Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
um den Gegenstand. Währenddessen ruf dir den Menschen, den du herbeirufen willst, ganz deutlich ins Gedächtnis. Erinnere dich an den Klang seiner Stimme. Stell ihn dir in ganz speziellen Situationen vor. Achte auf seine Bewegungen, seine Gesten, die Klamotten, die er trägt, den Geruch seines Rasierwassers, falls er so etwas benutzt.«
    Jim zwang sein Hirn, sich zu konzentrieren, und bemühte sich, ein Bild von dem Drecksack Matthias heraufzubeschwören, irgendetwas ...
    Die Vision war verblüffend klar und deutlich: Er war wieder in der Wüste, in jener Nacht, hatte den chemischen Gestank des Sprengstoffs in der Nase und das Bimmeln von akutem Handlungsbedarf in den Ohren. Matthias fehlte ein Unterschenkel, das linke Auge war beinahe aus der Höhle gerutscht, und sein Tarnanzug war voll mit hellem Staub und leuchtend rotem Blut.
    »Dan...ny ... boy ... my Dannyboy ...«, brabbelte er.
    Jim legte die Klinge mitten auf seiner Handfläche an, zog sie durch die Haut und stieß ein Zischen aus, als sich der Stahl tief und glatt in seine Hand grub.
    Eddies Stimme drang durch die Erinnerung und den eisigen Schmerz zu ihm vor. »Und jetzt reib die Handfläche über die Holzspäne. Dann mach dein Feuerzeug an, heb die Hand vor den Mund und blas über sie hinweg in die Flamme und auf die Leiche, ohne das Bild aus dem Kopf zu verlieren.«
    Jim tat, wie ihm geheißen ... und sah zu seinem Erstaunen ein blaues Leuchten, das sich hinter seinem Feuerzeug bündelte, als hätte sich das Gerät wie durch Zauberhand in eine Lötlampe verwandelt.
    »Fertig«, sagte Eddie.
    Jim ließ die Flamme verlöschen und blickte an sich selbst herab. Er fragte sich, was Matthias wohl denken würde.
    Es hatte mal eine Zeit gegeben, als sie beide ziemlich dick miteinander befreundet gewesen waren. Aber das war lange her, und Matthias hatte den einen Weg gewählt, Jim einen anderen - lange vor der ganzen Sache mit dem Totsein, den gefallenen Engeln und so weiter.
    Aber es ging hier nicht um ihn und Matthias.
    Jim zog das Laken wieder hoch, bedeckte sein eigenes Gesicht und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis der Zauber Matthias hierherbrächte und Jim ihn wiedersähe.
    Er schob die Bahre zurück in den Kühlschrank und schloss die Tür, wodurch das neonblaue Leuchten eingesperrt wurde. »Hauen wir ab.«
    Auf dem Weg nach draußen war Jim still, versunken in die schlimmen Erinnerungen an das, was er in seiner Zeit bei den X-Ops getan, wen er getötet hatte. Und bei der Gelegenheit stellte er fest, dass nicht nur seine Adrenalinproduktion, sondern auch seine persönlichen Dämonen seinen Tod überlebt hatten. Er hatte die dunkle Ahnung, dass er seine Reue bis in alle Ewigkeit mit sich herumschleppen würde: Die weniger tolle Seite des Unsterblichseins war nämlich, dass es kein Finale gab, keine Chance, vom Karussell abzusteigen, an die man sich klammern konnte, wenn alles zu krass und zu viel wurde ... und man sich selbst verachtete.
    Sobald er und seine Kameraden wieder draußen auf dem Rasen standen, konzentrierte er sich wieder auf die Jagd nach lsaac Rothe.
    »Ich muss den Mann finden«, sagte Jim verbissen, auch wenn nicht damit zu rechnen war, dass die beiden anderen schon vergessen hatten, was als Nächstes anstand.
    Er schloss die Augen und beschwor das herauf, was ihn über die vielen Kilometer zwischen Caldwell und dem Ort, an dem lsaac zuletzt gesehen worden war, tragen würde ...
    Jims riesige Flügel entfalteten sich auf seinem Rücken, die schimmernden Federn streckten und dehnten sich wie Gliedmaßen, die vorher eingequetscht gewesen waren. Auch Eddie und Adrian hatten ihre ausgeklappt - im Schein der Straßenlaternen wirkten die beiden gefallenen Engel prachtvoll und nicht von dieser Welt.
    Ein Auto fuhr vorbei, und dennoch gab es keine quietschenden Reifen, kein Abkommen von der Spur. Die Flügel, genau wie Jim, Eddie und Adrian selbst, waren weder da, noch waren sie nicht da, weder wirklich noch unwirklich, weder greifbar noch nicht greifbar.
    Sie waren einfach.
    »Bist du bereit?«, fragte Eddie.
    Jim warf noch einen letzten Blick dorthin zurück, wo seine irdische Gestalt jetzt nicht nur steif und kalt dalag, sondern auch als Signalfeuer für einen Mann diente, den er zu hassen gelernt hatte.
    Obwohl er dem Arsch das Leben gerettet hatte.
    »Ja, machen wir uns an die Arbeit.«
    Über den Wolken und so weiter: Schon flogen die drei hoch in den dunklen Himmel und zwischen den glitzernden Sternen, auf den starken,

Weitere Kostenlose Bücher