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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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einer Kiste im Keller. Ich glaube allerdings nicht, dass das Buch dabei ist.“
    „Wann hast du dir denn das letzte Mal den Inhalt der Kiste angesehen?“
    Melina dachte einen Augenblick nach, schürzte die Lippen. „Als ich umgezogen bin, habe ich einen kurzen Blick reingeworfen, aber so richtig angesehen habe ich mir alles… ja, kurz nachdem sie gestorben ist.“
    „Und wie lange ist das her?“ fragte Benjamin etwas ungeduldig.
    „Rund zwanzig Jahre“, war die wenig überraschende Antwort.
    „Meinst du wirklich, dass du dich da noch an alles erinnern kannst, was da drin war?“ hakte er nach, seinen Zweifel nicht nur durch seinen Gesichtsausdruck deutlich machend.
    „Ich hab zwar ein ziemlich gutes Gedächtnis, doch vielleicht hast du Recht“, wandte Melina ein. „Lass uns die Kiste heraufholen.“
    Mit diesen Worten erhob sie sich und Benjamin tat es ihr sofort nach, eine sonderbare Aufregung verspürend.

3
     
     
     

    D er Inhalt der Kiste war nicht allzu aufregender Natur. Dennoch schlug Melinas Herz bei seinem Anblick deutlich rascher als gewöhnlich in ihrer Brust und ihr war ein wenig mulmig zumute, wie immer, wenn sie von manch seltsamer Erinnerung an ihre Kindheit und ihre Mutter überfallen wurde. Dieses Mal jedoch beschwor sie die Erinnerungen selbst herauf und konnte sich dementsprechend besser darauf einstellen.
    Benjamin und sie hatten die Kiste gemeinsam in ihre Wohnung getragen und den Deckel geöffnet. Nun saßen sie davor und starrten hinein. Keiner von ihnen wagte es, der Erste zu sein, der eine Sache berührte oder gar herausholte, so als läge ein Fluch auf den Dingen, den keiner von ihnen auf sich ziehen wollte.
    Melinas Blick glitt über die Sachen ihrer Mutter, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte: Ein altes Teeservice, ihr Lieblingsschal, ein Fotoalbum, eine Mappe, die Zeichnungen enthielt – ihre Mutter war künstlerisch sehr begabt gewesen – Schmuck und ein paar Bücher. Wirklich nicht aufregend. Gleichwohl wurde sie das Gefühl nicht los, dass es hier etwas gab, was ihnen weiterhelfen konnte, dass es eine gute Idee war, sich diese Relikte aus vergangenen und gern vergessenen Zeiten noch einmal genauer anzusehen.
    Fast zur selben Zeit wie Benjamin streckte sie schließlich eine Hand aus und griff in die Kiste – nur dass er das Fotoalbum an sich nahm und sie das kleine Kästchen mit dem Schmuck. Beide Dinge lagen auf den Büchern und mussten beiseite geräumt werden, doch Melina konnte das nicht so einfach tun, musste erst einen Blick in das Kästchen werfen. Ihre Mutter hatte nicht viel Schmuck getragen und so befanden sich darin nur ein paar wenige Ketten, Ohrringe und zwei Ringe. Einer davon war der Ehering, den ihre Mutter auch nach dem Tod ihres Mannes nie abgelegt hatte, ein simpler Goldring mit einer Gravur in der Innenseite. ‚Für immer der deine‘ stand dort auf Lateinisch.
    Ein sanftes, etwas trauriges Lächeln stahl sich auf Melinas Lippen, als sie die Worte entzifferte. Ihre Eltern waren füreinander geschaffen gewesen und hatten sich abgöttisch geliebt. Seelenverwandte, die das Glück gehabt hatten, sich in dieser weiten Welt zu finden. Melina hatte sich immer so sehr gewünscht, einen Partner zu finden, der so zu ihr passte, wie ihr Vater zu ihrer Mutter. Sie hatte jedoch nie ein glückliches Händchen in der Liebe gehabt, war immer auf die falschen Männer hereingefallen – wobei Demeon wahrscheinlich der Clou all ihrer Fehlgriffe gewesen war. Nie hatte sie sich in einem Menschen so getäuscht wie in ihm.
    Ihre Augen wanderten über die Ketten und blieben an derjenigen hängen, die ihre Mutter immer am liebsten getragen hatte. Eine schlichte, lange Silberkette mit einem umso imposanteren Anhänger: Ein geflügelter Drache, der schützend seine Flügel über einem verschlungenen keltischen Knoten aufspannte, in dessen Mitte sich ein heller, fast durchsichtiger Edelstein befand, ein Bergkristall, wenn Melina sich nicht irrte. Sie ließ fast andächtig ihre Finger über den Anhänger gleiten und fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, weil sie sofort wieder ihre Mutter vor sich sah; die gütigen warmen Augen, das weiche, schmale Gesicht… ihr so sanftes Lächeln. Verrückt hatte sie nie auf sie gewirkt, selbst wenn sie in der Kammer gesessen und sich ihrer weißen Magie hingegeben hatte. Melina war die einzige gewesen, die sich wirklich dafür interessiert hatte, ihren Sitzungen immer beigewohnt hatte. Irgendwann war sie das einzige

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