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0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

Titel: 0880 - Ich will dein Blut, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Um diese Zeit lag der Nebel wie ein nie abreißendes Leichentuch über der Straße, aber Kenneth Bromley hatte sich in den langen Jahren seines Trucker-Daseins daran gewöhnt. Er akzeptierte ihn, er kam damit zurecht, denn er wußte genau, daß der Winter wieder von einem Frühling abgelöst wurde. Kein Grund für ihn, nicht mehr zu fahren, und in der Nacht herrschte sowieso weniger Betrieb auf den Straßen.
    Ken saß locker hinter dem Lenkrad. Er wirkte entspannt, was allerdings nicht stimmte.
    Zum Glück war es noch nicht so kalt geworden, daß der Frost eine Chance gehabt hätte. In höheren Regionen schon, aber nicht in der flachen Einsamkeit des englischen Nordostens, durch den Ken seinen Wagen lenkte. Er transportierte leicht verderbliche Ware, die in den frühen Morgenstunden in einem Lager sein mußte, um schon wenig später über die Theke gehen zu können.
    Ken fuhr gern nachts, er hatte keine großen Probleme mit der Müdigkeit, und wenn er allein auf den Straßen unterwegs war, bildete er sich ein, die Welt gehörte ihm allein.
    Daß die Straße durch ein waldreiches Gebiet führte, war nur mehr zu ahnen. Die Bäume verschwanden in der grauen Suppe. Wenn sie mal zu sehen waren, dann höchstens als Schatten, die miteinander verschmolzen.
    Bei diesem Wetter war niemand freiwillig unterwegs. Ken verdiente sich damit seinen Lebensunterhalt. Auf den letzten zehn Meilen waren ihm nur zwei Fahrzeuge begegnet, damit konnte er leben, und er hoffte, daß es auch weiterhin so ruhig blieb. Wenig Verkehr, kein Glatteis, keine Zwischenfälle.
    Der Truck schob einen hellen Schein vor sich her, der bereits nach wenigen Metern von den dicken Dunstschwaden verschluckt wurde. Immer wieder bildete der Nebel die unheimlichsten Figuren, die gegen die Kühlerfront stießen und zerflatterten. Aus dem Radio dudelte eine Musik, die in die Ohren des Fahrers hineinfloß und ihn wachhielt. Hin und wieder griff Ken zur Thermoskanne, die neben ihm stand, und er nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee, den ihm seine Lebensgefährtin gekocht hatte. Seit er Witwer geworden war, es lag vier Jahre zurück, lebte er mit der Nachbarin zusammen, die schon immer ein Auge auf ihn geworfen hatte. Auch sie war ihm nicht unsympathisch gewesen.
    Seine Frau war bei einem Unfall ums Leben gekommen, und Ken hatte das Beste aus seiner Lage gemacht.
    Wieder nahm er einen Schluck, dabei schaute er über den Rand der Kanne hinweg nach draußen, ohne allerdings etwas Neues zu sehen.
    Er ließ den Rand der Kanne von der Unterlippe rutschen, wollte sie in die Halterung am Boden stellen, als er plötzlich den Schatten im Nebel sah.
    Von diesem Augenblick an veränderte sich alles.
    Kaffee schwappte, verursachte durch eine heftige Bewegung, auf seine Hose, was ihn nicht kümmerte, denn er wollte dem Schatten ausweichen, dazu brauchte er beide Hände am Lenkrad. Die Kanne ließ er also los. Sie fiel zu Boden, und der Kaffee lief aus. Das Manöver war tückisch, der Wagen geriet in leichte Schlingerbewegungen. Hinzu kam das verdammte Laub, das die Straße gefährlich glatt machte.
    Ken lenkte gegen.
    Der Schatten war noch da. Er hatte ihn nicht überfahren. Warum dies nicht passierte, darüber konnte Bromley nicht nachdenken, er hatte genug mit dem schweren Truck zu tun, der immer noch leicht schwankte. Der Lichtteppich glitt hin und her, wobei er seltsamerweise den Schatten nicht losließ.
    Er schien sich in den Nebelschwaden festgekrallt zu haben.
    Endlich kriegte Ken den Wagen unter Kontrolle. Langsam fuhr er weiter.
    Er hätte aufatmen können - doch er tat es nicht, denn der Schatten war noch da!
    Fuhr er überhaupt auf der Straße, oder schwebte er?
    Ken Bromley konnte es nicht genau erkennen. Böse Ahnungen stiegen in seinem Innern hoch. Hirngespinste sammelten sich in seinem Kopf. Über seinen Rücken floß ein eisiger und auch warmer Strom, und noch immer wußte er nicht, wie er den Schatten einstufen sollte.
    Als einen Vogel, der über der Straße schwebte und dabei das Tempo behielt, mit dem sich der Truck bewegte?
    Ken wußte es nicht, aber das konnte es auch nicht sein. Der Schatten hatte keine genauen Konturen, dafür aber etwas anderes, das ihm Furcht bereitete.
    Zwei Augen!
    Ja, sie zeichneten sich sogar innerhalb der Dunstwolken ab. Es war ein eiskaltes Augenpaar, leuchtete wie Eis, dem ein gelblicher Anstrich gegeben worden war.
    Wieso Augen?
    Die Frage klang in ihm hoch wie ein Schrei der Angst und gleichzeitig der Wut. Er kam damit nicht

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