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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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Reporter wüssten, wie viel Arbeit dahintersteckt, das hier
hört sich so verklärt einfach an.«
    »Dann sei so gut und erklär es
mir.«
    In den letzten Wochen hatten sie
kaum miteinander geredet. Entweder kam sie erst spät heim und fiel dann in
einen unruhigen, kurzen Schlaf, oder sie hatte im Büro übernachtet und sich
morgens knapp telefonisch gemeldet. Maarten konnte nur ahnen, was das
Kommissariat geleistet hatte. Karin gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
    »Ich werde es dir erzählen.
Jeder Fall in der letzten Zeit hatte so viele Abgründe, die reichten bis kurz
vor die Pforte zur Hölle. Ich habe Geschichten gehört, die sich keine kranke
Phantasie ausdenken kann.«
    Karin schlürfte an ihrem Kaffee.
»Weißt du, was das Schlimmste war?«
    Maarten schüttelte den Kopf.
    »Zu erkennen, dass es immer
weiter geht. Verstehst du, es gibt keine Grenzen mehr im menschlichen Umgang
miteinander. Angestachelt von Darstellungen im Internet und anderen Medien
werden verschlagene, schüchterne potenzielle Täter zu wahren Foltermeistern,
furchtbar.«
    Karin nahm einen großen Schluck
und blickte durch die Glastür zum Garten in die Ferne auf das glitzernde Wasser
des Sees. Schön ist es hier in Lüttingen so nahe am Wasser, dachte sie. Es war
eine gute Entscheidung gewesen, mit Maarten und den Kindern in den Xantener
Ortsteil, in die Nähe der ehemaligen Auskiesung, zu ziehen, die so hohen
Freizeitwert zu bieten hat. Wasser ist Leben, ein Element, das Menschen
anzieht, begann sie abzuschweifen, bevor sie sich disziplinierte, zurück ins
Gespräch zu gehen.
    »Unrechtsbewusstsein, ethische
Grenzen, Moralvorstellungen? Das sind dann nur noch Fremdworte. Da kannst du
dich nur ducken und aus der Schusslinie bleiben.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    Mutter und Tochter blinzelten
sich über den Tisch hinweg mit gekrauster Nase zu.
    »Vielleicht werde ich heute
Abend konkreter, denn ich weiß nicht, was unsere Süße alles aufschnappt. Von
der Seele reden tut so gut. Jetzt bin ich jedenfalls froh, eine Woche
durchatmen zu können. Freie Zeit mit meiner Familie, herrlich.«
    Maarten nickte und ließ sie von
seinem Brötchen mit Erdbeermarmelade abbeißen.
    * * *
    Kommissar Nikolas
Burmeester und der dienstälteste Kollege Simon Termath waren im
Bereitschaftsdienst, als der Einsatz angefordert wurde. Zu einem Unfall mit
Toten und Verletzten waren sie gerufen worden, an diesem Samstagmorgen Anfang
Mai, einem der friedvollen Frühlingstage mit sonnigem Wetter und
löwenzahngelben Wiesen. Das Ausmaß hatte sie erschreckt, kopfschüttelnd liefen
sie zum Parkplatz. Der alte Hase hastete dem jungen Spund nach und wollte es
genauer wissen.
    »Wie war das? Drei Tote und
sieben Schwerverletzte? Das kann doch nur ein Bus gewesen sein. Hat der
Diensthabende nichts gesagt?«
    »Nein, nur dass die
Einsatzkräfte ein Bild des Grauens vorfanden und die Lage noch lange nicht
unter Kontrolle ist. Da muss ein massives Aufgebot an Hilfskräften aus der
Region vor Ort sein. Die Streife hat durchgegeben, es könne sich um eine
vorsätzlich durchgeführte Tat handeln.«
    »Ein Bus, der in den Graben
gesetzt wurde? Absichtlich. Das wäre Mord!« Schwerfällig ließ sich Termath in
den Sitz plumpsen und seufzte. »Drei Tote. Und das auf die letzten Tage.«
    Er stand kurz vor dem Eintritt
in den wohlverdienten Ruhestand und hatte schon zu Jahresbeginn damit
angefangen, seine persönlichen Sachen Stück für Stück mit nach Hause zu nehmen.
Die Wand hinter seinem Schreibtisch zierte ein bizarres Muster aus dunklen,
rechteckigen Rändern und Nägeln, die nutzlos im Gemäuer staken. Mit jedem
Gegenstand, der in seiner altmodischen Tasche verschwand, sank seine Laune,
wurde er schweigsamer, ein griesgrämiger alter Wolf auf dem Weg ins Exil. Er
habe doch Familie, hatte die Hauptkommissarin ihm gesagt, er habe Ehefrau und
Enkelkinder um sich herum, alle würden sich auf ihn freuen. Eben, hatte er
geantwortet, das Wort mit heiserer Stimme und hängenden Mundwinkeln noch
mehrmals vor sich hin gemurmelt.
    »Wo müssen wir hin?«
    »Bei Xanten an der Ampelkreuzung Richtung Sonsbeck. Auf die Anhöhe
zu, wir könnten die Unfallstelle nicht verfehlen.«
    »Auch noch rüber op de schäl Sig.«
    Burmeester verdrehte die Augen.
    Über die neue Rheinbrücke fuhren sie, die rot ummantelten
Litzenbündel, die den eleganten Bau kraftvoll trugen, leuchteten im Licht des Vormittags.
Simon Termath blickte wehmütig nach links, wo das alte stählerne

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