Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Reise zu einem unerforschten Planeten
Geleitwort von Dr. Robert Ballard, Ozeanforscher und Entdecker der Titanic.
Das packendste Bild der Erde schossen Astronauten auf der Reise zum Mond bei einem Blick zurück: Als sie ihre Kameras noch einmal auf den Heimatplaneten richteten, zeigte er sich als das, was er wirklich ist: eine winzige blaugrüne Murmel im weiten, samtschwarzen Nichts.
Astronauten gehen auf der Mondoberfläche spazieren, Forscher schicken Sonden in die fernsten Winkel unseres Sonnensystems, und vielleicht wird eines Tages auch ein Mensch den Mars betreten. Doch mindestens auf absehbare Zeit wird der größte Teil der Menschheit auf der Erde leben.
Ein Blick in die Zukunft zeigt selbst uns Landratten, dass wir über den weitaus größten Teil unseres Planeten, der unter dem Meeresspiegel verborgen liegt, noch viel mehr erfahren müssen. Um diese unbekannten Regionen zu erkunden, müssen wir in eine Welt eindringen, die uns in vieler Hinsicht unbekannter ist als der Mars. So mögen sich die Seeleute der Antike vorgekommen sein, als sie sich aus der Geborgenheit ihrer Siedlungen aufs weite Meer hinauswagten. Als das Land allmählich hinter dem Horizont verschwand, haben sie vielleicht angstvoll in die Tiefe gestarrt. Das Meer muss bodenlos gewirkt haben, ein geisterhafter Friedhof verlorener Seelen, ein Tummelplatz gewaltiger Ungeheuer, und wer sich dort zu lange aufhielt, forderte die Götter Neptun oder Poseidon heraus, die Herren über die Naturgewalten der Meere.
Bei den ersten Versuchen, die obersten Meeresschichten zu durchdringen, gelangten tapfere Männer zuerst nur ein Stückchen in die Tiefe – 30 Meter vielleicht, eben solange sie die Luft anhalten konnten. Später wagten sich Schwammtaucher mit Helmen, in die über Schläuche Druckluft geleitet wurde, bis in Tiefen von 90 Metern vor. Um sich vor dem tödlichen Druck der Tiefe und den Gefahren beim Einatmen verschiedener Druckgasgemische zu schützen, bauten Ingenieure Unterwasserfahrzeuge, in denen der Luftdruck normal blieb. William Beebe und Otis Barton drangen damit schon in ewige Dunkelheit vor. Und schließlich erreichten Jacques und Auguste Picard die tiefste Stelle im Meer, bevor die eigentliche Erkundung der Tiefsee überhaupt angefangen hatte.
Heute gebührt den Weltmeeren und ihrem Schutz die größte Aufmerksamkeit. Angesichts von Bevölkerungsexplosion, begrenzter Landmasse und des Raubbaus an natürlichen Ressourcen muss uns der Erhalt dieses unerforschten einzigartigen Ökosystems unseres Planeten ein wichtiges Anliegen sein.
Lassen Sie sich in die Tiefen des Meeres entführen, wo sich der Großteil unserer Erde in ewiger Dunkelheit befindet, und denken Sie darüber nach, welche Rolle die Ozeane und die unterseeischen Landschaften in unserer Zukunft spielen könnten.
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Vom Erobern neuer Tiefen
Einleitende Worte von Herbert Nitsch, dem »tiefsten Mann der Welt«
Das Meer, unendliche Weiten, die mich seit nunmehr bereits über 15 Jahren an sich gefesselt haben. Seit ich im Alter von 26 Jahren meinen ersten Tauchgang – damals im Roten Meer – absolviert habe, lassen mich die Weltmeere einfach nicht mehr los. Einerseits wegen der faszinierenden Tierwelt, die sich einem beim Blick unter die Meeresoberfläche erschließt. Andererseits aber auch aufgrund der Stille, die im Meer allgegenwärtig ist.
Ab einer gewissen Tiefe verschmilzt der Körper mit dem ihn umgebenden Wasser. Man wird eins mit dem Element Wasser und spürt nur mehr sich selbst – das aber ausgesprochen intensiv. Vor allem bei meinen Tauchgängen, die ich ja ohne mitgeführte Luft mache, nur mit dem Atemzug an Luft in meinen Lungen, den ich von der Oberfläche aus mitgebracht habe, kann ich diese Stille noch mehr genießen. Habe ich anfangs noch Tauchgänge im klassischen Sporttauchbereich gemacht, hat mich sehr bald schon die Tiefsee angezogen. Dort unten, ganz allein auf sich gestellt, ist man wirklich ein Fisch unter allen anderen. Meine Tieftauchgänge haben mich, anlässlich meines anerkannten Weltrekords von 2007, mittlerweile ja bereits auf 214 Meter Tiefe geführt. Bei den Trainingstauchgängen war ich sogar noch um einiges tiefer. Hier, in den oberen Regionen des Mesopelagials, habe ich unglaubliche Begegnungen gehabt. Delfinschulen, die mich fasziniert bei meinem Training begleitet haben. Haie, die interessiert den Eindringling in ihrem Element beobachteten oder aber auch glitzerndes Leben rund um mich, Leuchtplankton, das
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