Farben der Sehnsucht
verbunden sein - als sein Schwager!
Auf Noahs Lippen lag immer noch ein Lächeln, als er durch die Eingangshalle ging und von Courtney abgepaßt wurde. »Ich nehme an, daß wir nun Abschied voneinander nehmen müssen«, sagte sie und sah ihn für ihre Verhältnisse ziemlich niedergeschlagen an. »Paul hat gesagt, daß seine Worte keinen großen Eindruck auf dich gemacht zu haben scheinen. Sei bitte nicht sauer auf mich, weil ich ihn hergebracht habe, okay? Ich will nicht, daß du weggehst und böse auf mich bist.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte zu Noahs größtem Erstaunen ihre Arme um seinen Nacken, um ihm einen Abschiedskuß zu geben.
»Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich jetzt fast annehmen, daß du mich vermissen wirst«, sagte er scherzhaft.
Sie zuckte mit den Schultern. »Das werde ich auch.«
»Ist das dein Ernst? Ich dachte immer, du magst mich nicht.«
Seine Koffer waren schon in den Wagen gepackt worden, und in der Halle stand nur noch seine Aktentasche. Während Noah sich hinunterbeugte, um sie zu ergreifen, merkte er genau, daß Courtney ihn beobachtete und zu ergründen suchte, was in ihm vorging. Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben und war schlau genug, ihn nicht ohne einen letzten Versuch ziehen zu lassen. »Ich würde dich noch viel lieber mögen, wenn du Sloan vergeben könntest.«
Noah warf einen Blick über die Schulter und sah Douglas auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen; in seinem Gesicht lag der gleiche hoffnungsvolle Ausdruck wie in dem von Courtney. Noah zwinkerte seinem Vater verschwörerisch zu und wandte sich dann zum Gehen. »Nun, wenn du mich dann wirklich lieber magst, habe ich wohl keine Wahl«, sagte er mit einem schelmischen Grinsen zu seiner Schwester.
Mehr brauchte Courtney nicht zu hören. Da sie jedoch wie immer das letzte Wort haben wollte, lief sie Noah, der schon an der Tür war, schnell nach: »Weißt du, am allerliebsten wäre es mir, wenn du Sloan heiraten und in Palm Beach bleiben würdest.«
Er lachte laut auf, schlug einen Arm um sie und küßte sie auf ihre wilden Locken. Sie verstand, was er damit ausdrücken wollte, und folgte ihm überglücklich hinaus ins Freie. »Noah«, rief sie ihm eifrig hinterher, während er sich auf den Rücksitz seines Wagens gleiten ließ, »ich werde eine ganz tolle Tante sein!«
Noah schüttelte sich vor Lachen, als er die Autotür hinter sich zuzog.
55
Die Rotorblätter des Helikopters waren noch nicht zum Stillstand gekommen, als Noah schon auf dem Hauptdeck anlangte und sich suchend nach Sloan umsah. Da er sie nicht entdecken konnte, wandte er sich hastig an eines seiner Crewmitglieder, das gerade damit beschäftigt war, das Schiff zum Auslaufen fertigzumachen: »Ist Miss Reynolds an Bord?«
Der Mann wußte nur drei Dinge über diese geheimnisvolle Miss Reynolds: Sie war eine enge Freundin des FBI-Agenten, der das Schiff seines Chefs durchsuchen hatte lassen; sie war des Mordes an Edith Reynolds beschuldigt worden; und sie war vor kurzem von Maitlands kleiner Schwester an Bord gebracht worden, allerdings unter der Auflage, daß ihre Anwesenheit ein Geheimnis bleiben sollte. Er hielt es daher für besser, sich unwissend zu stellen. »Nein, Sir, meines Wissens ist sie nicht hier.«
Noah nickte mürrisch und ging stirnrunzelnd die Außentreppe hinauf zu seinem luxuriösen Schlafraum. Es war unmöglich, daß ein Helikopter oder ein Zubringerboot hier unbemerkt angekommen war. Offensichtlich hatte Sloan ihre Meinung geändert und wollte nun doch nicht mehr mit ihm sprechen. Die ganze Sache kam ihm äußerst seltsam vor.
Er schob die Hände in die Hosentaschen und starrte wehmütig auf das riesige Bett, in dem er so viele intime Stunden mit Sloan verbracht hatte, in denen sie sich leidenschaftlich geliebt oder lange, vertraute Gespräche miteinander geführt hatten. Langsam begann sein Mißtrauen wieder zu wachsen, und er fragte sich enttäuscht, inwiefern Richardsons flammende Verteidigungsrede für Sloan der Wahrheit entsprochen hatte. Die Frau, die Noah auf dem Polizeivideo gesehen hatte, hätte jedenfalls keine Angst vor einer Konfrontation mit ihm gehabt - wenn sie wirklich unschuldig war.
Er stand mit dem Rücken zur Tür und bemerkte daher nicht, wie Sloan über die Schwelle trat und zögernd stehenblieb. Sie hatte ein paar Stunden Zeit gehabt, über alles nachzudenken, was zwischen ihnen geschehen war, und versuchte nun ihren ganzen Mut zusammenzunehmen. Courtney war der festen
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