Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
sollen Sie auf Dr. Schmiedels Konto auf der Bank einbezahlen. Er wird sich jetzt der Angelegenheit annehmen.«
» Aber Mister Oppenheimer wollte unbedingt von mir vertreten werden! Er hat darauf be…« Raffael sprach den Satz nicht zu Ende. Es hatte keinen Sinn. Sowohl Oppenheimer als auch Kappler würden von nun an nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Resigniert zuckte er mit den Schultern und schob Fräulein Julich alle Akten zu, die sich auf seinem Schreibtisch befanden. » Nehmen Sie sie. Ich habe ohnehin keine Verwendung mehr für sie.«
Rege Zeiten
Ricky atmete tief durch, bevor sie energischen Schrittes die Behrensstraße überquerte und auf den Eingang des Metropol-Theaters zustrebte. Sie war fest entschlossen, diese einmalige Chance beim Schopf zu ergreifen. Dieses Mal musste es einfach klappen. Eine bessere Möglichkeit würde sich ihr so schnell nicht mehr bieten. Außerdem gingen ihre Ersparnisse langsam zu Ende. Sie war jetzt schon über ein halbes Jahr in Berlin und hatte immer noch kein Engagement. In den Briefen, die sie ihren Eltern alle zwei Monate schrieb, verschwieg sie dieses kleine, aber sehr bedeutende Detail. Sie schwärmte von Berlin und seinem Theater- und Musikleben, als gehöre sie als feste Größe dazu. Tatsächlich kannte sie mittlerweile fast alle Theater und Opernhäuser, weil sie dort überall versucht hatte, ein Engagement zu bekommen. Leider immer vergeblich. Vor drei Monaten hatte sie die Wohnung von Heinrich Zille verlassen und war zu einer verwitweten, älteren Jüdin in die Winterfeldstraße gezogen. Zilles Sohn Walter hatte von dem günstigen Zimmer in der Nähe des Nollendorfplatzes erzählt, und sie war gleich hingegangen, um es sich anzusehen. Frau Teitelbaum war eine äußerst sympathische Frau, lebensklug, warmherzig und außerdem ehemals eine Klavierlehrerin gewesen. Sie und Ricky mochten einander auf Anhieb, denn Frau Teitelbaum fand es äußerst anregend, eine Untermieterin zu bekommen, die selbst gerne musizierte. Ricky fühlte sich sehr wohl in ihrem kleinen, aber gemütlichen Zimmer. Im Salon stand ein Klavier, auf dem sie so oft üben durfte, wie sie wollte. Manchmal begleitete die alte Dame sie sogar darauf, wenn sie neue Lieder einstudierte. Während der Monate in der Sophie-Charlotte-Straße hatte Ricky bis auf wenige Ausnahmen auf Musik verzichten müssen. Onkel Heinrich war äußerst lärmempfindlich. Es war nicht so, dass er Musik nicht gemocht hätte, aber Rickys Gesangsübungen hinderten ihn daran, in Ruhe an seinen Zeichnungen zu arbeiten. In dieser Beziehung war also alles wunderbar. Aber auf der anderen Seite musste sie nun um einiges mehr an Miete bezahlen und für ihren Unterhalt sorgen. Von dem wenigen Geld, das ihr ihre Eltern telegrafisch anwiesen, konnte sie kaum die Miete für ihr Zimmer begleichen. Also musste sie ihre Reserven angreifen, die sie von Großvater Johannes erhalten hatte. Da sie auch noch privaten Tanzunterricht nahm, schmolz ihr Guthaben rasch dahin und würde in kürzester Zeit aufgebraucht sein. Natürlich war sie immer noch viel besser dran als viele andere. Sie bekam von ihren Eltern englische Pfund, die in dem inflationären Deutschland weitaus mehr wert waren. Aber da es sich nur um eine geringe Summe handelte, reichten sie dennoch hinten und vorne nicht, um sich damit über Wasser zu halten. Ricky machte sich nichts vor. Wenn es mit diesem Engagement nicht klappte, dann musste sie in den sauren Apfel beißen und die Stelle als Bürogehilfin in Valentins Theater annehmen. Allerdings wäre es dann auch mit dem Tanzen vorbei, weil Joel nur tagsüber Zeit hatte, sie zu unterrichten, da er abends im Varieté auftrat. Ähnlich war es mit Valentin. Auch er stand meistens abends im Orchestergraben. Manchmal begann sie tatsächlich schon an ihrem Talent zu zweifeln. Vielleicht war sie ja doch nicht so begabt, wie sie immer geglaubt hatte? In ihrer provinziellen Heimat Afrika war es leicht gewesen, Anerkennung zu bekommen. Schließlich gab es ja dort kaum Sänger, aber hier …? Ricky zwang sich dazu, die negativen Gedanken abzuschütteln. » Ich werde Erfolg haben«, murmelte sie, als sie durch die große Schwungtür das Foyer des Metropol-Theaters betrat. Vor dem Zimmer des Intendanten warteten bereits eine Hand voll anderer Bewerberinnen, die sie sofort misstrauisch musterten. Die meisten schienen sich bereits zu kennen.
» Bist wohl neu hier, wa?«, fragte eine Brünette mit gerümpfter Nase. » Am besten verschwindste
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