Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn
Margarete. „Eine, einer oder einen der Dreizehn ... Falkengrund hat zurzeit genau dreizehn Studenten. Zufall?“
Plötzlich war die Stille im Raum beinahe greifbar.
„Was bedeutet das?“ Margarete sah sich um, und unwillkürlich blieb ihr Blick an Artur hängen. „Dass einer der dreizehn Studenten etwas mit der Sache zu tun hat?“ Arturs Hände, die auf dem Tisch lagen, verkrampften sich.
„Oder dass einer der dreizehn sterben soll“, meinte der Dozent.
„Sir Darren!“ Margarete presste wütend die Lippen zusammen. Dieser Mann mit all seinen guten Manieren konnte die Taktlosigkeit in Person sein, wenn es ihm beliebte.
„Was wollen Sie? Ich hatte nicht den Eindruck, dass der Angreifer unseren Schützlingen einen Anstandsbesuch abstatten wollte ...“
„Absolut nicht“, meldete sich Georg, dem die Todesangst, die er durchgemacht hatte, noch immer ins Gesicht geschrieben stand.
Der Rektor mischte sich ein. „Wissen Sie, woher diese Bedrohung kommt und was ihr Ziel ist, Sir Darren?“
„So weit bin ich noch nicht“, entgegnete dieser. „Ich konstatiere nur, dass drei Studenten auf übersinnliche, vielleicht magische Weise attackiert wurden – zwei Männer, eine Frau. Die Angriffe fanden statt: kurz nach zwei Uhr, gegen sechs Uhr und gegen acht Uhr dreißig, im Haus und im Garten, also stets auf dem Grundstück. Niemand von uns Dozenten wurde unmittelbar angegriffen.“
Margarete nickte. „Und in jedem Fall waren die Studenten alleine. Ich schätze, Michael wurde deshalb attackiert, weil er der einzige ist, der ein Einzelzimmer hat.“
„Sehr wahrscheinlich“, bemerkte Sir Darren. „Bei den anderen geschah es erst, als sie ihre Zimmer verlassen hatten und ohne Begleitung waren. Die Frage ist nur, warum. Und ich denke, dieser Punkt hängt mit einer anderen Frage zusammen. Was möchte der Unbekannte in diesen Botschaften sagen, und warum fehlen ihm einige Buchstaben des Alphabets?“
„Ja?“ Der Rektor sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich arbeite noch daran.“
Harald hob die Hand. „Entschuldigung, wenn ich mich einmische, aber mich wundert ein bisschen, dass der Name ‚von Adlerbrunn’ noch nicht gefallen ist ...“
„Sollte er das?“
Harald blinzelte und zog die Schultern hoch. „Na ja, immerhin haben wir mit dem Gespenst des alten Barons einen echten Schlossgeist im Haus, und einen richtig bösen dazu. Sollten wir nicht wenigstens versuchen , ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben?“
„Er könnte ausnahmsweise Recht haben“, meinte Georg, der sich unablässig die Glieder rieb, als wolle er die Blutzirkulation verbessern. „Immerhin galt der erste Angriff Michael, und der hat das Zimmer neben dem Baron ...“
„Der Baron hat kein Zimmer hier!“, widersprach Werner Hotten mit ungewohnter Heftigkeit. „Wir haben den Raum abgesperrt, weil es darin in der Vergangenheit Vorkommnisse gab, mehr nicht.“
„Und jetzt gab es eben im Nebenraum auch Vorkommnisse.“
„Die gab es im Garten auch. Und in der Dusche.“
„Der alte Knabe hat an Macht gewonnen. Das hatten wir doch früher schon einmal, oder etwa nicht?“
„Dummes Zeug!“ Sir Darrens Gesicht verfinsterte sich zusehends. Und auch die Mienen des Rektors und der Dozentin drückten Anspannung aus. Der Baron von Adlerbrunn war ein verdammt heikles Thema – ein Gesprächsstoff, der weitestgehend vermieden wurde.
Artur hörte aufmerksam zu. Bisher hatte ihm noch niemand eine Silbe über das Zimmer erzählt, dessen Tür mit fünf Vorhängeschlössern gesichert war. Ein Geist sollte darin hausen? Ein Baron?
„Und die Botschaften?“, wollte Werner Hotten von Harald wissen, der durchaus einen gewissen Spaß an der Theorie zu haben schien. „Weshalb die fehlenden Buchstaben?“
„Hmm ... Der Baron lebte im 19. Jahrhundert, richtig? Wahrscheinlich benutzte er eine dieser uralten schwarzen Schreibmaschinen, na, ihr wisst schon, diese steilen Kästen. Und weil er immer so unbeherrscht auf die Tasten hämmerte, brachen im Laufe der Zeit einige der Typen ab. Das N, das O, das U und das ...“
„Wir haben es aber mit Handschriften zu tun, nicht mit Schreibmaschinentexten“, bemerkte Jaqueline scharf.
Darauf fiel Harald nichts mehr ein, und er verstummte.
Margarete Maus ergriff erneut das Wort. „Sorry, wenn ich etwas pragmatisch klingen sollte, aber ... wir müssen jetzt vor allen Dingen Ruhe bewahren und zusammenbleiben. Niemand trennt sich von den anderen, ganz egal, wohin ihr geht, ist das klar? Unser
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