürchte, sie ist etwas überspannt«, gab Quitoon zu und kam von der Tür aus näher, um Gutenberg abzufangen, der immer noch beschwichtigend auf seine Frau einredete, während er zu ihr ging.
    »Hannah … Teuerste … bitte weine nicht … Du weißt, wie ich es hasse, dich weinen zu sehen.«
    Quitoon warf die Kapuze zurück und zeigte den Menschen seine dämonischen Gesichtszüge. Niemand sagte etwas dazu. Warum auch, schließlich sah man seinesgleichen hinter allen Fenstern im Kampf mit den himmlischen Heerscharen.
    Ehrlich gesagt, gab es auf beiden Seiten der Legionen Mitglieder, die ich noch nie gesehen hatte, nicht einmal in Manuskripten von Mönchen, die stets alle möglichen neuen Arten von Engeln und Dämonen zeichneten.
    Enorme Kreaturen, manche geflügelt, manche nicht, aber alle eindeutig für die Aufgabe geboren und erzogen, die sie gerade ausführten: Krieg führen. Vor meinen Augen packte einer der Kampfdämonen im erbitterten Ringen mit einem Engel den Kopf seines Gegners mit beiden Händen und zerdrückte ihn wie ein riesiges Ei. Die göttliche Anatomie des Dings enthielt kein Blut. Nur Licht, das in alle Richtungen aus dem zerquetschten Schädel strahlte.
    Dann drehte sich der Dämon um und blickte durch ein Fenster in die Werkstatt. Selbst für mich bot dieser Dämon ein besonders garstiges Bild, dabei hatte ich bei meinen Wanderungen durch die Müllhalden des Neunten Kreises genügend absonderliche Erscheinungsformen gesehen. Seine Augen waren groß wie Orangen und blickten aus roten, rohen Falten entzündeten Fleisches. Das klaffende Maul glich einem von spitzen Zähnen gesäumten Tunnel, aus dem schlangengleich eine schwarze Zunge zuckte und über das Glas leckte. Die riesigen, gekrümmten Klauen, von denen noch das Licht des ermordeten Engels tropfte, kratzten an der Scheibe.
    Gutenbergs Mitarbeiter konnten sich in ihrem Schrecken nicht mehr beherrschen. Manche fielen auf die Knie und sprachen Gebete zum Himmel; andere suchten unter den Werkzeugen, mit denen sie die Druckerpresse bändigten, wenn sie Schwierigkeiten machte, nach Waffen.
    Doch weder Gebete noch Waffen brachten die Kreatur dazu, den Blick abzuwenden oder sich vom Fenster zurückzuziehen. Sie drückte das Gesicht gegen das unebene Glas und gab einen

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