Fallen Angels 02 - Der Dämon
oder sich ein geborgenes und sicheres Gefühl zu geben.«
Das klang ja alles schön und gut, aber ihre Sachen auf der Erde waren das, was sie mit den Seelen verband, die sie unten in der Hölle besaß, die einzige Verbindung zu ihren »Kindern«. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sie persönliche Besitztümer von jeder Seele, die sie sich angeeignet hatte, zusammengetragen: Knöpfe, Ringe, Ohrringe, Manschettenknöpfe, Fingerhüte, Stricknadeln, Brillen, Schlüssel, Stifte, Uhren ... die Liste ließ sich endlos fortsetzen. Am liebsten waren ihr Gegenstände aus Edelmetallen, aber im Prinzip funktionierte jegliche Art von Metall. Ähnlich wie die Materie das Licht reflektierte, strahlte sie auch den Widerhall desjenigen ab, der sie besessen, getragen oder benutzt hatte.
Der Auraabdruck dieser Menschen war das Einzige, was sie beruhigte, wenn sie ihrem Heiligtum da unten gerade keinen persönlichen Besuch abstatten konnte.
Gott, wie sie es hasste, auf Erden arbeiten zu müssen.
Erschauernd tupfte sie sich die Tränen ab. »Ich kann es nicht ertragen, so weit von ihnen entfernt zu sein.«
»Aber Sie brauchen Ihren Job. Das haben Sie mir selbst erzählt. Und Ihr Exmann besitzt einfach die besseren Möglichkeiten, sich um die tägliche Pflege und Betreuung Ihrer Kinder zu kümmern.«
»Das stimmt.« Devina hatte ihre Vorgeschichte so weit verbiegen müssen, dass sie einigermaßen menschenkompatibel war. Selbstverständlich gab es keinen Exmann, aber die Parallele funktionierte: Ihre Seelen waren dort, wo sie sie zurückgelassen hatte, in Sicherheit. Es machte Devina einfach nur fertig, so weit weg von ihnen zu sein. Es gab keinen Ort, an dem sie lieber wäre, als ganz unten in ihrem Reich, um die sich windende, wehklagende Schar zu beobachten, die dort auf ewig in ihren Mauern eingesperrt war.
Mit ihnen zu spielen machte Spaß.
»Wo wohnen Sie denn jetzt?«, fragte die Therapeutin. »Nachdem Ihr Freund und Sie beschlossen hatten, Ihre Beziehung zu beenden, wohin sind Sie gezogen?«
Jetzt wandelte sich Devinas Angst in Wut. Sie konnte nicht fassen, dass sie die erste Schlacht gegen Jim Heron verloren hatte ... oder dass dieser blöde Arsch in ihren privaten Raum eingedrungen war. Ihm und diesen anderen beiden Engeln hatte sie es zu verdanken, dass sie so hastig alles hatte zusammenpacken und das Loft räumen müssen.
»Ein Freund von mir besitzt ein leer stehendes Gebäude.« Eigentlich war er kein Freund. Nur irgendein Kerl, den sie so lange gefickt hatte, bis er die notwendigen Papiere unterschrieb. Im Anschluss hatte sie ihn umgebracht, seine Leiche in eine Giftmülltonne gestopft und das Ding ordnungsgemäß versiegelt. Jetzt stand er in seinem eigenen Keller und faulte gemütlich vor sich hin.
»Und der Umzug ist abgeschlossen?«
»Ja, alles ist da. Nur habe ich es, wie gesagt, noch nicht vernünftig geordnet.« Allerdings hatte sie eine weitere Jungfrau aufgetrieben, die sie postwendend geopfert und dazu benutzt hatte, den Spiegel zu schützen, der sie zurück in die Hölle brachte. »Ich habe aber eine Alarmanlage eingebaut.«
Wenn jemand das Blutsiegel in dem Raum, in dem sie ihren wertvollsten Besitz aufbewahrte, durchbräche, würde Devina das auf der Stelle bemerken. Auf genau diese Weise hatte sie auch sofort mitbekommen, als Jim und seine Engelkollegen bei ihr eingestiegen waren. So hatte sie ihre Sachen gerettet.
Jungfrauen waren dieser Tage allerdings verflucht schwer aufzutreiben. Jeder hatte ständig Sex, sodass etwas, was früher einmal an jeder Ecke zu finden gewesen war, heute immer seltener wurde. Kinder tötete Devina nie - das war einfach falsch. Es wäre, als würde ihr jemand eine ihrer Seelen wegnehmen. Aber jemanden über achtzehn zu finden, der noch nie gepimpert hatte ... Das konnte Tage dauern.
Ein Hoch auf die Keuschheit, konnte sie da nur sagen.
»Moment mal, was heißt Gebäude?«, fragte die Therapeutin. »Sie wohnen doch wohl nicht auf irgendeiner Baustelle?«
»Nein, nein. Im Augenblick bin ich in einem Hotel. Mein Beruf hat mich kurzfristig nach Boston verschlagen, um genau zu sein.« Denn es wurde Zeit für die zweite Schlacht mit ihrem Todfeind.
Und verdammt noch einmal, diese würde sie gewinnen.
»Devina, das ist ja so großartig.« Die Therapeutin schlug sich die Hand aufs Knie und lächelte. »Sie wohnen von Ihren Sachen getrennt. Sie haben einen Durchbruch geschafft.«
Nicht so richtig, wenn man bedachte, dass sie innerhalb einer Sekunde überall sein konnte, wo
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