Farben der Herzen
hatte.
“Ich hatte gehofft, dass du zur Vernunft kommen und freiwillig zurückkehren würdest. Als ich nichts von dir hörte, blieb mir nichts anderes übrig, als selbst den Kontakt zu dir zu suchen.”
“Christian, es tut mir leid – mehr als du ahnst. Aber ich werde meine Meinung nicht ändern.”
“Bist du dir sicher, dass du nicht noch einmal darüber nachdenken willst?”
“Ja.” Sie schloss die Augen. Trotz allem vermisste sie ihn und die Anforderungen und Herausforderungen ihres Jobs. Nicht ein Tag verging, an dem sie nicht an ihn dachte. Sie wollte ihm von dem Baby erzählen. Doch sie wusste, dass sie es für sich behalten musste, bis die Wahrheit über seine Geschäfte ans Licht gekommen war. Und wie und wann das geschehen würde, wusste sie nicht.
“Du möchtest doch zurückkommen, Colette. Ich spüre es. Sag mir, was dich davon abhält, und ich werde das Problem aus der Welt schaffen. Du willst eine Gehaltserhöhung? Fein. Ich werde dein letztes Gehalt verdoppeln. Wir kennen uns gut und …”
Wütend drehte sie sich zu ihm um und funkelte ihn an. “Da bin ich anderer Meinung. Nach fünf Jahren gemeinsamer Arbeit weißt du so gut wie nichts über mich.”
“Tatsächlich?”
“Ja, tatsächlich”, brauste sie auf.
“Im Gegenteil – ich kenne dich
sehr
gut, Colette Blake.” Die versteckte Andeutung war so treffend, dass es sich anfühlte, als wäre ihr ein sorgfältig gezielter Nadelstich in die empfindliche Haut gesetzt worden – und in ihren Stolz.
“Siehst du, was ich meine?”, sagte sie so ruhig, wie es ihr hämmernder Pulsschlag zuließ. “Du hast meine These bestätigt. Was geschehen ist … ist geschehen, und es kann nicht rückgängig gemacht werden. Es wird immer zwischen uns stehen. – Ich schlage vor, Sie engagieren einen neuen Assistenten, Mr. Dempsey. Denn ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht die Absicht habe, wieder für Sie zu arbeiten … nie mehr.”
Sie musste ihre Würde bewahren. Und so ging Colette davon und ließ Christian mitten auf dem Gehsteig stehen.
6. KAPITEL
“Der einfache meditative Akt des Strickens bringt der Welt vielleicht nicht den Frieden, aber er hat meine Welt ganz sicher zu einem friedvolleren Ort gemacht.”
Ann Budd, Redakteurin für Interweave Press. Autorin zahlreicher Bücher über das Stricken, unter anderem Lace Style, gemeinsam mit Co-Autorin Pam Allen (Frühling 2007) und Getting Started Knitting Socks, Herbst 2007, Interweave Press
Lydia Goetz
W enn an diesem Tag nicht die erste Stunde des neuen Strickkurses stattfinden würde, hätte ich ganz sicher den Laden geschlossen, um bei Margaret und Julia zu sein.
Meine Nichte war in einer fürchterlichen Verfassung. Sie musste zwei Tage im Krankenhaus bleiben, nachdem man ihren schlimmen Armbruch gerichtet hatte. Ihr Gesicht war angeschwollen und blutunterlaufen. Ich konnte sie kaum ansehen, ohne in Tränen auszubrechen. Es war mir unbegreiflich, wie jemand meiner hübschen Julia etwas derart Grauenvolles hatte antun können. Doch noch verheerender als die körperlichen Blessuren waren die seelischen Verletzungen, die dieser Überfall bei Julia hinterlassen hatte.
Bei ihr – und bei meiner Schwester! Ich hatte Margaret nie zuvor so zornig erlebt. Im Krankenhaus lief sie rastlos im Wartezimmer auf und ab, war angriffslustig wie ein verwundetes Tier, fuhr das Personal an, verlangte Antworten und fiel damit allen auf die Nerven.
Ich konnte nicht mit ihr reden. Keine Ahnung, was ohne Matt noch alles geschehen wäre. Mein Schwager bewältigte die Situation mit viel Einfühlungsvermögen. Wieder und wieder erinnerte er Margaret daran, dass Julia
lebte.
Der Verlust des Wagens war nicht wichtig – die Hauptsache war, dass ihre Tochter den Überfall überlebt hatte. Die Versicherung würde das gestohlene Auto ersetzen, doch nichts und niemand hätte jemals ihr Kind ersetzen können.
Die Tür meines Ladens schwang an diesem trostlosen Mittwochnachmittag auf, und Alix trat ein. Ich freute mich, dass sie sich entschlossen hatte, einen weiteren Kurs zu belegen – obwohl sie ihn nicht wirklich brauchte, denn sie konnte inzwischen sehr gut stricken. Da Colette und Susannah Anfängerinnen waren, hatte ich vorgeschlagen, zwei unterschiedliche Muster anzubieten – einen einfachen Gebetsschal und für Alix ein anderes, anspruchsvolleres und kompliziertes Muster mit Spitze. Sie brauchte die Herausforderung, denn sonst verlor sie schnell das Interesse und langweilte sich. Und sie brauchte
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